Nichts ist so beständig wie der Wandel, so ist das auch mit dem Arbeitsleben. Vor allem durch die Digitalisierung, die noch lange nicht ihr volles Potenzial erreicht hat, hat sich in der Arbeitswelt vieles verändert. Der technische Fortschritt hat unsere Arbeit leichter, individueller und unabhängiger gemacht, so dass man heute flexibel und sogar ortsungebunden arbeiten kann. Mittlerweile gibt es viele Branchen, die zwangsweise durch Corona ihre Stellen ganz oder teilweise ins Homeoffice verlegen. Laut den Prognosen für die Arbeitswelt von morgen soll der Trend der digitalen Heimarbeit mehr und mehr zur Normalität werden, und dafür gibt es gute Gründe. Aber nicht für jeden stellt das Homeoffice eine Verbesserung dar…
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Aus Theorie wurde Praxis
Bereits seit Jahren existiert die Debatte um die Vor- und Nachteile von Homeoffice. Bis vor Kurzem war eine Umstellung auf digitale Heimarbeit zum einen zu aufwendig und zum anderen gar nicht notwendig. Laut Meinungsumfragen war die Mehrheit der Erwerbstätigen zufrieden mit ihrer Arbeit als auch damit, wie sie erledigt werden sollte. Hinzu kommt, dass rechtliche Fragen bis heute nicht geklärt sind, ein Beispiel ist der Arbeitsschutz und ab wann dieser in den eigenen vier Wänden gelten soll. Homeoffice war also mehr Theorie als Realität, obwohl eine praktische Umsetzung schon lange möglich gewesen wäre. Bereits 2019 hätten mehr als 40 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland von Zuhause aus arbeiten können.
Allerdings fehlte der Antrieb, was sich nun im Corona-Jahr 2020 innerhalb kürzester Zeit geändert hat. Aufgrund der Einschränkungen des Infektionsschutzgesetzes arbeiteten auf einmal mehr als 25 Prozent aller Erwerbstätigen im Homeoffice. Der Großteil davon war überhaupt nicht darauf vorbereitet und dennoch klappte alles beachtlich gut, selbst generationsübergreifend und trotz der schlechten Netzabdeckung. Es wurden zwischenzeitlich auch Angestellte ins Homeoffice geschickt, die auf den direkten Kontakt zum Menschen angewiesen sind, Lehrer oder Gutachter zum Beispiel. Die Corona-Krise war der gesellschaftliche Motor dafür, dass unsere Arbeitswelt im Eiltempo ins digitale Zeitalter befördert wurde.
Bessere Work-Life-Balance im Homeoffice
Viele Erwerbstätige sind auch heute noch zufrieden mit ihrer Arbeit, allerdings gab es hinsichtlich der Erwartungen an die voranschreitende digitale Transformation einen Wunsch. In Zukunft soll sich die Arbeit besser mit dem Privatleben kombinieren lassen, weniger Arbeit wurde aber nicht gefordert. Die Idee dahinter ist, dass das starre Arbeitsmodell flexibler wird und sich mehr nach den Anforderungen des Arbeitenden richtet. Das heißt: Mehr Zeit für sich und die Familie, mehr Freiheit und auch die Möglichkeit, die privaten Räumlichkeiten mehr nutzen zu können. Homeoffice bedeutet nicht, dass man seine Arbeit nur noch von Zuhause aus erledigen muss, aber aus dem „Müssen“ wird ein „Können“. Es besteht die Chance, nur einen Arbeitstag pro Woche ins Homeoffice zu verlegen oder, dass nur ein Tag Anwesenheit im Büro gefordert ist.
Die vielen Gestaltungsmöglichkeiten sind ein Beweis dafür, wie flexibel “Homeoffice” sein kann. Hinzu kommen weitere Vorteile und Chancen für alle Parteien. Laut einer Studie der Stanford University sind Arbeitnehmer im Homeoffice seltener krank und haben weniger Stress, sowohl im Privat- als auch Berufsleben. Damit senken sich die Ausgaben der Krankenkassen und eine gesündere Gesellschaft klingt ebenfalls nicht schlecht. Außerdem sind Menschen im Homeoffice meist kreativer als im Büro, die Autonomie steigert die Leistung und das Wohlbefinden gleichermaßen. Büroräume werden überflüssig, wodurch Ballungszentren entlastet und Wohnräume in den Städten wieder bezahlbar werden. Die umliegenden Regionen gewinnen an Attraktivität als Wohnort, weil die Nähe zum Arbeitsplatz keine große Rolle mehr spielt. Folglich nimmt so der Personenverkehr ab und Stau wird weitestgehend reduziert. Homeoffice erfreut also auch die Umwelt- und Klimaschützer.
Eine Chance für uns alle?
Das Arbeitsmodell erhält aufgrund der vielen positiven Effekte immer mehr Beachtung und wird endlich auch auf politischer Ebene ausgiebig diskutiert. Im Fokus der Debatte steht das Recht auf Homeoffice, also der gesetzliche Anspruch, seine Arbeit ortsungebunden erledigen zu dürfen. Der Strukturwandel in der Arbeitswelt ist im vollen Gange und scheint zumindest positiv zu verlaufen, aber ganz ausgefeilt ist das Modell noch nicht und birgt deshalb auch Risiken. Während der ungeplanten Corona-Homeoffice-Phase haben knapp ein Drittel der Deutschen eine Verschlechterung der eigenen psychischen Gesundheit festgestellt.
Nicht alle von uns sind für die Isolation im Homeoffice gemacht, viele brauchen den zwischenmenschlichen Kontakt zu Kollegen für private oder berufliche Angelegenheiten. Nicht alle Menschen verfügen über einen ruhigen Raum, in dem sie ungestört arbeiten können. Nicht alle Menschen verfügen über die Fähigkeit, sich selbstdiszipliniert den Arbeitstag zu gestalten.Oder über die Fähigkeit, eigenständig Feierabend zu machen, wenn es an der Zeit wäre. Auch kann es mitunter schwierig sein, Arbeits- und Privatleben zu trennen – was tun, wenn die Kinder spielen wollen, das Telefon klingelt, und es Zeit zum Mittagessen ist? Außerdem gibt es Berufe, die gar nicht von Zuhause aus erledigt werden können, wie die allgemein zu wenig beachtete Sozialbranche. Beim bevorstehenden Strukturwandel darf niemand mehr vergessen werden, denn das Ziel ist, eine bessere Work-Life-Balance für alle Menschen zu schaffen. Die Zukunft kommt bestimmt und der damit verbundene Umbruch ist nicht aufzuhalten, man sollte den Wandel aber in eine Richtung lenken, bei der die Bedürfnisse aller Parteien dieselbe Wertschätzung erhalten.
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Quellen:
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