Wir Menschen sind schon eine interessante Rasse. Superintelligent und in der Nahrungskette ganz oben stehend, bezeichnen wir selbst uns gerne als die Krönung der Schöpfung. Eigentlich haben wir bereits alles erreicht, oder gibt es da noch mehr? Naja, wir wären nicht Mensch, wenn wir uns nicht immerzu nach mehr verzehren würden. Ganz nach dem Motto „wer wünscht schon schlicht auszusehen, wenn er umwerfend aussehen kann“, wie Nicki Minaj mal so schön gesagt hat. Biohacking ist daher längst in unserem Alltag angekommen und erzählt vom Optimum des eigenen Körpers und Geistes.
Was bedeutet Biohacking?
In einer schnellen, rastlosen Welt, in welcher wir uns befinden, ist es für den Einzelnen schwierig, so zu leben, dass das eigene Wohlbefinden an erster Stelle steht. Wir kämpfen mit Müdigkeit, Erschöpfung, Stress und der fehlenden Fähigkeit, nach einem langen Tag abschalten zu können. All die Angewohnheiten wie das eigene Essverhalten, bestimmte Tagesabläufe oder Trainingsroutinen tragen dazu bei, dass wir uns gut fühlen und einen Ausgleich schaffen. Manchmal reicht das, was wir tun, aber nicht aus und wir fangen an, darüber nachzudenken, was wir anders tun können, um uns wohler, besser oder vitaler zu fühlen.
Im Grunde können wir ab hier schon vom Biohacking sprechen. Denn das Biohacking ist der Versuch, das Optimum aus Körper und Geist herauszuholen. Der Gangart sind hier keinerlei Grenzen gesetzt, weshalb das Biohacking oftmals in Verruf gerät bzw. belächelt und für skurril befunden wird. Die „großen“ Biohacker unserer Zeit greifen etwa zu zahlreichen technischen Hilfsmitteln, um die Funktionsweise ihres Organismus besser kennenzulernen. Denn nur so sind sie in der Lage, in diese Funktionsweise einzugreifen, um letztlich das Beste aus sich herauszuholen. Der US-Amerikaner Mark Moschel schrieb dazu einmal:
„Was Biohacker vom Rest der Selbstoptimierungswelt unterscheidet, ist ihr systemischer Zugang zu unserer eigenen Biologie.“
Dabei geht es darum, die absolut beste Version von sich selbst zu sein und herauszufinden, was gut für einen ist und was nicht. Biohacker schrecken nicht davor zurück, sich „die Hände schmutzig“ zu machen und ihre Fehler und Erfahrungen für den Entwicklungsprozess zu nutzen. Biohacking ist Persönlichkeitsentwicklung auf dem nächsten Level.
Sind wir nicht alle irgendwie Biohacker?
Ich bin auch ein Mensch, der seit Jahren an sich arbeitet und immer auf der Suche nach der nächsten Stufe seiner Persönlichkeitsentwicklung ist. Ich lese Bücher, ich mache Yoga, ich spaziere durch den Wald, übe mich in Achtsamkeit. Dennoch… Ich würde mich nicht als Biohacker bezeichnen. Zwar ist mir meine persönliche Optimierung wichtig, allein schon deshalb, weil ich das Prinzip gerne an andere weitergeben möchte. Dennoch investiere ich, glaube ich, zu wenig Zeit, Aufwand und Energie in die Analyse der Funktionen meines physischen Körpers. Und ich glaube, das ist es auch, was das Biohacking letztlich von der typischen Persönlichkeitsentwicklung unterscheidet.
Ich würde die Frage, ob wir alle Biohacker sind, also mit einem Nein beantworten. Mal ganz davon abgesehen, dass ja nicht mal im Entferntesten alle Mitglieder unserer Gesellschaft erkannt haben, welchen Nutzen sie aus der Persönlichkeitsentwicklung ziehen können. Bei vielen ist noch nicht einmal das Bewusstsein dafür da, dass es auch noch andere Wege gibt, denen man folgen kann. Wege, die vielleicht besser sind. Davon ist das Biohacking dann tatsächlich noch weit von entfernt. Schreibe uns Deine Meinung dazu gerne mal in die Kommentare!
Biohacking – wenn Du ein System hacken willst, musst Du es erst verstehen
Anonymous wäre nicht Anonymous, wenn sie mit dem, was sie tun, nicht extrem erfolgreich wären. Und warum sind sie so erfolgreich? Weil sie das System, in welches sie sich einhacken, zu 100 % verstehen. Das System wurde zuvor ausführlich studiert und analysiert. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Biohacking. Willst Du Dich in Deinen Organismus hacken, musst Du diesen zunächst einmal verstehen. Und seien wir ehrlich, das funktioniert nicht nur mit Meditation und Psychoanalyse. Wenn Biohacker beginnen, die Funktionen ihres Körpers zu studieren, schießen sie nicht zu selten über das konventionelle Ziel hinaus.
Ein Beispiel ist die Fastenkur während einer straffen Trainingsphase. Der Körper wird leistungstechnisch enorm gefordert, bekommt aber nur wenig Kalorien – er entgiftet und verändert das System. Das zumindest sagt Sportmediziner Wilhelm Bloch von der Deutschen Sporthochschule, der dazu einen Versuch mit Sportlern unternommen hatte.
Nicht jeder ist jedoch Teil eines Versuches mit einem Sportwissenschaftler. Daher greifen unabhängige Biohacker nicht zu selten zu Maßnahmen wie Eisbäder, Druckluftkammern oder Schlaftracker. Der Biohacker macht sein Leben zum Experiment und bringt seinen Körper gerne mal an seine Grenzen, um ihn besser verstehen zu können. Anhand verschiedenster Methoden, Therapien und/oder Diäten wird anhand von Blut- und anderen Körperwerten überprüft, wie der Körper jeweils reagiert und was einem guttut und was nicht.
Eines der wichtigsten Gadgets für Biohacker ist wohl der Smartring oder auch die Smartwatch. Sie tracken den Schlaf, die Herzfrequenz, Körpertemperatur und allgemeine Aktivitäten. Man könnte es als Basic Tool für jeden Biohacker bezeichnen.
Es gibt Grenzen!
Das hört sich alles erst mal richtig gut an. Es kann ja im Grunde nichts Schlechtes daran sein, seinen Körper verstehen und optimieren zu wollen – das Beste aus sich herauszuholen. Dennoch gibt es auch beim Thema Biohacking kritische Stimmen. Die Ernährungswissenschaftlerin Franziska Dreidax hat sich ebenfalls mit dem Gebiet beschäftigt und kennt die positiven, aber auch die negativen Aspekte des Biohackings. Sie sagt:
„Grundsätzlich ist es gut, sich intensiv mit seinem Körper und der Lebensmittelauswahl auseinanderzusetzen. Problematisch wird es dann, wenn der Lebensstil in einen Selbstoptimierungswahn oder eine Orthorexie – dem krankhaften Bestreben nach gesundem Essen umschlägt. Ernährung soll auch Spaß machen und ein Genuss sein.“
So setzen viele Biohacker beispielsweise auf eine ketogene Ernährungsweise. Die Grundlage hierfür bilden Stärke armes Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier, Butter, Oliven- und Kokosöl, Nüsse, Samen und Beeren.
„Die ketogene Diät sollte möglichst nur in Begleitung von Fachpersonal durchgeführt werden. Da sie sehr kohlenhydratarm ist und kaum Vollkornprodukte gegessen werden, entsteht sonst schnell ein Mangel an Ballaststoffen.“
So die Ernährungsexpertin. Es ist daher immer ratsam, einen Arzt oder einen anderen passenden Experten zurate zu ziehen, der sich im jeweiligen Themenbereich ausreichend auskennt. Biohacking im Alleingang ohne die nötige Expertise, kann schwere Folgen für die Gesundheit nach sich ziehen.
Es gibt sogar Biohacker, die ihr gezielt ihr Erbgut manipulieren. Bei einem Fall aus den USA hat das Experiment Biohacking sogar zum Tod geführt. Einer der bekanntesten Biohacker, Aaron Traywick, wurde 2018 tot in einem Spa in Washington gefunden. Laut der Webseite “News2share” befand sich Traywicks Körper in einem sogenannten Floating-Therapietank. Eine Autopsie ergab, dass der umstrittene Biohacker aufgrund einer Ketaminvergiftung ertrank. Aaron war offenbar bekannt dafür, das Anästhetikum für Entspannungszwecke zu nutzen. Der Aktivist hatte früher schon mit zweifelhaften Experimenten für Schlagzeilen gesorgt, als er sich bei einer Konferenz vor Publikum beispielsweise eine selbst hergestellte Herpes-Therapie injizierte.
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