Wie viel Psychologie spielt bei einer Therapie und erfolgreichen Heilung eine Rolle? Die Hundert besten Placebo-Forscher in Tübingen haben sich erst kürzlich bei einem Kongress darüber ausgetauscht.
Der Placeboeffekt
Wir alle kennen den Begriff “Placeboeffekt” und vielleicht auch die damit verbundenen Forschungsergebnisse und Literatur.
Wenn sich ein kleines Kind das Knie aufschürft, schreit es nach seiner Mutter. Alleine der Trost, das in den Arm nehmen und der bekannte Segensspruch “Heile, heile, Segen…” wirken besser als jedes Desinfektionsspray oder bunte Pflaster. Im Körper finden physiologische Veränderungen statt, die inzwischen nachweisbar und messbar sind. Die Mutter vermittelt Zuversicht, dass alles bald wieder heilt und der Schmerz aufhört.
In der Sonderausgabe des Magazins Spiegel Wissen mit dem Thema “Gesund mit sanfter Medizin” wird darüber ausführlich berichtet. In der Onlineversion können wir lesen:
Wesentliche Elemente der Heilung liegen im Menschen. Sogar bei schweren körperlichen Erkrankungen kann er seine Genesung beeinflussen, so der Forscher Winfried Rief (Fachbereich Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Marburg).
Bei all den Forschungen um den Placeboeffekt geht es aber um etwas, was dahinter liegt: Die (un)scheinbaren Pillen und unechten OPs sind wie ein Mittel zum Zweck.
Der Kern der Heilung ist die damit verbundene Zuversicht, die wie aus einem Dornröschenschlaf zum Leben erweckt wird.
Damit das gelingt, braucht ein Arzt oder Therapeut viel Einfühlungsvermögen, die richtigen Worte, das feine Gespür – und vermutlich auch viel Zeit! 😉
Im Körper des Patienten regiert dann auf einmal die “Biochemie”: Immunzellen und Hormone werden in Gang gesetzt und im Gehirn entstehen “endogene Morphine”, die wie ein körpereigenes Schmerzmittel wirken.
Somit verfügt der Mensch über eine hausinterne Apotheke – eine Art “Kontrollsystem”, was von ganz alleine seine Arbeit tut. Wir haben dann Kopfschmerzen oder Übelkeit, was nur eine Auswirkung ist, aber keine eigene Krankheit ist. Und unser weiter entwickeltes Gehirn dient dem Kontrollsystem als Sensor.
Wichtig für die Wissenschaftler ist sicherlich die Erkenntnis, dass sie nicht unbedingt ihre Patienten mit Hilfe eines Placebos “anlügen” müssen, sondern dass die Art, wie mit ihnen umgehen und reden, entscheidend ist!
Im Spiegel-Magazin heißt es laut dem Turiner Neurowissenschaftler Benedetti. “Nicht nur die Medizin selbst, sondern auch die Umstände entschieden über den Erfolg, Arzneimittel werden nicht in einen luftleeren Raum gespritzt, sondern in einen verwickelten lebendigen Organismus, der Erwartungen und Vorstellungen hat.”
Anteilnahme und Zuversicht wirken also – in zahlreichen klinischen Studien nachgewiesen. Eine Art “moderne” Geist-Heilung, die unter einem neuen Licht betrachtet werden kann.
Wie es so schön heißt:
“Wer (was) heilt, hat Recht!”
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Quelle:
www.spiegel.de