Wäre es nicht schön, wenn alle Menschen gemeinsam an einem Strang ziehen würden und sich zudem immer einer Meinung wären, in welche Richtung es gehen soll? Der Optimist würde wahrscheinlich von einer Utopie sprechen, da durch den Konsens sehr viel Positives in kurzer Zeit erreicht werden könnte. Der Pessimist wäre vom Gegenteil überzeugt, da nicht alle Menschen nur Gutes im Sinn haben und damit wohl oder übel auch leider recht hat. Auch der Realist würde zur Vorsicht mahnen, aber aufgrund dessen, da sozialer Fortschritt nur durch den Diskurs alternativer Meinungen sowie der Akzeptanz neuer Erkenntnisse möglich ist. Unterschiedliche Meinungen sind ein Grundsatz für eine diverse, aufgeklärte und aufgeschlossene Gesellschaft, daher sollten wir uns eigentlich freuen, wenn an unserem Tisch Ansichten diskutiert werden können, die uns neu sind.
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Das Grundrecht der Meinungsfreiheit
Es liegt in der Natur des Menschen, sich mit anderen Individuen abzugeben, die dieselben Interessen, Hobbys und Überzeugungen teilen. Niemand würde freiwillig seine knappe Freizeit damit verschwenden über Themen zu sprechen, die einem vollkommen fremdartig erscheinen. Durch die Gemeinsamkeiten entsteht ein Kollektiv – manch einer würde sogar von Freunden sprechen. Mit diesen umgibt man sich gerne, weil Harmonien und nicht nur gleiche Meinungen vorhanden sind. Damit so etwas wie eine Freundschaft zunächst entsteht, muss man vorab aber akzeptiert werden. Und das funktioniert deutlich schneller, wenn man sich nicht allzu sehr unterscheidet. Je homogener eine Gruppe ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit von Konflikten, aber es gibt auch Nachteile.
Was geschieht, wenn wir in unserer heilen Welt auf jemanden treffen, der eine von uns abweichende Ansicht auf etwas hat? In der Regel kommt es zu einem Gespräch, einer Diskussion, in der jeder seine Position vermittelt. Aber meist wollen wir noch mehr, wir möchten andere von unserem Standpunkt überzeugen. Denn dieser scheint uns der bessere und kompetentere zu sein. Bereits der Dunning-Kruger-Effekt zeigt aber, dass das nicht immer der Fall sein muss und dann kann es auch gefährlich werden. Um zu verhindern, dass Meinungen nicht in Köpfe gehämmert werden, wurde die Meinungsfreiheit als Grundrecht definiert. Denn auch die Überzeugungskunst mit Gewalt und Unterdrückung liegt scheinbar in der menschlichen Natur.
Die Meinungsvielfalt, die hierzulande herrscht, klingt schön und lässt uns aufgeklärt erscheinen. Aber wie viele Meinungen erlauben wir anderen im kleinen Kreis? Unsere Ansichten, die wir in die weite Welt posaunen, sind die Greifarme unserer Glaubensgrundsätze. Und diese haben wir in Feinarbeit aus Erfahrungen sowie aus unserem archivierten Wissen geschaffen haben. Mit ihnen greifen wir um uns, um Gleichgesinnte zu finden und an uns zu ziehen. Aber auch, um andere von uns fernzuhalten. Es passiert schnell, dass wir uns in einer Scheinwelt wiederfinden, in der jedes Argument eine Bestätigung der eigenen Meinung ist. Menschen und Überzeugungen, die nicht in dieses Weltbild passen, will man nicht wahrnehmen oder gar zu Wort kommen lassen. Man eröffnet rasch das verbale Feuer und vergisst, dass Worte eine mächtige Waffe sind, die einen gewaltigen Schaden anrichten können.
Die Lücke zwischen Akzeptanz und Toleranz
Die Menschheitsgeschichte ist geprägt von Krieg und Zerstörung. Oft hat nur ein kleiner Funke gereicht, um zu den Waffen zu greifen. Der diplomatische Weg wurde nur in seltenen Fällen gewählt. Leider kann man nicht behaupten, dass Frieden, Freiheit und Akzeptanz typische Merkmale der Menschheit sind. Die meisten Konflikte gehen auf das Konto der Religionen, nur in Ausnahmen ging es um überlebenswichtige Ressourcen und selbst hier gab es eigentlich immer friedliche Alternativen. Allein dieser Fakt sollte jeden von uns dazu motivieren, die Meinung anderer zu akzeptieren. Denn es wird nicht immer der Fall sein, dass die eigene Ansicht die Norm ist und, wenn dieser Moment gekommen ist, wünscht man sich in einer gewaltfreien und aufgeklärten Gesellschaft zu sein.
Unsere Gesellschaft ist zu einem großen Teil tolerant, was ein guter Anfang, aber noch lange nicht das Ende vom Lied ist. Toleranz bedeutet lediglich, dass man andere Menschen sowie ihre Überzeugungen mehr oder weniger gleichgültig zur Kenntnis nimmt. Akzeptanz geht ein ganzes Stück weiter und verlangt deutlich mehr Initiative als die reine Kenntnisnahme. Es ist ein mental prägender Akt der Wertschätzung für die Integration anderer Menschen als auch ihrer Meinung. Also genau das, was man von seinem Gesprächspartner erwartet, wenn man seine eigene Meinung preisgibt. Auch andere haben das gute Recht, wahrgenommen und gehört zu werden.
Die ewige Suche nach der Wahrheit
Der Mensch ist eine besondere Spezies. Wir haben es geschafft, alle Regionen dieser Welt zu besiedeln, die vorhandenen Ressourcen für unseren Vorteil zu nutzen und schaffen jeden Tag neue unglaubliche Erkenntnisse. Wir hatten schon seit jeher einen scheinbaren unstillbaren Hunger nach mehr, trotzten allen Widerständen, um Neues zu entdecken und wollen auch heute noch unser Wissen erweitern. Die Menschheit verlangt nach Wahrheit, aber wer kann uns mit Gewissheit sagen, dass eine bestimmte Sichtweise die einzig wahre ist?
„Die Menge meint, alles zu wissen und alles zu begreifen, und je dümmer sie ist, desto weiter erscheint ihr Horizont“ – Anton Pawlowitsch Tschechow
Wir sollten jeden Tag unvoreingenommen raus in die Welt gehen, um zu sehen, was uns auf dem Silbertablett serviert wird. Das bedeutet keinesfalls, dass man keine eigene Meinung haben oder seine Überzeugung nicht verteidigen soll. Denn wir sind in Besitz einer Fähigkeit, die es uns erlaubt, unsere Ansichten und unser Wissen zu kommunizieren, wovon auch andere profitieren können. Falsch wäre es nur, die eigene Meinung der anderen überzuordnen oder sie komplett abzulehnen. Immerhin haben wir auch die Möglichkeit, neue Dinge zu erfahren, wodurch wir neue Perspektiven erhalten sowie unbekanntes Wissen erlernen – wer nur spricht, lernt nichts dazu.
Diskussionen haben nicht das Ziel der Überzeugung, sondern dienen dazu, abweichende Ansichten zu debattieren und unter Umständen einen logischen Konsens zu schaffen. Falls das nicht erreicht wird, hat man zumindest etwas Neues erfahren und darf dankbar dafür sein, dass wir eine andere Sichtweise kennenlernen durften. So spannt sich der Bogen, der auf die folgende Utopie abzielt: Wäre es nicht schön, wenn die Menschen dieser Welt unterschiedlicher Meinung sein könnten und sich trotz der Differenzen akzeptieren und respektieren, um gemeinsam voranzuschreiten?
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