Es steht nicht gut um die Grünflächen dieser Erde. Der Amazonas wird gerodet und brennt seit Monaten, in Afrika schreitet die Wüstenbildung immer weiter voran, in Sibirien sowie Osteuropa gibt es endlos viele kleine als auch große Brandherde und Südostasien leidet regelmäßig unter Waldbränden sowie illegalen Feuerrodungen. Aber wie steht es eigentlich um unsere heimischen Wälder, geht es der Natur hierzulande besser? Leider nein, zwar haben wir hier keine übergroßen Waldbrände oder illegale Rodungen, gut geht es dem deutschen Wald dennoch nicht, es ist die Rede von einem zweiten Waldsterben.
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Der Status Quo
Macht man sich auf zu einem gemütlichen Spaziergang in der Natur, ahnt man zunächst nichts, wenn man die Umgebung betrachtet. Immerhin ist reichlich grüner Wald vorhanden und er scheint auf den ersten Blick gesund und voller Leben zu sein. Dieser Schein trügt aber, denn um unsere 11 Millionen Hektar Wald steht es gar nicht gut, die deutschen Wälder sterben immer weiter ab.
In den vergangenen zwei Jahren fielen hierzulande 263 Millionen Bäume, es waren Trockenheit, Stürme und vor allem Schädlinge, die der Natur zu schaffen machten. Im Kalenderjahr 2020 kamen weitere 137 Millionen Bäume weg, zusätzliche 245.000 Hektar Wald gelten bereits jetzt als verloren und sollen demnächst einem Kahlschlag unterzogen werden. Auch wenn noch auf rund 30 Prozent der deutschen Landesfläche mehr als 90 Milliarden Bäume stehen, sind diese Zahlen alarmierend. Vor allem, weil das Waldsterben immer schneller voranschreitet, woran auch wir eine Mitschuld tragen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sind nur wenige resistente Baumarten, dafür viele Nadelbäume gepflanzt worden, die allerdings anfälliger für Schädlinge sind, kaum Artenvielfalt ermöglichen und nicht hitzebeständig sind. Die Fichte nimmt zusammen mit der Eiche, Kiefer und Buche rund drei Viertel der gesamten Waldfläche des Landes ein. Alle diese Arten sind bei Schädlingen sehr beliebt und zudem nicht sehr hitzeresistent, was bei den immer länger werdenden Dürreperioden über den Sommer ein folgenreicher Nachteil ist. Artenreiche oder geschützte Mischwälder gibt es bei uns nur relativ wenige, was uns nun zum Verhängnis wird.
Machen wir es so, wie in der Vergangenheit
Das Waldsterben ist nicht neu, schon in den 80er Jahren war es das bestimmende Thema der deutschen Umweltpolitik. Damals war es die übermäßige private und industrielle Umweltverschmutzung, was zum flächendeckenden Absterben von Laub- und Nadelbäumen führte. Als dann die Wissenschaft sowie die neu gegründete Partei „Die Grünen“ auf das Waldsterben aufmerksam machten, kam auch die Politik langsam in Bewegung. Das Bewusstsein für die heimische Natur änderte sich in der Gesellschaft und dank zahlreicher Initiativen wurde das erste menschengemachte Waldsterben verhindert.
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Für das Waldsterben, das wir aktuell erleben, gibt es neue Ursachen und somit andere Herausforderungen. Die Lösung aber ist dennoch dieselbe, das aktive Handeln auf gesellschaftlicher und politischer Ebene, um die Wälder besser zu schützen, Forstschädlinge nachhaltig zu bekämpfen und der andauernden Trockenheit den Kampf anzusagen. Konkrete Maßnahmen sind zum Beispiel, in Zukunft mehr Laubmischwälder mit resistenteren Baumarten anzulegen sowie die regionale Forstwirtschaft auszubauen und umfangreicher zu unterstützen. Erfolg hat die Sache aber nur, wenn der Natur- und Artenschutz auf politischer Ebene wieder mehr Priorität erhält, umfangreicher definiert und besser kontrolliert wird.
Waldsterben und Klimawandel hängen zusammen
Der gefährlichste Forstschädling ist der Borkenkäfer, der seinen Nachwuchs in die Fichtenrinde ablegt, wo sich die Larven dann durch die schützende Rinde fressen. Die Population der Borkenkäfer ist durch die milden Winter der vergangenen Jahre sprichwörtlich explodiert. Ein Weibchen legt im Durchschnitt 50 Eier ab, und dass zwei bis drei Mal in einem Jahr. So kommen auf drei Generationen mehr als 300.000 Jungkäfer, wovon etwa einhundert ausreichen, um einer ausgewachsenen Fichte den sicheren Tod zu bringen.
Insektizide gegen den Borkenkäfer kommen in der Regel nicht zum Einsatz, weil die Artenvielfalt der Insekten nicht auf der Abschussliste der Forstwirtschaft steht. Zum einen, weil der Bestand der Waldschädlinge vor allem von anderen Insekten reguliert wird, Vögel und andere Waldbewohner tragen nur wenig dazu bei. Zum anderen können sich die Bäume selbst gegen allerlei Schädlinge wehren, wenn sie gesund sind als auch ausreichend Wasser und Nährstoffe aus dem Boden ziehen können.
Der Kampf gegen den Klimawandel, der für längere Dürreperioden und heftigere Stürme bis hin zu Orkanen sorgt, ist also das beste Mittel gegen das Waldsterben. Klima und Natur stehen im direkten Zusammenhang, die Wälder sind die grünen Lungen unseres Planeten und somit die besten Klimaschützer überhaupt. Achten wir Menschen mehr auf einen nachhaltigen Lebensstil und tragen aktiv einen Beitrag zum Schutz der Natur sowie Artenvielfalt bei, haben die Wälder bald wieder selbst genügend Kraft, um sich vor Hitze und Schädlingen zu schützen.
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Quellen:
Zahlen und Fakten zum Wald in Deutschland und weltweit
Häufig gestellte Fragen zum Borkenkäfer
Noch haben wir 90 Milliarden Bäume in Deutschland – doch unsere Wälder sind todkrank