
Das allseits bekannte Gesellschaftsspiel “Mensch ärgere dich nicht” wurde übrigens von Josef Friedrich Schmidt im Jahr 1914 entwickelt. Als “Marketingmaßnahme” wurde das Brettspiel als Spende an die Lazarette verschickt. Schnell erfuhr das Spiel eine Ausbreitung in Deutschland.
Allerdings ist es nicht jedermanns Lieblingsspiel. Einfach so knapp vor dem Ziel herausgeworfen zu werden, ist nicht wirklich spaßig. Wie soll man da ruhig bleiben? Das eine lernt man dabei sicherlich: Geduld und das Gehen in kleinen Schritten, die eben irgendwann auf einmal zum Ziel führen. Und beim Würfeln spielen Glück und Zufall eine Rolle. Ja, fast so wie im “richtigen” Leben! 😉
Doch was passiert, wenn uns im Alltag der Ärger so richtig erwischt hat? In einem Beitrag im österreichischen Onlinemagazin “Ursache” erklärt der Wissenschaftler, Psychologe und Autor Matthias Wenke die verschiedenen Formen des Ärgers und wie man damit am besten umgehen kann. Sein Ansatz kommt zwar vor allem aus der buddhistischen Sichtweise – doch auch von diesen Ansichten losgelöst, kann eine “Meisterschaft” in der Ärgervermeidung erlangt werden!
An seinem Ärger festzuhalten
ist genauso wie eine glühende Kohle in die Hand zu nehmen,
um sie nach jemandem zu werfen.
Buddha
Der aufkommende Ärger hat in erster Linie immer mit uns selbst zu tun, und er kann meist ein (wild gewordener) Indikator sein für die notwendige Änderung einer bestehenden Situation. Ärger und seine Steigerungsformen sind letztlich Aggressionen, die keinem “gut” tun – die zerstörerisch wirken und ebenso wenig sinnvoll sind – auch und gerade nicht für nahestehende Personen. Dies erzeugt eher Trennung wie Verbindung!
Doch all zu oft ist unser Blick hierfür getrübt, wir erkennen nicht den wahren Grund und suchen den “Schuldigen” im außen, statt in uns selbst. Damit geben wir aber dem Ärger weiter “Futter”. An dieser Stelle hilft nun ein Blick in den “Spiegel”: Ja, das bin ‘Ich’ und ich ärgere mich jetzt und fühle all die negative Emotionen, die aus mir selbst herauskommen!
Und eine Übung wäre dann, zu sich selbst zu sagen: “Ich empfinde jetzt Mitgefühl, Liebe und Geduld für mich selbst!”
Die Autorin des obigen Buchtipps “Den Dämonen Nahrung geben” empfiehlt,
- unsere Emotionen im Körper zu orten,
- diese als “Qualität” tief zu erleben und zu fühlen, und
- dann die Emotion als Wesen nach außen zu verlagern und
- das “dämonische” Wesen ganz mitfühlend zu “versorgen”.
In der Verwandlung schließlich kann die Emotion als etwas Kraftvolles wieder zu uns kommen!
Zorn, Wut und Ärger sind auf eine Weise kraftvoll – allerdings hat das kein “echtes” Ziel. Es läuft irgendwie ins “Leere”. Dafür manifestiert sich unterdrückter Zorn oftmals in körperlichen Symptomen: Herzprobleme, Rückenschmerzen, Asthma, Migräne oder Darmentzündungen werden symptomatisch dieser anfangs genannten Gefühlsskala zugeordnet.
Um nochmals auf die ersten Kindheitserinnerungen zurückzukommen: Eine der Hauptgründe für wiederkehrenden Zorn und Ärger sind Minderwertigkeitsgefühle. Ausgelöst durch Ablehnung oder Kränkungen zum Beispiel – oder sogar durch Misshandlung. Dies trägt man unbewusst weiter in sein Erwachsenenleben und fühlt sich dann als Außenseiter, wird schlimmstenfalls im Job gemobbt. Die Abwärtsspirale läuft weiter, denn man wir immer hilfloser dadurch. Es liegt nun an uns selbst, was wir daraus machen!
Schauen wir weiter wehrlos zu oder sind wir mutig und stellen uns der Situation?
Wir hören sofort auf zu kämpfen und werden völlig unabhängig von den Dingen und Menschen im Außen. Wir lösen uns von dem einstmals “schreienden und wütenden Kind” und von der damit verbundenen Selbstversicherung. Wir lassen den “Selbstverteidigungszorn” gänzlich los. Wir vertrauen fortan dem Lebensfluss…Nicht die anderen ärgern mich, sondern ich ärgere mich selbst – oder eben auch nicht!
Ich höre einfach auf, mich zu ärgern!
Dabei hilft Geduld! Geduld! Geduld! Kleine Schritte führen auch zum Ziel (wie beim Mensch-ärger-dich-nicht-Spiel). Und dabei immer wieder Mitgefühl für sich selbst! Und das Erkennen, dass uns diese Erfahrungen zu Wachstum verhelfen!
In diesem Sinne: Mensch, fühle mit dir selbst!
Zum Schluss noch eine buddhistische Weisheit:
Dein Herz und dein Geist gleichen einem Garten.
Du entscheidest wie du ihn anlegst, welche Pflanzen du darin anpflanzt.
Negative Gefühle wie Neid, Hass, Rache, Hochmut und Habgier sind wie Unkraut,
das andere Pflanzen ersticken kann.
Darum lass deinen Garten nie verwildern, pflege ihn jeden Tag und lasse viel Licht hinein,
das du durch positive Energie wie Liebe, Nachsicht, Nächstenliebe, Mitgefühl und Großzügigkeit erschaffst.
So wird jeder Spaziergang durch deinen Garten jeden Tag Freude machen.
Quelle:
www.ursache.at/gesundheit/psychologie/551-lass-den-aerger-los
www.geo.de
www.schmidtspiele.de/produkt-detail/product/mensch-aergere-dich-nicht-49085.html
www.buddhistische-weisheiten.org