Sauberes Trinkwasser aus dem Hahn ist für uns selbstverständlich. Doch in Äthiopien, einem Land, in dem der Zugang zu Wasser eine Herausforderung darstellt, wird dieser Luxus oft zu einer herausfordernden Rarität. Hier gibt es allerdings auch eine inspirierende Geschichte, die Hoffnung inmitten der Dürre bringt. Wir lernen Arturo Vittori kennen, einen italienischen Designer, der mit seiner visionären Idee das Leben in abgelegenen äthiopischen Dörfern verändert. Seine Mission? Wasser aus der Luft zu gewinnen, ohne aufwendige Technologie oder teure Infrastruktur. Diese bahnbrechende Lösung nennt sich Warka Water und bietet einen revolutionären Ansatz für das Wasserproblem in Äthiopien.
Die Entstehung des Projektes WARKA WATER
Klares, sprudelndes Wasser ist ein köstlicher Genuss, für jeden Menschen. In einem Landstrich, den Staub, Steine und sengende Hitze prägen, ist es pures Leben. Der Mangel an Wasser bestimmt jedoch das Leben aller Menschen in den ländlichen Regionen Äthiopiens. Äthiopien gehört zu den trockensten Ländern der Welt, immer wieder gibt es Dürreperioden. Jeder Dritte hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Wasser muss oft aus weit entfernt liegenden Quellen ins Dorf getragen werden. Bis zu 25 Liter tragen bereits Kinder über viele Kilometer nach Hause.
Dort, wo verlässliche Wasserquellen fehlen, holen Mädchen und Frauen das Wasser aus offenen Tümpeln. Diese sind oft mit Krankheitserregern verseucht. Jedes Jahr sterben in Äthiopien mehr als 17.000 Mädchen und Jungen an Krankheiten, die auf verschmutztes Wasser und schlechte Hygiene zurückzuführen sind.
Was das in der Praxis bedeutet, hat der Designer Arturo Vittori 2012 erlebt, als er einige abgelegene Dorfgemeinschaften des ostafrikanischen Landes besuchte. Er verließ das Land mit dem Gefühl, eine Aufgabe erhalten zu haben: Er wollte dabei helfen, dass abgelegene Dörfer leichter an sauberes Wasser kommen. Das Projekt Warka Water wurde geboren.
Äthiopien: Jeder Tropfen Wasser zählt
Warka Water ist in erster Linie eine Wassersammelstation in Form eines – je nach Version – über zehn Meter hohen Turms. Das kostbare Nass fängt die Konstruktion dabei auf drei Arten auf:
- sie speichert Regenwasser,
- sie fängt Nebeltropfen in einem feinmaschigen Netz aus Recycling-Stoff ein,
- und sie bietet eine Fläche, auf der sich in der Nacht Tau bilden kann.
Das so aus der Luft gewonnene Wasser läuft dann – ganz ohne Strom – per Schwerkraft durch einen Filter und schließlich in einen unten im Turm installierten Wassertank. Die Effektivität kann sehen lassen: Auf einen Jahresdurchschnitt von 50 bis 100 Litern Wasser am Tag sollen der Sammeltürme kommen. Vittori und sein Team haben mittlerweile mehrere Prototypen getestet und dabei mit verschiedenen Konstruktionsweisen experimentiert. Allen gemein ist, dass sie auf lokal verfügbare Materialien setzen.
Die Grundbestandteile von Warka Water sind Bambus, Hanf, Bioplastik und Metallbolzen, sodass die Türme nicht in entwickelten Ländern wie Italien oder Deutschland produziert werden müssen, sondern in den Ländern, in denen sie letztlich auch eingesetzt werden. Zwischen 500 und 1.000 Euro kostet ein Turm, wenn er in Äthiopien produziert wird. Für Dorfgemeinschaften nicht gerade billig, aber dennoch günstiger als viele andere Methoden der Wassergewinnung – wie etwa der aufwendige Brunnenbau.
Das nächste Ziel des Projektteams ist, die Wassergewinnung in den einzelnen Häusern der Dorfgemeinschaften zu realisieren. Für die Menschen in den ländlichen Regionen würde damit ein Traum in Erfüllung gehen.
Warka Water – mehr als nur Wasser
Der Name Warka Water kommt nicht von ungefähr. Warka, so heißt ein Feigenbaum in Äthiopien, der den Dorfgemeinschaften als gemeinsamer Treffpunkt dient. Die Warka Water Türme sollen zukünftig diesen sozialen Treffpunkt ersetzen. 2019 gehen Warka Water Türme in die “Massenproduktion”. Bereits 2016 wurde das Projekt mit dem prestigeträchtigen World Design Impact Prize ausgezeichnet. Ein Preis, mit dem alle zwei Jahre Designprojekte ausgezeichnet werden, die sozialen Mehrwert bieten.
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