Welche Gegenstände sind wirklich wichtig, um ein menschenwürdiges Leben in der westlichen Kultur führen zu können? Und wo liegt die Grenze, wo jegliches Maß überschritten wird? Die “Schmerzgrenze” liegt natürlich bei jedem Menschen woanders, doch es ist nicht zu leugnen, dass wir in unserer Gesellschaft einem gewissen “Druck” ausgesetzt sind, was konform ist und was nicht. Was “dazugehört” für ein anständiges Leben, was als selbstverständlich erachtet wird, um sich nicht abgegrenzt zu fühlen.
Heutzutage muss ein ganz normaler Schüler auf dem Gymnasium schon ab der 5. Klasse einen Computer haben und gut vernetzt sein. So gesehen verändern sich die notwendigen Dinge je nach Jahrzehnt. Doch spätestens beim nächsten Umzug wird die Fülle an Gegenständen, die sich in Schränken verstecken und auf Regalen verstauben zur buchstäblichen Last.
Interessant ist dahingehend eine neue “Bewegung”, die das Weglassen und Reduzieren auf dem Plan stehen hat. Der Amerikaner Dave Bruno hat mit seiner “The 100 Things Challenge” schon große Aufmerksamkeit erregt, und hier in Deutschland lebt der Produktdesigner Moritz Grund, der ebenfalls im Selbstversuch seine Gebrauchsgegenstände auf Hundert reduziert hat.
Nur 100 Dinge, die man besitzt und die aus den Kategorien Kleidung, Möbel, Fortbewegungsmittel, Kommunikationsmittel, Pflegeartikel und persönlichen Dinge wie Fotos oder Bücher oder gute Musik bestehen.
Für Moritz Grund ist es ein befreiendes Loslassen und die Erkenntnis, dass Besitz nicht glücklich macht.
Dave Bruno kommt unter anderem mit einer Pyjamahose und sieben T-Shirts, einem Gürtel und drei Jenas aus. Dafür “leistet” er sich ein Auto und eine Kletterwand… Seine Liste kann im Magazin “Herzstück” auf Seite 55 eingesehen werden.
Der Berliner Gerrit von Jorck dagegen übt regelrecht Verzicht auf eine erfolgsversprechende Karriere aus. Obwohl er einen super Abschluss mit 1,0 in Volkswirtschaft hat, misst er Erfolg in “Zeitwohlstand”. Er arbeitet nur 10 Stunden die Woche, kommt mit 500 Euro im Monat aus und hat dafür jede Menge Zeit für ein Philosophiestudium. Er ist jedoch auch ein Stück weit Realist und macht sich Gedanken um seine Zukunft mit Frau und Kinder. Diese soll in einer Wohngemeinschaft mit elf Freunden stattfinden. Doch jetzt reicht es ihm: Er fährt mit dem Fahrrad, holt seine Kleidung von “Schenkläden” und kocht immer selbst. Er sieht sich auch nicht als Aussteiger, sondern als jemand, der einfach das Tempo verlangsamt hat und sich auf wichtige Dinge wie Freunde, Yoga und ehrenamtliche Tätigkeiten konzentriert.
Was können wir heute tun, um etwas zu reduzieren?
Folgende Fragestellungen sollen beim Ausmisten und Reduzieren von Dingen helfen:
- Hat der Gegenstand eine emotionale Bedeutung und/oder hat er etwas mit dem sozialen Status zu tun?
- Ist der Gegenstand schwer oder gar unmöglich wiederzubeschaffen oder zu leihen?
- Ist das Unterstellen und Aufbewahren des Gegenstands kostenfrei?
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Dann kann es ja endlich losgehen!
Und das Beste daran ist, dass es inzwischen viele Plattformen gibt, wo man die nicht mehr benötigten Dinge weiter verschenken oder abgegeben kann – wie Tauschmärkte, Verschenkkisten oder auch die Organisation “Oxfam”, die in vielen größeren Städten mit ihren Shops zu finden sind.
Quellen:
www.moritzgrund.com
www.catharina-aanderud.de
www.guynameddave.com
www.spiegel.de
www.oxfam.de
www.givebox.eu
Zeitschrift Herzstück, Ausgabe 1/2014
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Der Tipp der Redaktion:
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Weniger ist mehr
Zurück zum eigenen Maß
ISBN 9783942848169
Aanderud, Catharina
Verlag CLASSICUS