Eine Beziehung ist wie ein Haus, man muss ständig daran arbeiten und sie instand halten, ansonsten wird sie marode und fällt in sich zusammen. Eine glückliche Beziehung über längeren Zeitraum zu führen ist allerdings nicht so einfach, wie man sich das anfangs vorstellt. Denn gerade am Anfang, wenn wir noch von rosaroten Wolken umgeben sind, sehen wir die „Fehler“ des anderen nicht oder blicken darüber hinweg. Erst nach ein paar Jahren, wenn die Schmetterlinge im Bauch ein wenig ruhiger geworden sind, sehen wir klarer, wobei uns die ein oder andere Macke am Partner anfängt zu stören. Und genau dann beginnt die Zeit der Herausforderungen, die Zeit, in welcher wir anfangen müssen, an uns und unserer Beziehung zu arbeiten, um glücklich zusammenleben zu können. Aber wie genau funktioniert das, worauf kommt es an?
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Für eine glückliche Beziehung musst Du bei Dir anfangen
Einer der größten Fehler, den wir begehen, wenn wir uns auf eine Beziehung einlassen, ist wohl der, dass wir von unserem Partner erwarten, dass dieser uns glücklich macht. Einerseits sollte er das auch, denn in einer unglücklichen Beziehung will keiner leben. Allerdings ist das mit dem „Er/sie macht mich nicht glücklich“ relativ und kann nicht auf das gesamte Beziehungskonstrukt übertragen werden. Denn in erster Linie musst Du glücklich sein. Du musst im Reinen mit Dir selbst und in der Lage sein, mit Dir allein glücklich zu sein, bevor Du Dich auf eine Beziehung einlässt. Das klingt vielleicht banal, ist es aber keineswegs.
Das Prinzip dahinter ist ganz einfach, allerdings benötigt es Zeit und die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren. Denn der Weg der Liebe führt in erster Linie mal nach innen. Und in diesem Zusammenhang sollte sich auch nicht die Frage nach dem Gehen oder dem Bleiben in einer Beziehung stellen. Denn das ist ungefähr so wie durchhalten oder verschwinden. Beides wird Dir in Deiner Lage nicht zur Erfüllung verhelfen. Zumindest nicht auf lange Sicht. Möchtest Du wirklich dauerhaft positiven Einfluss auf eine Beziehung nehmen und Dich der Mauer vor welcher Du stehst, entziehen, hilft nur eine Reise in Dein eigenes Inneres. Du wechselst quasi von der Hardware in die Software und räumst dort mal ordentlich auf.
Dein inneres Kind
Tatsächlich ist es so, dass unser Bindungsverhalten maßgeblich in unserer Kindheit, ja sogar bereits im Mutterleib geprägt wird. Und zwar primär dadurch, was die Menschen in unserer Umgebung über die Liebe dachten und wie sie diese gelebt haben. Auch die Gefühle und wie miteinander kommuniziert wurde, spielt eine wichtige Rolle in unserer Bindungsentwicklung. Wir wurden in unserer Kindheit programmiert und dieses Programm läuft jetzt in uns ab. Nur weil wir es nicht anders kennen, heißt das aber noch lange nicht, dass das alles so richtig ist und wir nichts dazulernen können.
Das Problem: Uns ist oft nicht bewusst, dass unser Programm fehlerhaft ist, denn wir kennen es nicht anders. Ebendarum ist es enorm wichtig, in sich hineinzuhorchen und zunächst einmal die eigenen Verhaltensweisen zu hinterfragen. Denn eins haben wir alle, oder zumindest die meisten von uns – ein instinktives moralisches Verständnis für gut und schlecht.
Wichtig ist hierbei auch nicht zu vergessen, dass wir alle über ein sogenanntes „inneres Kind“ verfügen. Eine Beziehung besteht also im Grund aus vier Personen. Du, Dein Partner oder Deine Partnerin und die jeweiligen inneren Kinder.
Diese inneren Kinder stehen symbolisch für die Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der Kindheit. Und je nachdem, mit welchen Glaubenssätzen oder Prägungen Du aufgewachsen bist, ist Dein inneres Kind eher zufrieden und ruhig oder aufmüpfig und trotzig. Das können unter anderem negative Glaubenssätze wie: „Ich bin nicht gut genug” oder „Ich kann mit Verletzungen/Kritik nicht umgehen” sein.
Aber auch Emotionen und Gefühle wie Hilflosigkeit, Einsamkeit, die Angst vor dem Alleinsein oder Vertrauensprobleme, die wir durch bestimmte Einflüsse in unserer Kindheit erfahren haben, sind tief in unserem inneren Kind verankert. Das innere Kind steht dabei für alles, was Dich in Deiner Kindheit geprägt hat und wovon Du heute profitierst, oder eben nicht – sowohl positive als auch negative Erlebnisse.
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Die Rolle des inneren Kindes in der Beziehung
Wenn es also zu Beziehungsproblemen kommt, dann liegt das zumeist daran, dass die verletzten oder „fehlerhaften“ Anteile unserer Persönlichkeit nicht in der Lage sind, auf erwachsene Weise mit einer bestimmten Situation umzugehen. Wichtig ist es daher, sich seinem inneren Kind, also seiner Vergangenheit anzunehmen und herauszufinden, was dort eventuell schiefgelaufen sein könnte. Folgend drei Verhaltensweisen von Menschen in Beziehungen, die ihr inneres Kind nicht geheilt haben:
- Bindungsprobleme
Menschen, die sich nicht oder nur sehr schwer binden können, sind in der Regel extrem unsicher und erwarten von ihrem Partner viel Aufmerksamkeit und Zuwendung, damit sie sich in der Beziehung „sicher“ fühlen. Oder sie vermeiden die Nähe bzw. ziehen sich zurück, wenn sie sich ihres Partners zu sicher sind, weil sie die Anforderungen an eine Beziehung als freiheitseinschränkend oder überwältigend empfinden. Beide Formen des Bindungsproblems sind extrem toxisch und können auf Dauer nicht funktionieren. - Kommunikationsprobleme
wenn in der Kindheit Probleme nicht ausgeredet, oder nicht ernst genommen wurden, kann es sein, dass später Probleme auftreten, sich mitzuteilen. Es wird kritisiert, beschuldigt oder komplett abgeblockt. Obwohl eigentlich danach geächzt wird, die eigenen Bedürfnisse zu stillen. Das innere Kind schreit förmlich danach, geliebt und umsorgt zu werden, weil es das früher nicht gab. Damit kommt die Unfähigkeit zum Vorschein, klar und deutlich die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, weil das nie vermittelt wurde oder diese Wünsche ohnehin nicht ernst genommen wurden. - Emotionale Regulationsstörungen
als Regulationsstörung bezeichnet man die besondere Schwierigkeit eines Säuglings, sein Verhalten in einem oder mehreren Interaktions-Kontexten angemessen regulieren zu können. Kurzum, – das Kind schreit nonstop. Dabei weiß das Kind nicht, wie es sich selbst beruhigen oder trösten kann. Dazu bedarf es eine Bezugsperson, die das übernimmt. Fehlt diese Person, wächst das Kind mit Ängsten auf und wird unsicher. Die Emotionen sind zu groß, um diese selbst bewältigen zu können. Diese Erlebnisse führen im Erwachsenenalter dann dazu, dass sich die betroffene Person nicht selbst regulieren und seine Emotionen kontrollieren kann. Findet sich eine solche Person dann in einer bedrohlichen oder überwältigenden Situation wieder, wird sie laut und aggressiv, um die eigenen Bedürfnisse zu stillen. Der Partner wird dadurch aber weggestoßen, was dazu führt, dass die schreiende Person mit ihren Problemen wieder allein dasteht. Ein immer wiederkehrendes Muster.
Der Schlüssel zur glücklichen Beziehung
Gut, nun wissen wir also, dass unser heutiges Verhalten ein Resultat unserer Kindheit ist. Wie räumen wir also auf?
Zunächst einmal muss klar sein, dass es nicht darum geht, die Schuld bei unseren Eltern oder anderen prägenden Personen in unserer Kindheit zu suchen oder sich jetzt einer jahrelangen Selbstanalyse zu unterziehen. Jetzt geht es lediglich darum, sich mit Vergangenem zu versöhnen und für Liebe im eigenen Leben zu sorgen. Die Liebe ist kein Supermarkt, der ständig mit großartigen Dingen befüllt wird, die ich einfach nur zu nehmen brauche. Die Liebe wächst an dem, was ich selbst gebe und nicht an dem, was ich für mein inneres Kind benötige.
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So wie ich mich selbst behandle, so werden mich auch die anderen behandeln und wenn ich selbst grundlegende Veränderungen an mir vornehme, wird sich auch die Beziehung zu meinem Partner ändern. Gibt es also aktive Beziehungsprobleme und Du willst, dass sich etwas ändert, musst Du den Mut zusammennehmen, Deinen Partner loszulassen und Dich selbst zu erkunden. Das Loslassen vom Partner mag vielleicht befremdlich klingen, weil wir ja genau eine Trennung vermeiden wollen, aber darum geht es auch nicht. Ihr sollt Euch nicht trennen. Ihr sollt Euch einfach Zeit für Euch nehmen, um das eigene Ich zu ergründen und besser verstehen zu können. Denn eine Trennung ist in der Regel nie die Lösung für das eigentliche Problem, sondern nur eine Vertagung.
So kommst Du mit Deinem Inneren in Kontakt
- Übernimm Verantwortung
Suche die Schuld nicht bei anderen, denn so gibst Du die Verantwortung ab und bist nicht breit zu heilen. Mache Dir bewusst, dass ganz egal, was in Deiner Vergangenheit passiert ist, nur Du selbst für Dein jetziges Leben und eine mögliche Veränderung verantwortlich bist. Ganz nach dem Motto „es gibt keine Alternative zum Optimismus.“ - Sei offen Neues zu lernen
es ist immer leicht, sich in eigenen Überzeugungen zu wiegen. Um Dein inneres Kind zu heilen, bedarf es allerdings Lernbereitschaft und Offenheit. Du musst den Mut aufbringen, Dich mit Dingen und Themen zu beschäftigen, die Dich die Dinge anders wahrnehmen lassen. Nur so wird es möglich sein, künftig anders zu handeln. - Versuche Dich zu erinnern
wahrscheinlich kennst Du Dein inneres Kind noch nicht richtig und weißt nicht, welche Bedürfnisse es hat. Versuche Dich deshalb an Deine Kindheit zu erinnern.
Welche Regeln gab es?
Welche Rolle hast Du gespielt?
Gab es typische Sprüche und Aussagen, die Du regelmäßig gehört hast?
Wie haben sich Deine Eltern Dir gegenüber oder anderen nahestanden Personen gegenüber verhalten?
Schreibe Dir die Antworten zu diesen Fragen ruhig auf und nimm Dir Zeit beim Nachdenken. Vielen hilft es auch, eine Art Dialog mit dem inneren Kind zu führen und bei jeder Frage die Antwort direkt aufzuschreiben, ohne lange darüber nachzudenken. Einfach das, was Dir als Erstes durch den Kopf schießt. So findet sich der Zugang. - Bedürfnisse und Grenzen
Versuche, die Bedürfnisse zu ergründen. Was benötigt Dein inneres Kind? Wonach sehnst Du Dich und wie kannst Du darauf am besten eingehen? Wie kannst Du die unerfüllten Bedürfnisse Deines inneren Kindes stillen, ohne andere mit hineinzuziehen.
- Neues lehren
Das bedeutet, alte Glaubenssätze zu durchbrechen. Es ist wichtig, dass Dein erwachsenes Ich Verantwortung übernimmt und dem inneren, verletzten Kind beibringt, dass nicht alles wahr ist, was einen geprägt hat. Trete dabei in direkten Kontakt mit Dir selbst und sag Dir aufbauende Dinge. Um diese Dinge zu verinnerlichen, braucht es allerdings Zeit. Nimm Dir täglich also ein wenig Zeit und schreibe Dir zum Beispiel Dinge auf, die Du an Dir magst oder wofür Du Dir heute dankbar bist. Das finden sich sicherlich ein paar Dinge und wenn es nur Kleinigkeiten sind. Mit der Zeit wird daraus mehr werden.
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