Fast jeder kennt den Spruch: “5 am Tag” – eine Kampagne des gleichnamigen Vereins mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Zusammenhänge zwischen Ernährung und der Vermeidung von Gefäß- und Krebserkrankungen sind seitdem gut untersucht. Doch nun gibt es aufsehenerregendes Neues: Forscher um Oyinlola Oyebode vom University College London präsentierten ihre aktuelle Studie, die sich dem generellen Sterberisiko und der Korrelation von Obst- und Gemüseverzehr beschäftigte.
“7 am Tag ist das neue Maß!”
Die Erkenntnis: 7 (!) Portionen (oder mehr) Obst und Gemüse am Tag vermindern das Risiko zu sterben um 42 % – und zwar unabhängig vom Lebensalter!
Die Datenlage der Studie:
65.226 Briten (Durchschnitt der Bevölkerung) wurden in den Jahren 2001 bis 2013 im Ernährungsverhalten und mit ihren sonstigen Lebensgewohnheiten (Sport, Rauchen, Alkohol, Stress…) untersucht und detailliert erfasst. Innerhalb des Zeitraums starben 4.399 Studienteilnehmer – das sind 6,7 %.
Die Ergebnisse:
Der Zusammenhang zwischen Essverhalten und Leben lässt sich tatsächlich an der Gemüsemenge abmessen: Studienteilnehmer, die 7 oder sogar mehr Portionen pro Tag verzehrten, haben eine um 42 % geringere Sterbewahrscheinlichkeit. Die höchste “Lebensgefahr” haben somit diejenigen, die weniger als eine oder nur eine Portion am Tag zu sich nahmen.
Also, nochmals in beeindruckenden Zahlen:
1 Portion oder weniger am Tag: höchstes Risiko!
1 bis 3 Portionen am Tag: um 14 Prozent geringeres Risiko!
3 bis 5 Portionen am Tag: um 29 Prozent geringeres Risiko!
5 bis 7 Portionen am Tag: um 36 Prozent geringeres Risiko!
7 plus Portionen am Tag: um 42 Prozent geringeres Risiko! 🙂
Klarer Favorit: Gemüse und Salat vor Obst!
Erstaunlich war auch die Erkenntnis, dass Früchte (mit ihrem oft hohem Fruchtzuckergehalt) nicht so gut “abschneiden” wie frisches Gemüse und Salat (also auch mit einem hohem Rohkostanteil). Und ganz schlimm: Obst aus Dosen! Das geht gar nicht. Das wirkt sogar kontraproduktiv. Ebenso die ganze Palette an Fruchtsäften, Trockenobst oder reine Obstsmoothies.
Das Schöne am Gemüseverzehr ist: man(n)und frau, kind und kegel können sich satt essen (aber das mit den Kindern und Gemüse ist ein anderesThema…)! und dazu noch so gesund – das beeindruckte sogar die Forscher nachhaltig!
Was ist eine Portion?
Ganz einfach: So viel, wie in eine Hand passt:
1 Apfel, 1 Birne, 1 Banane oder eine Handvoll Beeren.
3 Tomaten, 1 kleine Gurke, 1 kleine Zucchini, 2 Knollen Rote Beete, 1 Paprika, 1 Kohlrabi, eine Schale mit Salat.
Das sagt die Redaktion dazu:
In unserem Buchtipp “Gesund bleiben bis 100” werden Hundertjährige in ihrem Lebensumfeld und in ihrem Ernährungsverhalten vorgestellt. Die Ernährung der älteren Menschen in Okinawa – der Insel der Langlebigen in Japan – sieht im Vergleich zu US-Bürgern zum Beispiel so aus:
Fleisch/Geflügel/Eier: 29 % * in den USA aber 3 % in Okinawa
Milchprodukte: 23 % in den USA aber 2 % in Okinawa
Obst: 20 % in den USA aber 6 % in Okinawa
Gemüse: 16 % in den USA aber 34 % in Okinawa
Getreide: 11 % in den USA aber 32 % in Okinawa
Sojaprodukte: 0,5 % in den USA aber 12 % in Okinawa
Fisch: 0,5 % in den USA aber 11 % in Okinawa.
*(Prozentangaben sind Gewichtsprozente /Seite 118 ff aus o.g. Buch)
Auch hier schön zu sehen: mit 34 % Gemüse am Tag wird man gesund alt!
Der “gesund-bleiben-und-alt-werden-Buchtipp” der Redaktion:
Gesund bleiben bis 100
ISBN 9783862642021
Robbins, John
Verlag Nietsch
Quellen:
www.wissenschaft.de
www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/obst-und-gemuese-in-der-ernaehrung-kritik-am-5-am-tag-dogma-a-961273.html
www.5amtag.de
www.dge.de
www.de.wikipedia.org/wiki/5_am_Tag
Richtig absurd wird diese Ernährungsempfehlung, wenn man tiefer in die Historie einsteigt: „5 am Tag“ wurde in Deutschland vor etwa 14 Jahren initiiert, um Krebs vorzubeugen. Damals war man der Meinung, viel Obst und Gemüse schütze vor Tumoren. Diese These basierte wie stets auf Beobachtungsstudien, es war also nicht mehr als eine vage Vermutung. Und heute steht die Wissenschaft noch blanker da, denn eine der größten, wichtigsten und aktuellsten Ernährungsstudien, EPIC, konnte noch nicht einmal statistisch signifikante Korrelationen zwischen Obst- und Gemüsekonsum und Krebsentstehung aufzeigen. Dazu konstatierte Professor Rudolf Kaaks vom Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ in der »Süddeutschen Zeitung«: „Keinerlei Beziehung, null Komma null.“