“Orgasmus ist der Höhepunkt des sexuellen Lusterlebens, der oft beim Geschlechtsverkehr oder der Masturbation eintritt.” So definiert Wikipedia den Orgasmus. Diese kurze Beschreibung hat Vor- und Nachteile. Gut ist, dass das Ziel bekannt ist und man den Weg dorthin irgendwie finden kann oder dieser vielleicht sogar bereits bekannt ist. Aber die Definition hat auch Nachteile. Denn sie gibt der Sexualität ein Ziel, auf das die ganze Zeit hingearbeitet wird. Alles, was während dem Sex passiert, führt auf den Orgasmus hin und bringt uns den Orgasmus näher. Dadurch wird er zum Sinn des Ganzen. Es ist der erhoffte Höhepunkt… Sex ohne Orgasmus raubt dem ganzen Akt seinen Wert und lässt ihn als nicht vollständig, unbefriedigend und nicht erfüllend erscheinen. Dabei ist Sex so viel mehr, denn der Orgasmus muss nicht der Endpunkt sein.
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Dein Sex kann so viel mehr!
Sex-Insights von Ines Badusche
Sex soll entspannen, nicht stressen
Daraus entsteht ein schädlicher Leistungsdruck für sich und den Partner:
- Wenn ich es nicht schaffe, einen Orgasmus zu haben, bin ich ein Versager und habe unerfüllten Sex.
- Wenn ich es nicht schaffen, meinen Partner zum Orgasmus zu bringen, dann bin ich ein Versager.
- Wenn wir es nicht schaffen, gemeinsam zu kommen, dann sind wir Versager und unserem Sex fehlt das i-Tüpfelchen.
- Wenn ich meinen Orgasmus nur auf einem Weg haben kann, dann bin ich ein Versager.
Was macht das mit uns?
- Mit einem Ziel vor Augen ist ein Teil Deiner Gedanken immer schon beim Ziel bzw. dem nächsten Schritt dorthin. Du bist mit Deinen Gedanken nicht im Hier & Jetzt, sondern in der Zukunft. Das kann aber genau dazu führen, dass Du das Ziel, was Du bereits vor Augen hast, gar nicht erreichen kannst. Lenke Deinen Fokus auf das, was gerade geschieht. Bleibe im Körper, bei Deinem Partner, bei jeder Berührung und fühle die ganze Lust. Spüre die Erregung und lasse den vollen Genuss zeitlos sein.
Es gibt nämlich nur ein Ziel: Erregung, mehr Erregung und noch mehr Erregung bis zum Point of no Return
- Der Leistungsdruck macht nichts besser, weder für Dich noch Deinen Partner. Dann heißt es nur noch, sich selbst zum Ziel zu bringen, wodurch eine große Anspannung herrscht. Mit so viel Spannung machen wir unseren Körper jedoch eng und steif, was an den entsprechenden Stellen blockiert. Das heißt, die sexuelle Energie kann schlechter oder gar nicht fließen. Die Anspannung hemmt natürlich auch die Erektion, weil das Blut nicht frei fließen kann. Zudem fördert es eine frühzeitige Ejakulation. Orgasmen finden nur in kleinem Radius statt, weil sich Energie im Unterleib staut und sich nicht im Körper verteilen kann.
- Fantasien aus Pornofilmen für mehr Erregung führen auch nicht zum gewünschten Ziel. Zum einen sind sie oft realitätsfern und zum anderen stören sie die Verbindung zwischen Dir und Deinem Partner.
- Einen Orgasmus vortäuschen, um den Erwartungen zu entsprechen. So werden Geheimnisse sowie eine schädliche Distanz geschaffen.
Spüre die Lust im JETZT – dann kommt der Orgasmus von ganz allein
Diese Maßnahmen bewirken also das Gegenteil von dem, was wir damit eigentlich anstreben. Sie bringen uns aus dem Kontakt mit uns und unserem Partner. Schlussendlich führen sie aus dem Körper und verhindern damit den eigentlichen Genuss. Es geht um Intimität, Schönheit, die Verbindung von zwei Menschen und darum, die volle Erotik des JETZT wahrzunehmen. Und es geht natürlich um Lust und Erregung.
An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass die scheinbar selbstverständliche Gipfel-Definition nur in unserer westlichen Kultur besteht. In Asien gelten andere Überzeugungen – besser gesagt, hier gibt es eine komplett gegensätzliche Definition: Ganzkörperliche Entspannung, Meditation und Talorgasmus. Du darfst natürlich wie immer selbst entscheiden, wo mehr Erotik, Lust und Erregung vorzufinden sein wird.
Dazu ein Vorschlag: Versuche Dich weder in die eine noch in die andere Definition zu pressen. Sprenge alle Definitionen und erforsche die Großartigkeit Deiner ganz eigenen Art von Genuss.
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