Die kompostierbare Verpackung aus Milchsäure und Zucker könnte längst Plastikverpackungen ersetzen und unsere Weltmeere vor Plastikmüll schützen. Warum finden wir diese dann nicht in deutschen Supermarktregalen?
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Echte Alternative: Kompostierbare Verpackungen aus Zucker
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Die niedersächsische Verpackungsfirma Bio4Pack stellt kompostierbare Verpackungen aus Zucker in Holland her. Der Zucker wird aus Maisstärke gewonnen, was eigentlich Tierfutter, und für Menschen nicht genießbar ist. Davon werden 35 Prozent für die Herstellung der Verpackungen herausgenommen, der Rest geht zurück ins Tierfutter. Für die Produktion des kompostierbaren Plastikersatzes bedarf es keiner großen Umstellungen in der Fertigungslinie. Laut Bio4Pack müssen die Maschinen nicht umgebaut oder abgeändert werden. Es ändert sich lediglich das zugeführte Material. Die Verpackungen von Bio4Pack bestehen zu 100 Prozent aus Zucker. Diesem wird lediglich Milchsäure hinzugeführt, um die Festigkeit zu erlangen.
Die Verpackung kostet aktuell etwa das Dreifache der Variante aus Plastik. Für den Verbraucher ist das ein Aufpreis von drei bis vier Cent pro Verpackung – ein Mehrpreis, den viele sicherlich gerne bezahlen, wenn der weltweite Plastikverbrauch dadurch sinkt. Eine andere Möglichkeit wäre auch, dass Händler die Mehrkosten tragen, so wie es Ekoplaza auch handhabt. Dies ist also nicht der Grund, wieso wir die zuckerbasierten Verpackungen nicht in unseren Supermarktregalen finden. Auch die Gleichwertigkeit der Verpackungen im Vergleich zu herkömmlichen Plastikverpackungen ist kein Kriterium. Kompostierbar Verpackungen des Unternehmens Bio4Pack sind bereits seit Jahren in Supermärkten im Einsatz. Ekoplaza hat die Verpackungen aus Zucker als erste Supermarktkette getestet und befindet diese als gleichwertig zu herkömmlichen Hüllen aus Plastik.
Woran scheitert es dann?
Nachhaltigkeit scheitert an Gesetzgebung…
Es scheitert ganz simpel an unserer derzeitigen Verpackungsordnung. Lt. dieser Verordnung dürfen generell keine biologisch abbaubaren Verpackungen in die Biotonne. Was widerum an der Vergärungszeit der Kompostieranlagen liegt.
Eine Verordnungs- bzw. Gesetzesänderung würde hier Abhilfe schaffen.
Die Verpackungen von Bio4Pack sind zwar kompostierbar, benötigen jedoch eine Vergärungszeit von bis zu 12 Wochen. Und hier liegt der Hase im Pfeffer.
Moderne Kompostieranlagen in Deutschland sind auf einen Vergärungszeitraum von drei bis sechs Wochen ausgerichtet. Landen die zuckerbasierten Verpackungen also in der Biotonne müssen die noch nicht vergärten Anteile der Verpackung aus dem bereits kompostierten Anteil aussortiert werden, dies oftmals von Hand, was sehr aufwendig ist. Eine einfache Lösung wäre, die Zyklen der Verfallszeit von Biomüll in den Entsorgungsbetrieben zu verlängern. Dies kostet jedoch mehr Zeit und Geld.
… und Bereitschaft der Hersteller
Und dann braucht es natürlich noch die Bereitschaft der Hersteller auf kompostierbare Verpackungen umzustellen. Diese könnte sich jedorch durch die neue Verpackungsverordnung, die am 01.01.2019 in Deutschland in Kraft trat, erhöhen.
Höhere Verwertungsanforderungen für Hersteller
Ab dem 1. Januar 2019 steigen die Anforderungen an die Verwertung von Verpackungen und dann nochmals zum 1. Januar 2022. Die Hersteller sind verpflichtet, im Jahresmittel mindestens die folgenden Anteile der bei ihnen beteiligten Verpackungen der Vorbereitung zur Wiederverwendung oder dem Recycling zuzuführen:

Dieser Kurzfilm zeigt, wie es gehen könnte, am Beispiel einer holländischen Biomarktkette
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Wie diese kompostierbaren Verpackungen hergestellt werden und was Verbraucher und Geschäftsführer von Bio4Pack, Patrick Gerritsen, zu dem Thema zu sagen haben, erfährst Du in diesem kurzen YouTube Video.
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Quellen:
https://verpackungsgesetz-info.de/
https://www.kompost.de/themen/biotonne-richtig-nutzen/was-darf-in-die-biotonne-rein-was-nicht/