Wer sagt eigentlich, was guter Sex ist? Und woher weiß ich, ob mein Sex gerade gut ist? Jeder von uns wird als Mensch, sexuelles Wesen und Beziehungspartner permanent beeinflusst – ob wir wollen oder nicht. Es kann vollkommen offensichtlich geschehen, zum Beispiel das romantische Liebes- und Beziehungskonzept, welches uns von einem Hollywood-Film vermittelt wird. Ein anderer offensichtlicher Einfluss stammt von den immer lustvollen Starkstrom-Sex, der in Pornofilmen zu sehen ist. Aber ganz oft findet die Prägung jedoch völlig unbewusst und ganz nebenbei statt.
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Sex-Insights von Ines Badusche
Wie sexuelle Prägungen entstehen
Uns prägt zu einem großen Teil auch das, worüber bewusst geschwiegen wird. Ein Beispiel ist das, was unsere Eltern uns NICHT vorgelebt und worüber sie nicht mit uns gesprochen haben. Das wird als ein Tabu abgespeichert: macht man nicht!
Uns beeinflusst auch, wie unsere Freunde auf unsere Erzählungen über sexuelle Erfahrungen reagieren. Anerkennend oder mit einem doofen Witz? Und unser Selbstbild, ob wir liebenswert sind oder nicht, wird geformt von so ziemlich jeder Kontakterfahrung mit einem anderen Menschen – vom Ex-Partner bis zum Postboten.
Das sind alles persönliche Prägungen. Die sind bei jedem etwas anders, je nachdem, welche Erfahrungen wir in unserem Leben machen.
Wie unsere Sexualität vorbestimmt wird
Dann gibt es noch die gesellschaftlichen Prägungen. Die gesellschaftlichen Prägungen verteilen ihre Wahrheiten an uns alle und werden zu allgemein akzeptierten Mythen. Du kennst bestimmt auch die Klischees wie „Bei Liebe funktioniert Sex von selbst.“; „Selbstbefriedigung macht man nur als Single und in Beziehung nicht.“; „Alle Frauen und Männer funktionieren beim Sex gleich – kenne ich eine*n, kenne ich alle.“; „Sex geht nur mit Erektion.“ „Orgasmus ist das Höchste, und danach ist der Sex vorbei.“
Aber wie kommt es überhaupt dazu, dass wir alle diese Mythen kennen und meist in uns verankert haben, selbst wenn wir schon andere Erfahrungen gemacht haben? Ganz einfach: Jedes Werbeplakat auf dem Weg zum Bäcker erklärt uns unter anderem, wann eine Frau sexy ist und ein Mann als cool gilt. Jede YouTube-Werbung tritt Klischees über Beziehungen breit und speichert sie unbemerkt in unserem Unterbewusstsein ab. Dort ist es allerdings schon ganz schön eng. Denn dort drängen sich auch noch all die historischen und kollektiven Prägungen.
Die können besonders subtil sein. Denn wir müssen sie gar nicht selbst erlebt haben, damit sie Teil unserer Realität sind. Es reicht, dass sie durch Überlieferungen oder eben auch Verschweigen, Verhaltensweisen und Vererbung/Epigenetik an uns weitergegeben werden. Rollenbilder, Unterdrückung und Missbrauch von allen Geschlechtern sind nur einige von vielen Beispielen. Und natürlich ist da noch der Zeigefinger der Kirche, die seit Jahrtausenden unser Denken, Fühlen und Handeln prägt.
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Die Wahrheit über Sex
Und die Wahrheit ist: Es gibt nicht DIE Wahrheit über Sex! Jeder erlebt Sex anders. Und das ist sehr davon abhängig, wie wir all die genannten Prägungen verarbeitet haben. Denn auch das ist unterschiedlich. Dieselbe Prägung beeinflusst Person A anders als Person B.
Was passt zu Dir und was nicht. Das ist das Einzige, was eine Aussagekraft darüber hat, wie gut Dein Sex (für DICH) ist.
Zum Abschluss möchte ich Dich noch zu einer kleinen Übung einladen.
Du kannst dafür sitzen bleiben oder Dich hinstellen, wie es gerade besser für Dich passt. Dann streife Deinen Körper einmal von oben bis unten mit Deinen Händen ab. Alle Prägungen, die Du gerne loslassen möchtest, streifst Du symbolisch von Dir ab. Fange an Deinem Gesicht und Hinterkopf an, dann fahre mit den Handflächen runter über Deine Arme, dann über Deinen Oberkörper bis zur Hüfte. Weiter geht es von der Hüfte über die Beine bis ganz runter zu Deinen Füßen. Am Ende schüttelst Du das Abgestreifte noch einmal kurz von Deinen Händen ab. Sei in den Bewegungen eher langsam, mach sie bewusst.
Und jetzt, nachdem alles, was nicht Deines ist, abgestreift hast, kann es weitergehen. Suche Dir die Stelle an Deinem Körper, die DIR gerade am meisten Freude bereitet. Leg eine oder beide Hände auf diese Stelle…Gehe dabei so vor, wie es DIR gerade guttut. Und nimm wahr, dass Du Dich gerade so verwöhnst, wie es genau für Dich am schönsten ist.
Diese Übung kannst Du immer wieder wiederholen, wenn du merkst, dass Du gerade etwas von Dir abstreifen möchtest.
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