Es gibt wohl nicht viele Menschen, die Trauer als schönes Gefühl bezeichnen würden. Doch Erfolgsautor und Bewusstseinsforscher Bruno Würtenberger ist da ganz anderer Ansicht. Erfahre wie wertvoll Trauer sein kann und was sie wirklich bedeutet.
Weise, humorvoll, leicht verständlich, alltagstauglich und herrlich provokativ.
Trauer ist kein Drama
Es ist ein Gefühl und somit grundsätzlich immer richtig. Die meisten Menschen denken beim Wort Trauer daran, dass jemand stirbt, den man liebt. Ich als Bewusstseins- und Menschenforscher denke dabei allerdings folgendes: Ja, das ist ein Gefühl. Damit will ich sagen, dass es wichtig ist, Gefühle welcher Art auch immer, nicht schon von vorneherein abzulehnen. Wer allerdings alle Gefühle grundsätzlich über den Verstand laufen lässt, der wird mit jedem Gefühl ein Problem haben. Sind sie verliebt, dann treffen sie die falschen Entscheidungen, sind sie traurig dann werden sie wütend und anstatt zu trauern quälen sie sich mit schmerzvollen Gedanken.
Der Schmerz der Trauer
Grundsätzlich liegt der Schmerz der Trauer in der Sehnsucht nach etwas liebenswertem. Wird diese Sehnsucht mit der Idee ewigen Verlustes kombiniert, dann tut das richtig weh. Nur schon deswegen ist es ein Segen zu wissen, dass das Leben nie ein Ende nimmt und wir uns alle wiedersehen werden. Aber dies wäre ein anderes Thema. Traurigkeit wird erst dann zu einem Problem, wenn das Ego sich einmischt. Das Ego nimmt alles persönlich, selbst den Tod geliebter Menschen oder Haustiere und ja, sogar den Verlust von Gegenständen. Das Ego ist – ich glaube das wissen wir alle – ein kleines, quengelndes Kind welches sofort Krokodilstränen weint, wenn es etwas nicht bekommt was es haben will. Wenn diese Umstände vorliegen ist es natürlich ein Drama traurig zu sein. Es wird dann als persönlicher Verlust erlebt und man hat das Gefühl, einen Teil von sich selbst verloren zu haben.
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Ich schreibe das nur, weil ich diesbezüglich aus eigener Erfahrung sprechen kann. Wenn es mal so weit ist, dann wird keine Trauer, sondern Verzweiflung erfahren. Verzweiflung erfahren wir allerdings nur dann, wenn wir die Dinge aus einer begrenzten Sichtweise betrachten. Schon diesbezüglich wäre es sinnvoll, sein Bewusstsein ständig zu erweitern. Damit meine ich allerdings nicht so etwas wie Hellseher werden. Bewusstseinserweiterung beginnt da, wo ich Bin, gerade jetzt und hier. Es geht darum sich selbst zu durchschauen, seine Überzeugungen und Muster zu kennen, dass man ihnen nicht immer und immer wieder in die Falle läuft. Das kennt doch bestimmt jeder, dass sich gewisse Dinge bei gewissen Menschen immer wieder – vielleicht in leicht veränderter Färbung – wiederholen, ja? Fein, und vielleicht geht es ja sogar Dir selbst manchmal so? Vielleicht wunderst auch Du Dich manchmal, dass sich unangenehmes irgendwie auf mysteriöse Art und Weise zu wiederholen scheint…
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Das hat nichts mit Schicksal, Karma oder einer magischen Verwünschung zu tun, sondern mit Mustern innerhalb unseres Bewusstseins. Wird dies erst einmal erkannt, dann eröffnen sich Möglichkeiten von denen man nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Wie heißt es doch so treffend:
Mensch erkenne Dich selbst und Du erkennst Gott und die Welt.
So zumindest steht es am Eingangstor des Tempels von Delphi geschrieben. Wer immer das gesagt hat, muss dies wohl entdeckt haben. Im Gegensatz zu heute scheinen es die Menschen damals verstanden zu haben. Diese Welt, das Gute wie auch das Schlechte, ist die reine Darstellung unserer gemeinsamen Bewusstseinsinhalte. Sehen tun wir sie wie einen Film im Kino, auf der Leinwand. Mit einem Unterschied, nämlich: Es handelt sich um ein multidimensionales Kino und wir selbst sind mittendrin im Film. Als Hauptdarsteller sogar. Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass man, wenn man sich lange genug darin befindet – ohne sich daran zu erinnern, dass es ein Schauspiel ist – relativ schnell zu glauben beginnt, dass es echt ist.
Die Identifikation
Das nennt man Identifikation. Ich wäre sehr, sehr vorsichtig, womit und mit welchen Ideen ich mich identifiziere oder besser nicht. Für mich ist dies alles keine Annahme, sondern Tatsache. Das, womit wir uns identifizieren, werden wir erfahren, ob wir wollen oder nicht. Ursache und Wirkung, Kausalität.
Identifiziert man sich beispielsweise damit, ein Mensch und somit begrenzt zu sein, bewirkt, dass man immer wieder Machtlosigkeit und Verlust erfährt. Wenn ich mit der Idee identifiziert bin, dass es kein Leben nach dem physischen Tod gibt, dann ist es nicht mehr möglich, das Leben als das zu erfahren, was es ist. Es kann kein Hochgenuss eintreten, wenn man befürchten muss, dass man demnächst ausgelöscht sein könnte und irgendwann auch wird. Wer schon dort seine Grenze gesetzt hat, dem bleibt das wahre Leben vorenthalten. Er wird Trauer als Drama und das Leben als irgendwie unbefriedigend erleben. Um dies zu überleben rezitiert er so oft wie möglich sein Mantra zu sprechen, welches da lautet: Ich bin ja so glücklich… Ich bin glücklich… mir geht’s gut… es könnte schlechter sein… Er kann nicht erkennen, dass dies nur beweist, dass dem eben nicht so ist. Glücklichsein findet sich nur jenseits solcher Begrenzungen. Und wenn ich Glücklichsein sage, dann meine ich Bliss, Glückseeligkeit. Spaß haben geht immer, aber das meine ich nicht. Der beste Weg zu wahrem Glück führt also nach innen und nicht nach außen!
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Die Menschen haben verlernt zu trauern
Da Trauer von den meisten Menschen nicht wirklich zu den bevorzugten Gefühlen gehört, versucht sie jeder zu vermeiden. Sie wissen leider nicht mehr, dass man, um etwas zu bekommen, nur lange genug Widerstand dagegen haben muss und schon bekommt man es. Die zwei universellen Schöpfungsmethoden Wunsch und Widerstand funktionieren nicht schlecht. Allerdings fällt bei genauerem Betrachten auf, dass sich Wünsche tendenziell weniger schnell verwirklichen, als sie es mit Widerstand tun. Das liegt daran, dass sich die meisten Menschen besser mit der Angst identifizieren als mit der Liebe. Daher fließt mehr Emotion in die entsprechende geistige Information. Emotion ist ein guter Verwirklichungstreibstoff. Würden wir genau so viel Gefühl in unsere Wünsche, Ziele, Visionen und Träume legen wie Emotion in unsere Ängste, dann wäre wohl alles möglich.
Trauer ist ein schönes Gefühl
Traurigkeit ist ein tiefes und, wenn man es kennt, auch schönes Gefühl. Wenn manchmal auch wirklich schmerzhaft. Echte Trauer ist eine Form von tiefster Liebe. Sie erweckt, wenn nicht dagegen angekämpft wird, ein noch kraftvolleres Gefühl, die Sehnsucht.
Unsere Sehnsucht ist von allergrößter Bedeutung! Sehnsucht ist wie ein Navigationsgerät. Sobald sie eingeschaltet ist, führt sie uns zum Ziel. Folge dem Weg Deines Herzens ist also mehr als nur ein schöner Werbeslogan. Ich zumindest meine das wirklich.
Abstrahiert man alles, was nicht Trauer ist, von der Traurigkeit, dann bleibt nur ein Gefühl übrig: Traurigsein. Und genau so einfach wäre es, mit Trauer umzugehen: Einfach traurig sein! Traurig zu sein ist doch kein Problem, es ist ein Gefühl. Wir werden es so oder so erleben, ob wir uns jetzt dagegen wehren oder nicht. Sie könnte allerdings viel schöner, tiefer und sehr hilfreich sein würden wir uns ihr einfach hingeben. Ich will es mal deutlich sagen: Entweder ein paar Wochen wirklich traurig sein und dann wie ein Phönix auferstehen oder jahrelang Depressionen schieben. Was ist wohl das wirkliche Drama? Genau, der Widerstand. Sobald wir aufhören zu kämpfen und in wertschätzender Haltung dankbar anzunehmen was Ist, enden alle unsere Dramen.
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Solange unser Verstand jedoch schreit und lärmt und den Himmel mit der Frage nach dem Warum verflucht, ist kein Ende des Dramas in Sicht. Es gilt zu verstehen, dass der menschliche Verstand das Drama liebt. Es will leiden! Das ist seine Nahrung, das Adrenalin im Blut, das pochende Herz und die spürbar kochende Energie, welche den Körper durchflutet. Oh, auch ich kann mir vorstellen, dass dies nicht unbedingt nur schlecht sein muss. So viel Kraft auf einem Haufen hm…, das kann bestimmt ganz schön bewegend sein. Gut, manchmal ein bisschen wild vielleicht. Aber nicht unbedingt nur schlecht. Und wie es immer so ist, genau jene, welche das nicht verstehen und somit viel Leid in ihrem Leben erfahren sind es, welche mit hundertprozentiger Sicherheit lautstark behaupten, dass sie das mit Sicherheit auf keinen Fall jemals haben wollten. So wird es ihnen ein Mysterium bleiben, weshalb es ausgerechnet immer sie trifft. Dabei wäre die Lösung so einfach!
Die beste Form der Trauerarbeit
Nichts ist einfacher, als jemanden zu begleiten, der trauert. Es genügt vollauf einfach da zu sein. Still, präsent und mit weitem Bewusstsein einfach nur da zu sein, zuzuhören, in den Arm nehmen und vor allem eins: Nicht trösten!
Das Trösten ist nur eine weitere Form der Ablehnung. Daher sagen Tröstende meistens: „Das vergeht schon wieder. Oder: Das ist doch nicht so schlimm. Oder: Du bist so ein Armer.”, etc. Wenn man traurig ist, dann ist es schlimm und wir sollten nichts tun oder sagen, was dieses Gefühl verändert. Natürlich sieht man niemanden gerne leiden, aber in gewissen Momenten heißt die Lösung eben: Hindurchgehen. Trauernde sollten im Gegenteil dazu aufgefordert werden, das Gefühl der Traurigkeit auszukosten. Es ist der schnellste Weg aus dem Leid hinaus zu kommen. Daher sage ich: Sein Leid anzunehmen ist schon die halbe Lösung. Die zweite Hälfte der Lösung ist, es so lange zu fühlen, bis es von alleine abklingt. Bei einigen dauert dieser Prozess länger und bei anderen weniger lang. Aber nur, weil wir selbst den Anblick eines leidenden Freundes nicht ertragen alles dafür zu tun, dass er wieder lacht, ist nicht wirklich ein Freundschaftsdienst und schon gar keine professionelle Trauerarbeit.
Ich habe keine Ahnung, weshalb Traurigsein so einen schlechten Ruf bei den Menschen besitzt. Hat uns alle nicht vorwiegend unser Leid weitergebracht? Viele Menschen finden sogar erst durch unsägliches Leid wieder die Verbindung zur Quelle allen Seins, zu Gott, wie die meisten es ausdrücken würden. Zu leiden tut zwar weh, aber es ist definitiv nicht schlecht. Es mag unangenehm sein, wie bittere Medizin, aber sie wirkt auch dementsprechend! Wenn man dies erkennen und sich damit identifizieren kann, dann braucht man kein Leid mehr, um wieder in Harmonie mit sich selbst zu kommen. Ein guter Schüler lernt nicht erst dann, wenn der Rauswurf droht, sondern immer, weil es ihm Spaß macht zu lernen. Nur wer Spaß am Lernen hat, kann später ein guter Lehrer sein. Daher schockiert es mich umso mehr zu beobachten, dass die meisten spirituellen Menschen genau so lernresistent sind wie die noch tiefschlafenden Menschenschafe. Da kommt irgendeiner irgendwo her, predigt seine Philosophie und schon laufen sie alle hinterher. Hauptsache möglichst keine Eigenverantwortung übernehmen!
Bruno Würtenberger
Weitere inspirierende Beiträge unseres Gastautors Bruno Würtenberger findest du in seinen Autorenblog.
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