Der Wald ist der Lebensraum für zahllose Tiere und ein toller Rückzugsort für uns Menschen. Die Grünflächen dienen allerdings nicht nur dem Arten- und Naturschutz, sondern sind zudem die Rücklagen für eine unverzichtbare Ressource. Holz ist einer der vielseitigsten Rohstoffe des Planeten, wir brauchen es für unsere Häuser, Möbel, zum Heizen und vieles mehr. Neben der ökonomischen Betrachtung gibt es jetzt eine neue Ansichtsweise für Bäume. Diese sagt, dass ein Wald weitaus mehr ist, als wir bisher vermutet haben. Der Dokumentarfilm Intelligente Bäume präsentiert neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die unsere Wahrnehmung von der Natur für immer verändern werden.
Die Schnittstelle zwischen Ökonomie und Ökologie
In Deutschland sind mehr als 11 Millionen Hektar mit Wald bedeckt, ein großer Teil davon dient der Wirtschaft. Das Holz aus den heimischen Wäldern wird im In- und Ausland weiterverarbeitet oder als Energiequelle genutzt. Hätten wir die nachhaltige Ressource nicht zu unserem Vorteil entdeckt, wäre die menschliche Zivilisation wahrscheinlich nicht so fortgeschritten, wie sie es heute ist. Zu unterschiedlichen Formen verarbeitet, gab es uns ein Dach über dem Kopf, Schutz vor Feinden und sorgte für einfache Fortbewegung auf Land, Luft und Wasser. Dank der Vielseitigkeit ist die Nachfrage an Holz unverändert groß. Daher gibt es gewaltige Flächen mit Nutzwäldern, auf denen nur ausgewählte Baumarten stehen und darauf warten, gefällt zu werden. Aus ökonomischer Sicht macht das einen Sinn, allerdings gibt es neue bioökonomische Erkenntnisse, die gegen eine einseitige Forstwirtschaft sprechen.
Monokulturen – eine Gefahr für das Ökosystem
Ein Baum ist nicht nur eine leblose Ressource, die man abbaut und weiterverarbeitet. Im Kollektiv ergeben Bäume einen Wald, der wiederum den Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen bietet. Es ist die Vielfalt, die aus einem einzelnen Baum ein vollständiges Ökosystem macht. Das Streben der Ökonomen, immer mehr Umsatz mit Holz zu machen, legte den Grundstein für Monokulten, die seit geraumer Zeit generell in scharfer Kritik stehen. Reis, Weizen, Soja, Gerste, Mais, Kaffee, Zucker und Baumwolle sind die typischen Produkte, die weltweit in Monokulturen gezüchtet werden. Während zu Beginn die Vorteile dieser Art der Bewirtschaftung von der Industrie in den Himmel gelobt wurden, weiß man heute, dass die Nachteile nicht nur deutlich überwiegen, sondern auch, dass die Folgen für das gesamte Ökosystem gravierend sind.
Das Prinzip der Monokultur wird auch in der Forstwirtschaft angewendet. Holz ist mittlerweile ein beliebtes Spekulationsprodukt an der Börse und muss daher in Massen produziert werden. Man war der Annahme, dass Bäume keine Ansprüche stellten und eine einfache Investition samt guter Rendite wären. Aber dem war nicht so, Forstmonokulturen legten ein anderes Verhalten an den Tag als unberührte Mischwälder. Es kam zu extremen Schädlingsbefällen, einer erhöhten Bruchanfälligkeit, Waldsterben und weiteren mysteriösen Folgeschäden. Ganze Waldstriche wurden krank und somit unbrauchbar, obwohl es keine nachweislichen Ursachen gab.
Der Wald – eine soziale Gemeinschaft
War ein Wald krank, machte man äußere Einflüsse oder Schädlinge dafür verantwortlich. In der Regel folgte ein Kahlschlag, um das Fortschreiten des Waldsterbens zu verhindern und, um neuen Bäumen Platz zu geben. Erfolg brachte diese Methode nicht, sondern verschlimmerte den Zustand meist noch. Bisher hatte man nur an der Oberfläche gekratzt, der deutsche Förster Peter Wohlleben und die kanadische Wissenschaftlerin Dr. Suzanne Simard haben das Problem aber nun an der Wurzel gepackt. Sie stellten ein unterirdisches Netzwerk fest, mit dem alle Bäume des gesamten Waldes verbunden sind.
Die Bäume kommunizieren miteinander, tauschen Nährstoffe aus, helfen sich gegenseitig und warnen vor Gefahren. Wird ein Baum von einem Schädling befallen, warnt dieser seine unmittelbaren Nachbarn über das oftmals kilometerweite Netzwerk, das aus Wurzeln und Pilzen besteht. So können andere Bäume frühzeitig effektive Schutzmechanismen entwickeln, um sich selbst und die Waldgemeinschaft zu schützen. Damit das funktionieren kann, braucht ein Wald ein funktionstüchtiges Abwehrsystem, das in Mischwäldern deutlich besser ausgeprägt ist. Monokulturen schwächen das Ökosystem Wald also nachweislich. Kahlschläge sind ebenfalls keine nachhaltige Lösung, denn so stören wir den Austausch über das Wurzelnetzwerk. Wenn wir also auch in Zukunft gesunde Wälder für einen Spaziergang besuchen oder auch wirtschaftlich nutzen wollen, müssen wir unseren Umgang mit der Natur grundlegend neu gestalten.
Das (Öko-)System Wald – ein Vorbild für uns Menschen?
Der Dokumentarfilm Intelligente Bäume, den Du jetzt auf maona.tv – der TV-Sender mit Sinn! sehen kannst, zeigt uns ein neues Bild des Waldes, das unsere Sichtweise auf die Natur und ihr gesamtes Wesen von Grund auf verändern wird. Die kanadische Wissenschaftlerin Suzanne Simard und der Bestseller-Autor Peter Wohlleben präsentieren uns eine verborgene Welt, die wir gar nicht wahrgenommen haben und erst noch kennenlernen müssen. Die Wälder dieser Welt, die unzähligen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause bieten, sind selbst lebendige Wesen, die aktiv Einfluss auf ihre Umwelt nehmen. Das bedeutet für uns, dass wir achtsamer mit der Natur umgehen sollten. Immerhin sind die Wälder der Erde nicht nur der Lebensraum für andere Lebewesen, sondern sind die größten Ökosystemdienstleister, indem sie Wasser filtern, Kohlenstoffdioxid speichern und Sauerstoff produzieren. In anderen Worten, unser Überleben ist von einem intakten Ökosystem abhängig.
Die deutsche Filmproduzentin und Forstwissenschaftlerin Julia Dordel stellt uns eine funktionierende Gemeinschaft vor, von der wir Menschen noch viel lernen können. In der Natur ist alles miteinander verbunden, im Kollektiv des Waldes gibt es keinen Egoismus, keine Ungerechtigkeiten und keine Ausgrenzungen. Im Gegensatz zu unserer Gesellschaft suchen einzelne Bäume nicht ihren eigenen Vorteil, sondern tragen ihren Teil für eine funktionierende und gesunde Einheit bei – ein Zustand, der in der menschlichen Geschichte unerreicht ist. Aber was noch nicht ist, kann noch werden, denn wir haben es selbst in der Hand, wie wir in Zukunft mit der Natur als auch mit anderen Menschen umgehen wollen. Entweder fristen wir ein Dasein, das nur unserem eigenen Vorteil dient oder wir versuchen es Mal als Gemeinschaft, die zusammenarbeitet, gerecht ist und aufeinander Acht gibt.
Die interessante Dokumentation ist ein wichtiger Beitrag von Julia Dordel, eine deutsche Filmproduzentin und Schauspielerin – hier kommst Du zum Profil der Regisseurin.
Diese Beiträge könnten Dich auch interessieren:
Plan B für die Erde – Wer rettet Mutter Natur?
Das „da draußen.“ – Wie wir zunehmend den Bezug zur Natur verlieren
Wolf-Dieter Storl: Eine Legende der Natur zeigt Dir seine Welt