Scham in ihrer destruktiven Form kann ganz schön mies sein. Sie will uns ganz. Scham schafft es, dass wir komplett im Boden versinken und nicht mehr da sein wollen. Außerdem lässt sie selten ein gutes Haar an uns. Mehr noch, sie macht sehr eindrücklich klar, dass wir nur richtig sind, nur da sein dürfen, wenn wir anders sind, Dinge anders tun oder anders aussehen. Und so wie wir sind, sind wir eindeutig falsch, hässlich. Man ist einfach nicht begehrenswert, liebenswert, aushaltbar und deswegen ist es besser, wenn uns niemand sieht.
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Sex-Insights von Ines Badusche
Frieden mit Deinem Körper und Aussehen finden
Das kann sich sehr selbst zerfleischend und vernichtend anfühlen. Scham ist damit genau das Gegenteil von einem wünschenswerten Zustand. Wir wollen uns doch sexy, schön, erotisch, sinnlich, begehrt, gewollt, lustvoll und selbstsicher fühlen. Es liegt uns doch am Herzen, frei, offen, freudig, entspannt, aktiv und initiativ in eine sexuelle Begegnung zu gehen.
Genau hier setzt allerdings auch die positive Seite von Scham an. Das Gegenteil von Selbstzerfleischung ist die Selbstreflexion. Selbstzerfleischung macht uns klein, nimmt uns jegliche Energie und schraubt uns immer weiter ins Negative. Und führt dabei nirgends hin, am wenigsten zu einer Verbesserung, Lösung oder einem schönen Umgang mit der Situation. Selbstreflexion dagegen stellt fest: „Aha, so ist das und ich wünsche es mir anders.“ Und stellt man sich dann die Frage: Kann ich etwas tun, um dorthin zu kommen? Und da landen wir dann meist bei dem guten alten: Love it, change it or leave it.
Eines haben alle drei gemeinsam. Sie brauchen eine Investition von uns. Entweder innere Arbeit, um uns zu lieben oder Mut, Zeit, Geld, Disziplin, um etwas zu verändern oder hinter uns zu lassen. Sie können also einfach oder auch sehr schwierig sein. Und welche Strategie gerade zu Dir passt, ist eine Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängig und zudem sehr individuell ist. Wir möchten Dir jedoch die wichtigsten Schlüssel für jede dieser drei Strategien aufzeigen, sodass Du für Dich eine gute Entscheidungsgrundlage hast.
Love it
Der Zustand, der da ist, wenn wir uns einfach gut finden. Fantastisch, es gibt nichts zu tun, außer unseren Körper zu wertschätzen und zu genießen.
Love it ist aber auch die Haltung, die wir einnehmen können und manchmal auch müssen, wenn wir etwas nicht verändern können. Das gilt auch dann, wenn love it aus bestimmten Gründen mehr unseren Werten und Prioritäten entspricht als change it or leave it. Ein Beispiel können Schönheits-OPs sein, die zwar möglich, aber zu teuer, zu künstlich oder als körperlicher Eingriff keine Option sind. Es stellt sich also die Frage, was uns darin unterstützt, etwas anzunehmen?
Das möchte ich mit Euch am Thema Sex genauer anschauen und die Genitalien als konkretes Beispiel nehmen.
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Seit den 70ern haben wir durch die Nacktheit in den Medien und vor allem heute in der Porno-Welt sehr viel Anschauungsmaterial. Wer konnte schon vor 100 Jahren mit einem Klick endlos viele andere Penisse oder Vaginas begutachten? Allerdings werden hier vor allem vermeintliche Idealvorstellungen für Brüste, Penisse, Vaginas und Muskeln präsentiert. Das heißt, wir haben so sehr viele Möglichkeiten, uns zu vergleichen und bei einer Nichtentsprechung zu schämen.
Dankbarkeit und Wertschätzung – ganz ohne Scham
Vorgehen 1: Dankbarkeit und Wertschätzung: Alle unsere erogenen Zonen, egal wie sie aussehen oder wie groß sie sind, bringen uns Genuss. Natürlich nur, wenn wir sie auf die für uns passende Art und Weise verwöhnen. Die Nervenanzahl ist bei kleinen, großen, hängenden, unterschiedlich großen Brüsten gleich, die biologische Voraussetzung für den Genuss also auch. Ein nicht erigierter Penis ist sensibler und damit intensiver im Genusserlebnis als ein erigierter. In diesem Zustand gibt es also sehr viele Verwöhnungsmöglichkeiten. Ob wir unsere Brüste oder einen nicht erigierten Penis nun genießen oder nicht, hängt besonders stark davon ab, ob wir uns das erlauben und darauf ausrichten wollen, sie in vollen Zügen zu genießen.
Act Now: In Verbindung mit einem ungeliebten Körperteil gehen. So kannst Du Dir mitteilen, wofür Du ihm dankbar bist, was es Dir schenkt und Dich vielleicht sogar für Deine Abwertung entschuldigen.
Ein großer Schritt in die richtige Richtung
Vorgehen 2: Mit Scham bringen wir uns also selbst um unseren Genuss. Deshalb: Stop it! Wenn Du merkst, dass Scham aufkommt, unterbreche diese Gedanken sofort. Gehe ihnen nicht weiter nach, auch wenn der Sog noch so groß ist. Je tiefer sie Dich ziehen, umso anstrengender wird es sein, wieder nach oben zu kommen. Fokussiere Dich auf etwas anderes, lenk Dich ab, trete in Verbindung mit dem, was gerade wirklich da ist.
Scham ist auch immer einem gewissen „Mindfuck“ verbunden. Der Reiz der Berührung, die schön und freudvoll ist.
Vorgehen 3: Packe Deinen Scham an der Wurzel. Gibt es eine bestimmte Situation, die Scham ausgelöst hat? Was hättest Du Dir damals gewünscht zu hören oder zu erfahren? Gib Dir in einem Scham-Moment das ganz einfach selbst. Sprich zu Dir und sage, was Du gerne von anderen hören würdest. Nimm Dich selbst in Arm. Mach alles, was immer Dir damals geholfen hätte und jetzt hilft.
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Change it
Wie veränderst Du eine Scham-Situation? Ein möglicher erster Schritt kann sein, dass Du Dich gerade unschön oder unwohl fühlst. Zugegeben, das braucht ein bisschen Mut. Aber es lohnt sich! Nimm Dir den Mut zu fragen, wie es dem Dir gegenüber damit geht. Denn Scham entsteht ja meist, weil wir der Annahme sind, dass die anderen uns gerade negativ beurteilen.
Das stimmt in den meisten Fällen jedoch gar nicht. Dieses Problem kennen sogar alle anderen auch. Und sobald wir in Austausch dazu gehen, löst sich die Befürchtung, komisch oder gar falsch zu sein. Das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt, hört auf und Scham kann verfliegen. Nehmen wir das Beispiel erogene Zonen. Ich höre von Männern immer wieder: „Große Brüste, kleine Brüste? Nicht so wichtig, ich liebe Brüste.“ Große oder kleine Schamlippen? Vaginas sehen in allen Formen wunderschön aus und versprechen Verzückung.
Und wenn sich der Mann die Frage stellt: Großer oder kleiner Penis? Diese Frage an die Frauen lautet wahrscheinlich eher: Kann ich Dich befriedigen? Hast Du schönen und befriedigenden Sex mit mir so wie ich bin? Und für diese Frage spielt die Größe des Penis nur eine Rolle neben ganz vielen anderen Aspekten. Es geht vielmehr um Präsenz, Verbindung, Mund, Interesse, Hingabe, Initiative, Kreativität, Achtsamkeit, Entspannung und so weiter. Und es kann sehr schön sein sowie Nähe und Aufschluss mit sich bringen, sich dazu auszutauschen.
Leave it
Etwas tatsächlich hinter uns zu lassen, braucht oft mehr, als man denkt. Wir brauchen Zeit, Energie, Entschlossenheit, Disziplin und vor allem einen freudigen Grund. Wichtig ist zu einem, dass Du es für Dich tust und nicht für andere. Nur dann bist Du wirklich und nachhaltig motiviert. Zum anderen ist es wichtig, dass es etwas ist, worauf wir sehr viel Lust haben und es wirklich in unser Leben holen wollen. Scham ist dabei meist kein guter Ratgeber.
Hier wollen wir, dass etwas nicht da ist. Das Vorhaben, sich nicht auf etwas zu fokussieren, ist jedoch sehr anstrengend bis unmöglich. Es ist genau wie mit der Aufgabe, nicht an einen rosa Elefanten zu denken. An was denkst Du gerade? Na eben. Viel leichter ist es, anstatt nicht an den rosa Elefanten einfach an ein blaues Zebra zu denken. Act Now? Das heißt, wenn Du das, wofür Du Dich schämst, weg oder anders haben möchtest. Was und wie möchtest Du stattdessen?
Und was kannst Du dafür tun? Du bist gefragt, denn in der Regel machen es andere nicht für uns. Es geht darum, eine Strategie zu finden und zu planen. Was sind die konkreten Schritte bis dahin… besser gesagt, was ist der 1. Schritt, den Du JETZT gehen kannst? Es ist viel einfacher, sich auf kleine, dafür aber konkrete Schritte zu fokussieren. Hier kannst Du etwas tun, es wird greifbar und umsetzbar.
Die Energie Deiner Veränderung
Ein positives, freudiges Ziel macht Dir viel mehr Lust. So hast Du viel mehr Veränderungsenergie!
Welche Strategie Du auch wählst, um Scham hinter Dir zu lassen. Wähle eine, denn Scham ist einer der größten Blockaden für Wohlfühl-Sex. Viel Erfolg!
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