Uns hat eine Leser-Mail erreicht, in welcher wir darauf aufmerksam gemacht wurden, wie unser Alltag und somit unser Leben durch das sogenannte Blaulicht beeinflusst wird. Manchmal positiv, in hohem Maße aber leider auch negativ. Wir sind diesem Licht tagtäglich ausgesetzt, aber die meisten von uns haben sich noch nie wirklich mit den Folgen auseinandergesetzt. Das wollen wir nun ändern.
Weiterlesen: Blaulicht – wie blaues Licht unser Leben beeinflusstWas ist Blaulicht?
Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran und infolgedessen die Art und Weise, wie wir unseren Alltag meistern. Sei es arbeitstechnisch oder zum Vergnügen, wir sind eigentlich nonstop Bildschirmen jeglicher Art ausgesetzt. Vor diesem übermäßigen Bildschirmgebrauch wird bereits seit Längerem gewarnt. Das Handy einfach mal ein paar Stunden aus der Hand legen oder sogar vom Digital Detox ist die Rede, um die Augen und das Wohlbefinden wieder in gerade Bahnen zu lenken.
Ein Grund für die Überanstrengung soll das sogenannte Blaulicht sein, welches bei der Beleuchtung unserer Bildschirme zum Einsatz kommt. Zwar ist das blaue Licht auch ein natürliches Phänomen, denn es befindet sich ebenfalls im Sonnenlicht, durch die Nutzung unserer Bildschirme und anderen künstlichen Lichtquellen wie LEDs erzeugen wir das blaue Licht, welches auch als HEV-Licht (High Energy Visible Light) bezeichnet wird, allerdings künstlich. In natürlicher Form steuert das Blaulicht, das auf uns nicht als solches erkennbar ist (denn es ist weiß), die Melatonin-Produktion und ist somit an unserem Wechsel in den Nacht- und Tag-Modus beteiligt.
Grundsätzlich ist das Blaulicht also nichts Schlechtes. Es ist enorm energiereich, kann „anregend“ wirken und beispielsweise bei der Überwindung der Winterdepression helfen. Das Problem liegt eher darin, dass wir durch die künstlich erzeugten Lichtquellen zu viel dieses Lichtes wahrnehmen. Nicht zu selten erwischen wir uns etwa dabei, wie wir abends im Bett noch ein wenig durch Social Media scrollen und somit unnatürlicher Weise dem Blaulicht ausgesetzt sind. Durch diese erhöhte Aussetzung stellen sich Experten mittlerweile also zu Recht die Frage, ob blaues Licht schädlich auf den menschlichen Organismus wirken kann?
Blaues Licht beeinflusst die innere Uhr
Die Sache mit dem blauen Licht ist natürlich noch nicht vollständig erforscht. Was man mittlerweile aber weiß ist, dass Blaulicht die Augen reizt und unseren Schlafrhythmus stört. Blaulicht steht außerdem im Verdacht, Augenerkrankungen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen zu verursachen. Insbesondere die Begünstigung einer altersbedingten Makuladegeneration – eine der häufigsten Augenerkrankungen, die teilweise zu starken Einbußen der Sehschärfe führen kann – wird im Zusammenhang mit blauem Licht immer wieder genannt.
Auch der Schlaf wird vom Blaulicht negativ beeinflusst.
„In unserem Körper tickt eine innere Uhr, die auch unsere Schlaf-Wach-Rhythmen steuert. Damit die Uhr mit dem Tagesrhythmus korrekt läuft, wird sie durch einen Trigger jeden Tag justiert. Dies erfolgt über Licht im Generellen.“
Sagt Olaf Strauß, Leiter der experimentellen Ophthalmologie an der Charité Berlin. Inwiefern nun das künstliche Blaulicht eine Rolle spielt und inwieweit das natürliche Blaulicht involviert ist, hat Oliver Stefani mit dem Team vom Basler Zentrum für Chronobiologie in einer streng kontrollierten Laborstudie untersucht. Die Studie hat folgendes ergeben:
Je höher die Blauanteile sind, die von einem Bildschirm unabhängig von seiner Helligkeit abgestrahlt werden, desto wacher bleibt man, weil das für den Schlaf verantwortliche Hormon Melatonin unterdrückt wird.
Laut der Experten kann man etwa seine Einschlafgeschwindigkeit erhöhen, wenn man zum Einschlafen hin die Farbtemperatur langsam reduziert und somit die Blauanteile aus dem Licht nimmt. Die Probanden der Studie schliefen auf diesem Weg im Schnitt knapp vier Minuten schneller ein.
Studie: Lässt uns Blaulicht schneller altern?
Eine weitere Studie lässt vermuten, dass Blaulicht sich auf den Alterungsprozess auswirkt. Das zeigten Tests mit Fliegen, die sich möglicherweise auf Menschen übertragen lassen.
“Um zu verstehen, warum energiereiches blaues Licht die Alterung bei Fliegen beschleunigt, haben wir die Stoffwechselwerte von Fliegen, die zwei Wochen lang blauem Licht ausgesetzt waren, mit denen von Fliegen verglichen, die in völliger Dunkelheit gehalten wurden”,
erklärt die Hauptstudien Autorin, Dr. Jadwiga Giebultowicz, Professorin am Department of Integrative Biology der Oregon State University, laut “Frontiers Science News”. Für ihre Studie verwendete die Wissenschaftlerin ein Licht, das stärker ist als jenes von Bildschirmen, mit denen wir in der Regel Kontakt haben. Festgestellt wurde, dass es beim Vergleich der Zellen in den Köpfen der Fruchtfliegen signifikante Werte in den Stoffwechselwerten der Tiere gab. So war insbesondere der Gehalt bestimmter Metaboliten, also Chemikalien, die für die korrekte Funktion der Zellen von Fliegen unerlässlich sind, verändert.
“Succinat ist für die Produktion des Treibstoffs für die Funktion und das Wachstum jeder Zelle unerlässlich. Ein hoher Succinatspiegel nach der Exposition mit blauem Licht ist vergleichbar mit Benzin, das zwar in der Pumpe ist, aber nicht ins Auto gelangt.”
Erklärt Giebultowicz. Eine weitere beunruhigende Entdeckung sei, dass bestimmte Moleküle, welche für die Kommunikation zwischen Neuronen verantwortlich sind, wie Glutamat, nach der Blaulichtexposition auf ein niedrigeres Niveau sanken.
So kannst Du Dich schützen
Klar lässt es sich nicht vermeiden, dem blauen Licht ausgesetzt zu sein. Allerdings gibt es die eine oder andere Maßnahme, die Du ergreifen kannst, um die Aufnahme zu reduzieren und Deine Augen zu entlasten:
- Blaulichtfilter aktivieren
Die meisten Geräte verfügen mittlerweile über eine Funktion, mit der sich das Blaulicht am Bildschirm reduzieren lässt. Stelle also entweder den Nachtmodus, den Night-Shift-Modus oder den Lesemodus ein. - Reduziere die Nutzung von Bildschirmen am Abend
Vermeide vor dem Schlafengehen die intensive Nutzung von Bildschirmen jeglicher Art. Vor allem das Scrollen am Handy im Dunkeln, führen dazu, dass sich die Pupille öffnet und besonders viel Blaulicht eindringen kann. Auf das abendliche Fernsehen musst Du nicht unbedingt verzichten, denn das Gerät steht in der Regel ausreichend weit vom Auge entfernt und durch die ständig wechselnden, bunten Bilder strahlt der Fernseher weniger weißes (und somit auch blaues) Licht ab. Dennoch sollte auch zum Fernsehen der Raum nicht komplett dunkel sein. Sorge also für eine weitere Lichtquelle im Raum. - Augen-Yoga
Vor allem, wenn Du viel mit Bildschirmen arbeitest, solltest Du Dir gelegentlich die Zeit nehmen, um die Augen zu entspannen. Folgend ein paar Übungen:
- Palming
Setze Dich entspannt und aufrecht hin und reibe Deine Handflächen aneinander. Nimm bewusst wahr, wie diese wärmer werden und zu kribbeln beginnen. Jetzt legst Du die Hände auf Deine geschlossenen Augen. Sowohl die Wärme als auch die Dunkelheit sorgen für Entspannung. - Augenrundlauf
Schaue bewusst nach oben, nach unten, nach rechts und nach links. Halte die jeweilige Position für einige Sekunden. Schieße dann die Augen für ein paar Sekunden zum Entspannen. Nun öffnest Du Deine Augen wieder, um sie in einem weiten Kreis von oben nach unten zu bewegen. - Autofokus
Strecke zunächst einen Arm gerade aus, stelle den Daumen auf und fokussiere zunächst den Daumennagel. Als Nächstes blickst Du auf einen etwas entfernteren Punkt und fokussierst diesen. Danach fokussierst Du einen noch weiter entfernten Punkt. Wechsel jetzt zwischen diesen drei Fixpunkten hin und her, so schnell wie möglich. Stelle vor jedem Wechsel Deinen Fokus scharf. - Schüzte Deine Augen
Um Deine Augen vor dem Licht zu schützen, gibt es außerdem Schutzbrillen. Diese eignen sich insbesondere für Menschen, die viel am Laptop arbeiten. Die Brillen lassen sich aber auch sonst im Alltag tragen, um die Augen etwa vor hellen, Blaulicht-intensiven LED- oder Xenon-Scheinwerfern zu schützen.