„Wenn wir nicht ganz wir selbst sind, wahrhaft im gegenwärtigen Augenblick, verpassen wir alles.“
Thich Nhat Hanh
Was für ein zutreffendes Zitat, oder? Die Zeit vergeht so schnell und das Leben zieht nur so an uns vorbei. Und am Ende sitzen wir da und haben das Leben verpasst. Wir wissen doch schon gar nicht mehr, wie man wirklich genießt. Das Leben und unsere Umgebung mit all seinen Facetten. Wäre es nicht schön, wieder in der Lage zu sein, sich wahrhaftig von den einfachen Dingen begeistern zu lassen und diese tatsächlich wahrzunehmen, gelassener zu werden und eine innere Ruhe zu finden? Achtsamkeit kann Dir dabei helfen. Wie? Das erfährst Du in folgendem Artikel.
Noch einmal Kind sein…
„Noch einmal Kind sein. Noch einmal so unbeschwert und ohne Sorgen durchs Leben gehen“ Wer von Euch hat diesen oder ähnliche Sätze schon einmal gehört oder vielleicht sogar selbst gesagt? Es stimmt, Kinder sind sorglos, sie sind unbeschwert und lassen sich von so ziemlich allem in ihrer Umgebung begeistern. Warum ist das so?
Wie das Wort unbeschwert schon sagt, Kinder sind noch keinen großen Lasten ausgesetzt. Ihre Gedanken und ihr Handeln bezieht sich meistens auf das Jetzt. Das, was gerade passiert, zählt. Kinder machen sich eher weniger Sorgen um die Zukunft. Sie denken nicht darüber nach, ob der morgige Tag im Kindergarten wohl ein Guter wird. Was ich damit sagen will, ist, dass die Achtsamkeit eigentlich eine naturgegebene Eigenschaft ist, die wir durch verschiedenste Einflüsse in unserem Leben allmählich verlernen. Wenn Kinder spielen, verlieren sie sich völlig in ihrer eigenen Welt. Sie sind zu 100 % präsent – dort, wo sie gerade sein wollen.
Wir hingegen verlieren uns in Gedanken, machen uns Sorgen, hetzen uns von einem Termin zum nächsten und vergessen dabei völlig unsere Umgebung und das Leben wahrzunehmen. Wir können nicht schlafen, sind gereizt, genervt, ausgelaugt, müde, überfordert… Und das Abschalten wird, wenn wir Glück haben, auf einen Tag in der Woche begrenzt, wo wir uns vielleicht mal für eine halbe Stunde in Badewanne legen. „Me Time“ nennen wir das dann stolz, während wir in Gedanken schon wieder beim morgigen Tag oder anderen im Moment nicht relevanten Gedankengängen sind.
Warum Achtsamkeit!? Kritik am achtsamen Lebensstil
„Ist „Mindfulness“ wirklich der Pfad zur Erleuchtung? Im Gegenteil, Achtsamkeit gaukelt Normalität vor, wo Empörung angebracht wäre.“
So lautet ein Satz im Artikel „Totalitarismus der Selbstoptimierung: Die gefährlichen Folgen der Achtsamkeitslehre“ des Tagesspiegels. Ich habe den Artikel gelesen und muss sagen, diese Leute haben, glaube ich, das Prinzip der Achtsamkeit nicht verstanden. Achtsamkeit hat nichts mit Scheuklappen zu tun oder damit gesellschaftliche Probleme zu ignorieren und sich alles schönzureden. Das ist völliger Quatsch. Es geht um Akzeptanz und das Erlernen von innerer Ruhe, um kommenden oder vorherrschenden Problemen gelassener und infolgedessen konstruktiver gegenübertreten zu können.
„Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen werden zu überwindbaren Charakterzügen reduziert, die man sich abtrainieren kann. Depression ist aber nicht nur Volkskrankheit, weil viele Menschen an ihr erkranken, sondern auch, weil sie ihren Ursprung oftmals in den gesellschaftlichen Verhältnissen hat.“
Heißt es in dem Artikel. Und auch das stimmt nicht, oder nur zum Teil. Das klingt so, also würde man Betroffenen absprechen wollen, dass Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen existieren und Betroffene sich nur zusammenreißen müssten. Dass diese Krankheiten real sind, ist jedem Achtsamkeitslehrer durchaus bewusst. Worum es geht, ist mit Achtsamkeitsübungen zu erreichen, dass Betroffene in sich gehen, die Ursachen ermitteln und lernen, damit umzugehen. Klar liegt der Ursprung häufig in gesellschaftlichen Verhältnissen. Oftmals lassen diese sich aber nicht so einfach ändern und dann geht es darum, die Umstände zu akzeptieren. Oder bleibt Dir in diesem Moment etwas anderes übrig?
Übe Dich in Achtsamkeit – Finde Deinen Happy Place
Also mein Happy Place ist definitiv der Wald. Warum ich den Wald beschreibe? Weil ich selbst jeden Tag in den Wald gehe. Ich habe einen Hund und der will raus. Mittlerweile gehören diese Spaziergänge zu meiner täglichen Routine und ich genieße jeden Augenblick. Allein das Beobachten meines Hundes, wie er überglücklich wie ein kleiner Schattenwolf durch den Wald hüpft und an allem schnuppert, was gerade seinen Weg kreuzt. Auch er ist achtsam und ich liebe es zu beobachten, wie er so völlig entspannt in seiner eigenen Welt versunken, sorglos, aber dennoch wachsam durch die Büsche zieht.
Von Tieren können wir dahin gehend wirklich noch viel lernen. Das mag zum größten Teil Interpretation sein, aber wenn wir genau hinsehen und unsere Fellnasen genau beobachten, stellen wir fest, dass sie immer im Moment leben. Wenn wir im Wald den „Feind“ treffen, kann es schon mal sein, dass mein Hund die Fassung verliert. Das ist auch völlig in Ordnung, das darf er, Nobody is perfect. Der Unterschied zu uns ist jedoch, dass der Zustand bei ihm nur von kurzer Dauer ist, während wir uns Tage oder gar Wochen und Monate an einem bestimmten Vorfall aufhängen können. Gedanklich sind wir dann nur dort und verpassen alles, was um uns herum passiert. Das raubt einem die Energie.
Oh, ein Baum! Und noch einer!
Wenn es mir schlecht geht, gehe ich in den Wald – ich marschiere einfach drauflos. Die Gedanken wirbeln nur so in Scharen vor meinem inneren Auge umher und es fällt mir tatsächlich schwer, meine Umgebung wahrzunehmen. Also wirklich wahrzunehmen und nicht nur unterbewusst zu bemerken. Achtsamkeit bedeutet Konzentration, wo ich auch schon vor meinem ersten Problem stehe, denn wie in einem anderen Artikel beschrieben habe ich ADS, weshalb Konzentration und Ramona in einem Satz erwähnt, bereits ein Widerspruch in sich sind. Aber es funktioniert! Wenn ich merke, dass ich mal wieder zu „verkopft“ bin, halte ich einen Moment inne und fokussiere mich ganz bewusst auf meine Umgebung.
Wow, da sind ja Bäume! Und schau Dir an, wie satt grün ihre Blätter sind. Das gesamte Farbenspiel. Die Kombination des dunklen Waldbodens mit den fast schon schwarzen Stämmen und dann diese unwirklich sattgrünen Blätter. Dazu der Wind, der durch die Baumkronen tänzelt und gemeinsam mit dem Trommelspiel des Spechts und dem Zwitschern der Vögel eine Symphonie natürlicher Klänge ergibt…
Und dann überkommt es mich. Ein Gefühl von plötzlicher Euphorie, aber auch Motivation, weiterzumachen. Weiterzumachen im Sinne davon, mehr Energie in diese Art der Bewusstseinsentwicklung zu stecken. Kritiker mögen der Meinung sein, dass diese Art, sein Leben zu leben, dem Ignorieren der Realität gleichkommt, ich bin allerdings überzeugt davon, dass genau das der Weg ist, welchen wir alle einschlagen sollten. Denn wenn wir alle gelassener, reflektierter und ausgeglichener sind, wird es zu weniger Reibereien kommen. Konflikte wird es immer geben. Es geht auch nicht darum, diese zu ignorieren. Es geht lediglich darum, vernünftig und gesund mit ihnen umzugehen.
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