Da bin ich mal wieder. Ich hoffe, dass der Titel zum Thema Esoterik nicht allzu abschreckend auf Dich wirkt? Aber so bin ich wenigstens sicher, dass meine Kritiker weiterlesen. Denn genau sie könnten etwas lernen. Grundsätzlich bin ich jedoch ein sehr angenehmer, froher und umgänglicher Mensch. Gut, ich hebe diese Seite an mir selten vor, aber wenn man weiß, dass das, was sich im Vordergrund befindet, lediglich drei bis fünf Prozent dessen sind, was einen Menschen ausmacht, dann kann sich jeder Verständige selbst ein Bild machen.
Ein Blick hinter die Kulissen wagen
Vielleicht weißt Du ja auch, dass unser Bewusstsein in 2 Hauptbereiche aufgeteilt ist, das Bewusste und das Unter- oder Unbewusste, ja? Aber wusstest Du auch, dass 95-97 % aller unserer Entscheidungen, vom Unterbewusstsein getroffen werden? Was bedeutet denn das? Ganz einfach, es bedeutet, dass das, was sich im Vordergrund befindet, relativ wenig aussagt. Auf der anderen Seite, für Eingeweihte sagt es natürlich nahezu alles aus.
Daher bitte ich Euch, meine geneigte Leserschaft, in Zukunft mal ganz genau hinzuschauen. Ja, schauen, denn nur zu sehen, reicht nicht aus. Schaut genau hin, sozusagen hinter die Kulissen. Von wem? Zuallererst natürlich hinter die Eigenen! Allerdings ist dies schon eine Übung für Fortgeschrittene. Alle anderen können damit beginnen, die anderen mal etwas genauer zu durchleuchten. Jene zum Beispiel, welche immer nur Wohlfühlsprüche posten. Jene, welche nirgendwo anecken und jene, welche ständig von Licht und Liebe reden. Ja, das sind die 3 Prozent. Und was lauert da wohl im Hintergrund?
Wer hat es denn nötig, immer davon zu reden, wie schön sein Leben, wie toll seine Beziehung, wie tief seine Einsichten sind und wie hoch seine Spiritualität ist? Was schlummert denn im Hintergrund von jenen, welche Dir ständig sagen, wie toll, wertvoll und wundervoll Du bist? Ich behaupte nicht, dass alles gelogen ist, aber es ist mit Sicherheit nicht die ganze Wahrheit!
Echte Spiritualität ist weitsichtig
Tja, da bin ich wieder, der Zerstörer vieler Träume. Aber eins musst Du wissen: Ich zerstöre nur unechte Träume, und zwar zu dem Zweck, dass sich Deine echten endlich verwirklichen können. Ich schaffe Platz für Dich. Ich bin also nicht daran interessiert, mir selbst Freunde oder ein jubelndes Publikum zu erschaffen. Nein, ich setze mich Deiner Kritik aus und bin der Hoffnung, dass es da einige gibt, welche bereit sind, über sich selbst hinauszuwachsen. Ich erschrecke die Mäuse, um zu sehen, wo die Löwen lauern. Auch will ich nicht, dass Du Dich einfach nur gut fühlst. Das, was ich will, ist, dass Du vorwärtskommst. Für nichts anderes sind wir hier inkarniert. Das ist unser Auftrag. Vorwärtskommen und uns dabei gegenseitig zu unterstützen. Alles andere ist zwar schön und angenehm, aber es verfehlt das Ziel.
Es geht mir nicht darum, wie Du Dich jetzt und heute fühlst, sondern darum, wie Du Dich für den Rest der Ewigkeit fühlen wirst. Echte Spiritualität ist nicht nur hell-, sondern vor allem auch weitsichtig.
Es macht also wenig Sinn, zwanghaft positiv zu sein und alles schön zu malen. Manche Dinge sind einfach scheiße. Jetzt kommen sofort die Weichspülspirits daher gerannt und meinen, dass sie jetzt besonders schlau sind, wenn sie sagen: „Du bewertest!“ Und dann glauben sie, dass sie alles und ich nichts von Spiritualität verstanden habe. Lass mich bitte erklären:
Sie glauben, dass zu bewerten zeigt, dass einer spirituell noch nicht so weit gewachsen ist. So unter dem Motto: „Der bewertet ja noch…“. Du hast aber keine Chance ihnen zu erklären, dass das, was sie gerade sagen, eine Bewertung ist. Sie bewerten das Bewerten mit schlecht. Es ist eigentlich ja lustig, wenn es nicht so traurig wäre.
Und by the way: Wer hat denn gesagt oder behauptet, dass man nicht bewerten soll? Das ist nichts weiter als eine Fehlinterpretation, denn es heißt: Du musst nicht bewerten!
Aber um an diesen Punkt der Entwicklung zu gelangen, muss man zuerst einmal bewerten können. Das heißt korrekt übersetzt: Bewerten wollen! Und erst wenn es Spaß macht, die Dinge so zu bewerten, wie man das möchte, gut und/oder schlecht, erst dann ist es überhaupt möglich, das Bewerten sein zu lassen. Daher merke Dir Folgendes gut:
Wer sagt oder auch nur durchblicken lässt, dass etwas zu bewerten es nicht in Ordnung sei, derjenige ist, der bewertet! Er würde gerne bewertungsfrei sein, stimmt schon, aber gerade deswegen, weil er das Nichtbewerten höher stellt als das Bewerten, wird ihm das nicht gelingen. Und bei allen, wo das so ist, findet sich ein ausgeprägtes und somit überbetontes ‘positiv’ und ‘rücksichtsvoll sein’ wieder. Solche Menschen verkaufen Dir kein Seminar, sondern sie ‘laden Dich ein’. Sie stehen auch nicht wirklich zu ihrer Sache und betonen immer, dass „nur wenn Du es möchtest…“. Sie sind nicht nett, sie fürchten sich in Wahrheit nur davor, Deinem Ego auf den Schlips zu treten, mehr nicht. Und von solchen Menschen lassen sich andere beraten?! Hm…, wenn das mal gut geht…
Also: Wenn Du Dich spirituell und bewusstseinsmäßig wirklich entwickeln willst, dann suche die Konfrontation! Höre auf, immer allem auszuweichen, was sich im Moment gerade nicht gut anfühlt. Erkenne, dass es immer zwei Welten gibt. Die eine vor und die andere hinter dem Vorhang. Backstage ist es immer authentischer als auf der Bühne. Die wahre Weiterentwicklung geschieht nur Backstage! Backstage befindet sich hinter allen Rollen und Identitäten, welche wir bewusst oder unbewusst einnehmen, um zu gefallen, um erfolgreich oder um irgendetwas zu sein. Es befindet sich jenseits des Ringens um Applaus.
Wahre Spiritualität befindet sich jenseits bekannter Konzepte. Sie ist rücksichtslos, konfrontierend und hart. Sie ist etwas für Löwen, nicht für Mäuse!
In diesem Sinne, entscheide weise.
Bruno
Danke Bruno für diesen wohltuenden Beitrag! Ich habe heute das erste Mal einen Deiner Artikel gelesen: Diesen hier. Und habe mir ein Loch in den Bauch gefreut über deine Ansichten zum Bewerten bzw. Nichtbewerten. Ich habe mich schon ganz verloren gefühlt im Meer der unverbindlichen Positionslosen.
Du sprichst mir aus dem Herzen!
mega 😀
Ich habe mich nach den ersten Seminaren, die ich vor 10 Jahren angefangen habe selber echt klein gemacht. So wie Du es schreibst, “ich sollte nicht bewerten….,” “was ist der Spiegel in Dir….” , “was hat das mit Dir zu tun…” ach da gibt es unzähliges. Irgendwann habe ich mir erlaubt so zu sein wie ich bin. Auch mal bewertend , auch mal wütend und ja auch mal verurteilend. Nur hat mir das unendlich Energie geraubt, wenn ich da nicht wieder raus gekommen bin bzw. nicht bewusst rausgegangen bin. Ich wollte mich weder in der Wut, noch in der Trauer , noch in der Angst verlieren. Das habe ich zu lange in meinem Leben gemacht und hatte mir eher geschadet.
Heute erlaube ich mir so zu sein wie ich bin und durchaus zu bewerten, gehe dann das volle Programm der Gefühle durch. Wenn es für mich schei… ist und dann ist es für mcih schei… und ich erlaube dann auch meinem Umfeld mich so anzunehmen. Wenn sie das nicht tun, dürfen sie gern bei sich schauen, warum ich sie trigger.
Ich setze mich allerdings eher bald hin und frage mich, ob ich da in dieser Energie wirklich bleiben möchte und schau dann tiefer in mir, was da los ist. Warum mich die andere Person z.B. so zur Wut bringen kann. Es klappt nicht immer direkt, aber sehr oft schon ganz gut 😉 Wichtig ist mir nichts mehr wegmachen zu wollen. Wenn ein Krebs für mich in meiner Meinung schei… ist, dann ist er schei… in meinen Augen! und ja es gibt dann auch noch die nächdten Sichtweisen die in mir nach nd nach hochkommen. “Was kann ich tun”, “wie kann ich unterstützen”, “was darf ich annehmen”. “was will mir die Krankheit sagen” und und und
Das ist komplett situationsabhängig. Das wichtigeste ist die Bewertung der Bewertung zu beobachten und zu hinterfragen was in mir los ist.
Wir dürfen alles sein, das it der schönste und beste Weg meines Erachtens in die Selbstliebe zu kommen und die Bewertungen dann witzigerweise wie von alleine wegbleiben und nur noch manchmal kommen. Willkommen 😉
Danke von Herzen für Deinen sehr schönen und stimmigen Beitrag <3
Liebe Grüße Andrea
lieber Bruno Würtenberger,
Sie sprechen mir aus der Seele, ich dachte schon, ich wäre allein mit meiner Meinung, herzlichen Dank.
Da möchte ich voll und ganz zustimmen.
Ja, Mäuschen, die vorgeben, Löwen zu sein, haben doch in Wahrheit nur Angst, hin(ein)zuschauen (in sich) … dabei könnte man es aber bewenden lassen und sagen, nun ja, es ist doch deren Leben.
Was aber so traurig daran ist und noch mehr Kälte in unser aller Leben bringt, ist, dass dabei auch die Empathie für andere auf der Strecke bleibt … wer alles schönredet, weicht zur Not dahingehend aus (wenn die Argumtente für die Schönfärberei dünne werden), dass “man” das doch sich selbst so gewählt hat.
Das mag zu einem gewissen Grad auch so sein – nur ist das kein Hinderungsgrund für das Mitfühlen, Verständnis und auch Trost.
Aber halt, genau das möchte ja der Zwangspositive nicht … denn das würde ihn an seine eigenen Ängste erinnern 😉
ja alles auch wahr und wiederum sich in den Polen definierend. Bewerten können ist zu lernen, es ist der Anfang einer Beziehung, die man mit jemanden – im besten Fall – unter seinem Einverständnis eingehen kann. Das gilt selbst bei Lehrpersonen-SchülerInnen-Beziehungen, Vorgesetze-Angestelle usw. Wenn Bewertung nicht weiterbringt, was Bruno als Ziel formuliert, dann gilt auch die sogenannt ehrliche Bewertung nicht viel. Wer weiss denn, was Sache ist? Bewerten finde ich dann hilfreich, wenn es im Dialog erarbeitet wird, dann kommen immerhin zwei Perspektiven zueinander. Es gibt verschiedene methodisch-didaktische Möglichkeiten. Wer worauf anspricht, ist herauszufinden. Konfrontationen wirken oft bei denen gut, die sich gerne Autoritäten aussetzten möchten, endlich jemand, der mir ehrlich kommt.
Ich empfehle den Roman Der Maler der fließenden Welt von Kazuo Ishiguro.
In den 1930er-Jahren hat der Maler Masuji Ono seine Kunst in den Dienst der japanischen Expansionspolitik gestellt. Jetzt, nach dem Krieg, ist sein damaliger Patriotismus anrüchig geworden, und als seine Tochter heiraten will, wird seine politische Vergangenheit zur Belastung für die Familie. Seine Lebensbeichte offenbart ein heilloses Geflecht von Schuld und Irrtum und ist ein Läuterungsprozess, nach dem er nicht mehr derselbe sein wird wie zuvor.
Was in diesem Roman diesen Läuterungsprozess vorantreibt, ist eine stille der Kultur der Vermittlung die hier im japanischen Kontext gezeigt wird. Die Beziehung die die Tochter hält zu ihrem Vater und er zu ihr. Die unbedingte Loyalität, das auch Wütendwerden, ja selbst das Verachten und fordernd dranbleibend Dastehen, indem die Tochter den Vater von aussen beobachtend zwingt, sich der Wahrheit zu stellen, beschreibt eine ganz andere Kultur die die Tochter ihrem Vater gegenüber lebt., Und dies, obwohl sie unter seiner Vergangenheit existentiell in Bedrängnis kommt. Dieser Roman sagt viel aus über eine andere Art, wie sogenannte Wahrheiten vermittelt werden können, mit dem Resultat, dass der Bewertete, die Bewertete ihre Integrität behält. Oft wird die Rolle des Bewerters nicht definiert, wie kommt er zu seinem Mandat. Darum wichtig, weil er meines Erachtens dann auch in der Pflicht ist, zu begleiten, was er aus sich her, auslöst / ausgelöst hat.