China will unseren Müll nicht mehr und auch Malaysia hat dieses Jahr erstmals Container mit nicht recycelbarem Plastikmüll an die Absender zurückgeschickt. Wir brauchen also eine andere Lösung – und diese ist lt. Regierung in einer Kostenbeteiligung der Verbraucher und Hersteller zu finden. Schau dir hier die Lösungsansätze an und bekomme 7 Tipps, um Plastik im Alltag effektiv zu vermeiden.
Deutschland der Recycling-Weltmeister?
In Deutschland produziert der Einzelne im Durchschnitt etwa 37,4 kg Plastikmüll pro Jahr (Stand Oktober 2018). Europaweit belegen wir somit Platz 3.
Die Bundesregierung geht aktuell davon aus, dass rund 39 % unseres Plastikmülls recycelt werden. Zieht man allerdings nicht verwertbare Verbundmaterialien und Exporte ab, liegt die Zahl nur noch bei etwa 17,3 %. Und selbst das sei noch zu hochgegriffen, so Abfallexperte Hennig Wilts vom Institut für Klima, Umwelt und Energie in Wuppertal. Laut seinen Recherchen sind von den gut 14 Millionen Tonnen neuen Kunststoffs (2017) gerade mal 0,8 Millionen Tonnen wieder in den Kreislauf zurückgekehrt. Der Großteil des Mülls wurde entweder verbrannt, als Ersatzbrennstoff in die Zementindustrie verbannt oder exportiert.
Allein im ersten Halbjahr 2018 wurden bereits 84.000 Tonnen Kunststoffe nach Malaysia exportiert, nachdem China die Einfuhr von Plastik aus fremden Ländern verboten hat. Das Problem dabei; Ländern wie China oder Malaysia fehlen die Möglichkeiten, den Müll richtig zu recyceln. Somit landet der Müll auf illegalen Mülldeponien, wodurch Müllberge entstehen, die meterhoch in den Himmel ragen. Dieser Umstand stellt eine enorme Belastung für Ökosystem dar, da illegale „Recycler“ die Reste verbrennen, ohne irgendwelche Schutzmaßnahmen vorzunehmen. Der dadurch entstehende Rauch ist hochgradig toxisch und gelangt ungefiltert in die Atmosphäre.
Malaysia hat Mitte des Jahres erstmals 60 Container mit nicht recycelbarem Plastikmüll und Elektroschrott an die Absender zurückgeschickt. Es müssen also andere Lösungen her.
Lösungsansätze der Regierung
Finanzielle Beteilung für Hersteller von Einwegverpackungen
Einer dieser Lösungsansätze soll die finanzielle Beteiligung für Hersteller von Einwegverpackungen, Zigarettenfiltern und feuchten Tüchern aus Kunststoff sein. Dies kündigte die Bundesumweltministerin Svenja Schulze im August in Berlin an. Bisher lagen die Kosten für die Aufwendungen der Abfallwirtschaftsbetriebe beim Steuerzahler. Das Ziel dieser Maßnahme sei es, ein Umdenken der betroffenen Unternehmen zu erwirken, um mehr Alternativen zu Wegwerfprodukten zu schaffen, so Schulze. Darüber hinaus würden die Kosten für Einwegprodukte steigen, wodurch der Konsument weniger davon kaufen wird.
Anmerkung der Redaktion: Alternativen zu Einwegverpackungen gibt es bereits, wie die niedersächsische Verpackungsfirma Bio4Pack beweist – nur scheitert die Einführung dieser alternativen Verpackung bisher an unseren Gesetzen.
Einführung einer Steuer auf Einwegverpackungen
Ein weiterer Lösungsansatz, um das Plastikproblem zu bekämpfen, ist die Einführung einer Steuer auf Einwegverpackungen von Geschäften, Cafés und Imbissbuden. Diese Idee stammt aus Tübingen und sei ein Versuch, um Mehrweg- oder Pfandsysteme effektiv durchzusetzen, indem der Einweg-Wegwerfkult „to go“ wirtschaftlich unattraktiv wird. Wie hoch die Steuer genau sein soll, ist noch nicht ganz klar definiert, so Oberbürgermeister Boris Palmer aus Tübingen. 50 Cent bis 1 Euro sollten allerdings schon drinnen sein. Dabei soll es jedoch nicht um das Liefern von Essen nach Hause gehen. Der Stadt Tübingen geht es hauptsächlich um die Entsorgung auf Straßen und öffentlichen Plätzen, da die Kosten für die Entsorgung hier bisher die Stadt allein trägt.
7 Tipps, um Plastik im Alltag effektiv zu vermeiden
Komplet plastikfrei zu leben ist wahrscheinlich ein eher utopischer Gedankengang. Wir können den Verbrauch jedoch auf ein Minimum reduzieren, indem wir auf die zahlreichen, umweltfreundlichen Alternativen umsteigen.
- Beim Kauf von Obst und Gemüse sollten frische, unverpackte Erzeugnisse bevorzugt werden. Natürlich sollte hierbei ebenso auf die Plastiktüte verzichtet werden.
- Verzicht auf Einweggeschirr und Einwegbesteck. Auch wenn das Spülen mühsam ist, es lohnt sich. By the way, „Bio“ Besteck und Geschirr sind keine gute Alternative, da die Herstellung dieser Produkte enorm aufwendig ist und über keinen nennbaren Umweltvorteil verfügen.
- PET-Flaschen vermeiden. Vor allem, wenn es um das Trinken von Wasser geht, sollte das Nass aus der Leitung bevorzugt werden. Wer dennoch Lust auf etwas Süßes oder Wasser mit Sprudel hat, kann sich beispielsweise einen SodaStream zulegen. Dadurch wird die Umwelt deutlich weniger belastet, als durch das Kaufen von Wasser oder Limo aus der Flasche.
- Durch die Verwendung von Naturkosmetik kann verhindert werden, dass noch mehr Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Häufig finden sich nämlich Mikroplastikteilchen in Zahnpasta oder Peelings, welche über den Abfluss dann direkt ins Meer gelangen.
- Stoffbeutel oder andere Mehrwegbeutel immer dabeihaben. Somit kann beim Einkaufen auf die Mitnahme einer Plastik oder Papiertüte verzichtet werden. Ja, auch Papiertüten sind schädlich für die Umwelt. Sie verbrauchen bei der Herstellung sogar fast doppelt so viel Energie wie Plastiktüten.
- Selber kochen. Fertigprodukte aus dem Supermarkt sind häufig mehrfach verpackt, um die Lebensmittel zu schützen. Dadurch entsteht enorm viel Plastikmüll, welcher ganz einfach vermieden werden kann, wenn selbst gekocht wird. Ist sowieso gesünder und schmeckt auch besser.
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