Stell dir vor, Du gehst in einen Berliner Supermarkt und findest eine Welt im Stil des Indoor Farming vor: Minikräuter und Grünpflanzen wachsen direkt vor Deinen Augen in den Regalen. Dieses Konzept, das seinen Ursprung in einem Berliner Hinterhof hat, könnte bald auch deinen Supermarkt erreichen. Wie wird diese innovative Idee des Indoor Farmings Deinen Einkauf und die Art, wie wir Lebensmittel anbauen, revolutionieren?
INFARM bringt Frische in Berliner Supermärkte
In einem Berliner Metro Supermarkt in Friedrichshain bekommt das Wort “Frische” eine neue Dimension. Denn Kunden können hier ab sofort die allerfrischsten Produkte wie Kräuter und verschiedene Salatsorten aus Indoor-Gewächshäusern pflücken.
Ja, pflücken. INFARM heißt das neue Startup-Unternehmen, das das vertikale Indoor Hightech-Farming möglich macht. Und das Unternehmen setzt mit seiner Idee beim Kunden an: sie wollen, dass die Kunden ein völlig neues Shoppingerlebnis im Supermarkt verspüren – Lebensmittel, die bisher lange Transportwege hinter sich hatten, können nun direkt beim Supermarkt um die Ecke selbst geerntet werden. Städtische Landwirtschaft auf kleinstem Raum quasi.
Junge Gründer vor allem aus dem Ausland feiern Berlin als die Start-up-Metropole, kreativer als London – und humaner als das Silicon Valley. Das macht sich inzwischen auch bei den Geldgebern bemerkbar.
Bisher nur in der Friedrichshainer Filiale
“Indoor-” oder “Vertical Farming” heißt der Trend, der inzwischen sogar den Einzelhandel erreicht hat. In einer Friedrichshainer Filiale des Handelskonzerns Metro wird das Gemüse mithilfe des Berliner Start-ups INFARM direkt im Supermarkt angebaut und kommt später vom Feld direkt frisch in den Einkaufswagen. Metro spart sich dabei nicht nur die ökologisch belastende Logistik des Gemüsetransports, sondern sämtliche Pestizide.
Das Pilotprojekt mit dem Namen “Kräutergarten” lässt sich bisher nur in der Friedrichshainer Filiale finden und beschränkt sich derzeit noch auf verschiedene Kräuter- und Pflanzenarten wie Basilikum, Minze oder Grünkohl.
Das Unternehmen hofft allerdings, seine Produktpalette schon in ein paar Monaten auszuweiten und auch Tomaten, Auberginen und Paprika in seinen Gewächshäusern anpflanzen und anbieten zu können.
Und dort hört es für das Start-Up mit der Zukunftsvision nicht auf: nach dem Testlauf in Friedrichshain hofft das Unternehmen, auch mit anderen Supermärkten zusammenarbeiten zu können und seine Idee möglicherweise auch in Hotels und Restaurants umzusetzen.
Wie genau funktioniert die Idee des Indoor-Farming?
Die Luft werde gefiltert, sagt Erez Galonska, einer der Gründer von INFARM, das mache die Pflanzenschutzmittel überflüssig. Er pflückt ein Salatblatt, isst davon und reicht es weiter. Und es schmeckt wirklich, sogar ganz ohne Dressing oder Gewürze. Später kommt noch mehr von dem Gemüse auf den Tisch – bei einem veganen Frühstück. Nach Berechnungen des Start-ups stößt das Indoor-Farming nur ein Zehntel der Co2-Emissionen herkömmlicher Landwirtschaft aus, unter anderem auch, weil die Methode Abfälle reduziert.
Das Gewächshaus ist aus verschiedenen, übereinander angeordneten Einheiten aufgebaut, quasi wie einzelne Mini-Etagen, auf denen die verschiedenen Kräuter- und Gemüsearten auf einer dünnen, sauerstoff- und nährstoffreichen Wasserschicht angepflanzt werden und gedeihen können. LED Lampen helfen bei fehlendem Sonnenlicht und Mikrosensoren überprüfen Temperatur und Zustand der Pflanzen, um ein optimales Wachstum zu gewährleisten. Die Technik des Gewächshauses kann auch per Smartphone-App gesteuert werden, so das kaum zusätzliche Arbeit anfällt. Plus, wie bereits erwähnt: die innovative Technik von INFARM kommt völlig ohne Pestizide aus und kann das ganze Jahr über betrieben werden.
Ziel des Unternehmens ist es, Städten dabei zu helfen, den Weg zurück zur Natur zu finden und gleichzeitig Menschen die besten und frischsten Produkte zur Verfügung zu stellen.
Und ganz nebenbei besitzt die Idee der vertikalen Kräutergärten von INFARM auch noch das Potential, überflüssigen Verpackungsmüll zu reduzieren und den CO2-Ausstoß in die Umwelt zu verringern.
In manchen Gegenden ist der Zugang zu wirklich frischen und gesunden Lebensmitteln sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich, wie zum Beispiel in St. Louis in den USA. INFARM hätte hier das Potential, den Menschen, die keinen eigenen Garten oder sonstigen Platz besitzen, Kräuter und Gemüse anzubauen, den Zugang zu genau solch frischen Produkten zu ermöglichen.
Galonska kommt aus Israel.
Indoor Farming – Die perfekte Kombination aus Hard- und Software
Wie so viele junge Unternehmer hat es ihn irgendwann nach Berlin gezogen, Deutschlands unbestrittene Start-up-Hauptstadt. Und wie so viele junge Gründer aus dem Ausland hat auch er schon vor seiner Gründung in Berlin gelebt. Wenn man mit ausländischen Gründern spricht, steht der Wunsch, in Berlin zu leben, fast immer am Anfang ihrer Firmengeschichte.
Gegründet wurde INFARM bereits im Jahr 2013, unter anderem durch private Spenden aber auch mit Unterstützung der EU. Und als neuesten Clou hat das Unternehmen vor kurzem ein Origami Mini-Gewächshaus erfunden.
“Unsere Mini-Farm ist die perfekte Kombination aus Hard- und Software und wesentlich effizienter als herkömmliche Gewächshausmodelle für den Privatgebrauch”, erklärt das Unternehmen seine Origami-Gewächshäuser.
Statistiken zufolge wird im Jahr 2050 rund 80% der Weltbevölkerung in Städten und urbanen Gegenden leben. Mit einem ebenfalls vorausgesagten Anstieg der Population um weitere 3 Milliarden Menschen während dieser Zeitspanne, wird der Bedarf an mehr Lebensmitteln – und somit auch an mehr Land, um diese anzubauen – immer größer. Vor allem, wenn wir uns auf die traditionelle Landwirtschaft verlassen. Unternehmen wie INFARM probieren daher neue Wege, wie man Indoor-Landwirtschaft betreiben und vor allem Menschen die Möglichkeit geben kann, ihre eigenen Lebensmittel anzubauen und zu ernten.
Bis jetzt scheint INFARM durchaus Erfolg mit seinem Konzept zu haben und inzwischen gehen mehr als 400 INFARM Produkte pro Monat über die Ladentheke. Innovationsgeist und Technologie werden zeigen, in wiefern dieser Ansatz eine nachhaltige Antwort auf die Frage sein wird, wie wir in Zukunft auf nachhaltige und umweltschonende Weise die Menschheit ernähren wollen.
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