Bestimmt haben die meisten unter uns bereits vom mutierten Corona-Virus bzw. der „neuen Corona-Virus-Variante“ gehört. Erstmals aufgefallen in Großbritannien und Südafrika verbreitet das Virus bereits jetzt Angst und Schrecken, weil es offenbar ansteckender sein soll als unser Begleiter aus dem vergangenen Jahr. In Deutschland wurde die britische Variante des Corona-Virus bisher zwar nur vereinzelt nachgewiesen, dennoch werden bereits jetzt Stimmen groß, die von schärferen Maßnahmen sprechen und gar erneute Reisebeschränkungen in Betracht ziehen. Einige Experten sind sich jedoch einig, dass diese Art von Beschränkungen keinen großen Teil zur “Bekämpfung der Gefahren” beitragen würden.
Spanische Regierung fordert koordiniertes Vorgehen
Zu Anfang des Jahres hatten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit den Spitzen der EU bezüglich des Vorgehens mit dem mutierten Corona-Virus beraten. Beteiligt an dem Gespräch waren unter anderem Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) sowie Ratspräsident Charles Michel. Besprochen wurde unter anderem der Punkt „Reisebeschränkungen“, wobei die spanische Regierung in Anbetracht dessen ein koordiniertes Vorgehen der EU gefordert hatte.
Die Niederlande hat bezüglich der Reisebeschränkungen nicht lange gefackelt und bereits jetzt die Einreise aus Großbritannien kommend eingeschränkt. Andere Länder haben nachgezogen, so auch Deutschland.
Britische Studie – strenge Reisebeschränkungen vermutlich nicht gerechtfertigt
Bezüglich der Reisebeschränkungen aus dem vergangenen Jahr hat ein Forscherteam der London School of Hygiene and Tropical Medicine nun eine Studie (Link zur Studie in der Quellenangabe) veröffentlicht. Diese lässt vermuten, dass Reisebeschränkungen nur dann Sinn ergeben, wenn diese auch gezielt eingesetzt werden, und nicht erst dann, wenn es ohnehin schon zu spät ist.
„Bevor Einschränkungen eingeführt werden, sollten sie lokale Infektionszahlen, epidemische Wachstumsraten und den Umfang von Reisenden aus Ländern berücksichtigen, die stark vom Virus betroffen sind.“
Sagte der Leiter der Studie, Professor Mark Jit, in einer Mitteilung. Mithilfe von Schätzungen und verschiedenen mathematischen Modellen ermittelten die Wissenschaftler, wie sich mögliche Einschleppungen von Corona-Fällen auf das nationale Pandemie Geschehen auswirkten. Verwendet wurden hierfür Flugdaten von Reiseströmen aus dem Jahr 2019, als noch keine Beschränkungen galten. Im Anschluss wurde die Anzahl der durch Flugreisen zu erwartenden Covid-19-Fällen für zwei Szenarien in den Monaten Mai und September 2020 mit den Infektionen, die sich daraus innerhalb der Länder ergeben hätten, verglichen.
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Das Ergebnis: Reisebeschränkungen wären insbesondere zu Beginn der Pandemie sinnvoll gewesen. Hätte es im Mai keine Verringerung der Reisenden gegeben, würden laut der Studie eingeschleppte Covid-19-Fälle in 102 von 136 untersuchten Ländern mehr als 10 % der Infektionen ausmachen.
Auf mittelfristige Sicht betrachtet ging dieser Einfluss allerdings runter. Hätte es bis September keine Reisebeschränkungen gegeben, würden die eingeschleppten Fälle bei gerade mal 56 von 162 Ländern mehr als 10 % der Infektionsfälle ausmachen. Bei einer Mehrheit von 106 Ländern machten die importierten Fälle sogar weniger als 10 % der Infektionen aus – in 21 Ländern wären es sogar weniger als 1 %.
Auch EU-Behörden halten Corona-Maßnahmen für weitgehend sinnlos
Neben der neuen Studie hat sich aber auch die Seuchenschutzbehörde zum Thema geäußert und ist zum Entschluss gekommen, dass von Flugpassagieren keine zusätzliche Gefahr für das europaweite Corona-Infektionsgeschehen ausgeht.
Und auch die Quarantäne Regelungen seien wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge überflüssig. Aufgrund dessen stellen die Branchenverbände nun Fragen bezüglich der Verhältnismäßigkeit solcher Maßnahmen.
Das Virus ist bereits in ganz Europa verbreitet, weshalb “importierte” Fälle nur noch einen enorm kleinen Teil der Infektionen ausmachen und somit keinen wesentlichen Einfluss auf lokale Ansteckungsraten zeigen, so die Behörden. Der Anteil an CoV-2-Infektionen bei Reisenden sei dabei sogar noch geringer als bei Kontakten der allgemeinen Bevölkerung mit infizierten Personen.
Es sei also nicht mehr notwendig, Reisende weiterhin als gesonderte Risikogruppe zu werten, sondern nach gleichen Bestimmungen wie die lokale Bevölkerung. Weiterempfehlen die Behörden allen Mitgliedsstaaten ihren Staatsbürgern wie auch allen EU-Bürgern und deren Familienangehörigen ungehinderte Reisefreiheit zu gewähren.
Das soll nicht heißen, dass gar keine Maßnahmen mehr getroffen werden sollen. Doch laut der Seuchenschutzbehörde ECDC und der Luftaufsicht EASA wäre es weitaus effektiver, strenge Hygieneprotokolle sowohl an Flughäfen und an Bord zu führen und auch weiterzuleiten. Der österreichische Luftfahrtverband ÖLFV hat hinsichtlich dessen bereits gehandelt und die österreichische Regierung nachdrücklich aufgefordert, die Quarantänebestimmungen für die Einreise mit dem Flugzeug zumindest aus der EU aufzuheben und umgehend gemeinsam mit den anderen EU-Staaten einem europäischen Teststandard für Flugreisende zuzustimmen.
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Quellen:
https://www.zeit.de/wissen/2020-12/corona-mutation-impfstoff-beeintraechtigung-richard-neher
https://www.airliners.de/studie-reisebeschraenkungen-helfen-beginn-pandemie/58589