Menschen, die nicht rauchen, nicht stark übergewichtig sind und nur mäßig viel Alkohol konsumieren, haben eine sieben Jahre höhere Lebenserwartung, als der Durchschnitt der Bevölkerung. Außerdem können sie damit rechnen, dass sie die meisten dieser gewonnenen Jahre in guter gesundheitlicher Verfassung verbringen. So das Ergebnis einer neuen Studie, die in der Fachzeitschrift Health Affairs erschienen ist.
Ein gesunder Lebensstil erhöht die Lebenserwartung um rund sieben Jahre
Für die Studie wertete Mikko Myrskylä, Direktor des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung, gemeinsam mit Neil Mehta, Professor für Gesundheitsmanagement und Politik an der Universität Michigan/USA, die Daten von mehr als 14.000 US-Bürgern aus. Sie stellten fest, dass Menschen, die nie geraucht haben und nie übergewichtig gewesen sind, vier bis fünf Jahre länger leben als der Durchschnitt der Bevölkerung und dass sie diese zusätzlichen Jahre ohne körperliche Beeinträchtigungen erleben. Die Ergebnisse der Analyse zeigten weiter, dass Personen mit einem moderaten Alkoholkonsum im Schnitt sieben Jahre älter werden als der Durchschnitt der Bevölkerung. Die Lebenserwartung dieser Menschen übertrifft sogar die durchschnittliche Lebenserwartung in Japan, einem Land, das als Vorreiter in Sachen Langlebigkeit gilt.
“Verbesserungen in der Medizin werden oft als der Schlüssel für gesünderes und längeres Leben gesehen. Wir haben gezeigt, dass ein gesunder Lebensstil, der nichts kostet, ausreicht, um sich eines sehr langen und gesunden Lebens erfreuen zu können”, sagte Myrskylä. Er fügte hinzu:
“Ein mäßig gesunder Lebensstil reicht aus, um in diesen Genuss zu kommen. Zu vermeiden zu dick zu werden, nicht zu rauchen und Alkohol nur mäßig zu konsumieren, ist kein unrealistisches Ziel.”
Mehrere Verhaltensweisen verstärken sich.
Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, sich auf Prävention zu konzentrieren
Diese Studie ist die erste, in der die kumulativen Auswirkungen von mehreren für die Gesundheit wichtigen Verhaltensweisen sowohl auf die Lebenserwartung allgemein als auch auf die Lebenserwartung ohne körperliche Einschränkungen analysiert wurden. Bisherige Studien hatten jeweils nur einzelne gesundheitsrelevante Faktoren untersucht. Myrskylä und sein Kollege hingegen betrachteten mehrere Verhaltensweisen gleichzeitig. So konnten sie genau feststellen, wie lange und in welchem Gesundheitszustand Menschen leben, die die meisten der bekannten Risikofaktoren in ihrem Leben vermieden haben.
Am auffälligsten war der Unterschied in der durchschnittlichen Lebenserwartung zwischen der risikoreichsten und der risikoärmsten Gruppe. Männer, die nie übergewichtig waren, nie geraucht haben und mäßig trinken, leben durchschnittlich 11 Jahre länger, als Männer, die diese ungesunden Verhaltensweisen an den Tag legen. Für Frauen ist der Unterschied zwischen den beiden Gruppen mit 12 Jahren noch größer. Rauchen und Übergewicht beeinträchtigen Gesundheit im Alter.
Die Forscher stellten fest, dass jede der drei untersuchten ungesunden Verhaltensweisen – Übergewicht, Rauchen und nicht-moderater Konsum von Alkohol – mit einer Verringerung der Lebenserwartung und einem früheren Auftreten von körperlichen Beeinträchtigungen verbunden war. Aber es gab auch Unterschiede: Bezüglich des Rauchens stellten die Forscher fest, dass damit zwar ein früherer Tod einhergeht, jedoch nicht die Zahl der Jahre anstieg, in denen die Betroffenen körperlich beeinträchtig waren. Dies verhält sich beim Übergewicht anders: Wer übergewichtig ist, muss damit rechnen, längere Zeit seines Lebens körperlich eingeschränkt zu sein. Ein hoher Alkoholkonsum ist ebenfalls mit einer reduzierten Anzahl an gesunden Jahren verbunden.
“Das positivste Ergebnis ist, dass die Anzahl der Jahre, in denen wir mit körperlichen Einschränkungen leben müssen, nicht zunimmt, während aber der Zeitraum, in dem wir körperlich fit sind, sich immer weiter ausdehnt. Anders gesagt: Die Jahre, die wir durch eine gesunde Lebensweise dazu gewinnen, ist Lebenszeit, in der wir gesund sind”,
sagt Mikko Myrskylä.
“Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, sich auf Prävention zu konzentrieren”, betont der Forscher. “Diejenigen, die diese gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen meiden, können ein sehr langes und gesundes Leben haben. Effektive gesundheitspolitische Maßnahmen könnten größeren Teilen der Bevölkerung dabei helfen, in den Genuss der Vorteile zu kommen, die wir in der Studie beobachtet haben.”
Langzeitstudie mit 14.000 Personen gibt Aufschluss
Die Forscher verwendeten Daten aus einer Langzeitstudie in den USA, der sogenannten Health and Retirement Study, an der mehr als 14.000 Personen im Alter von 50 bis 89 Jahren im Zeitraum von 1998 bis 2012 teilnahmen. Die Teilnehmer wurden alle zwei Jahre zu ihrer Gesundheit und ihrem Verhalten befragt. Diejenigen, die berichteten, keinerlei Einschränkungen bei Aktivitäten des täglichen Lebens zu haben (laufen, anziehen, baden, aus dem Bett steigen oder essen) wurden als frei von körperlichen Einschränkungen eingestuft.
Die Teilnehmer, die einen Body Mass Index von weniger als 30 hatten, wurden als nicht übergewichtig eingestuft. Diejenigen, die in ihrem Leben weniger als 100 Zigaretten geraucht hatten, wurden als Nicht-Raucher eingestuft. Männer, die weniger als 14 alkoholische Getränke pro Woche zu sich nahmen, und Frauen, die weniger als sieben alkoholische Getränke im gleichen Zeitraum konsumierten, wurden als moderate Trinker eingestuft. Die Forscher analysierten, in welchem Alter die einzelnen Teilnehmer körperlich gebrechlicher wurden, wie lange sie mit dieser Beeinträchtigung lebten und wie hoch ihre Lebenserwartung ist. In einem zweiten Schritt verglichen die Forscher diese Ergebnisse mit den Daten der Gesamtbevölkerung und mit den Daten von Personen mit besonders risikoreichen Verhaltensweisen.
Dr. Akuma Saningong
Weitere erkenntnisreiche Beiträge von Dr. Akuma Saningong findest du in seinem Gastautoren-Blog bei uns auf HORIZONWORLD.
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Quelle
1. Neil Mehta and Mikko Myrskylä: The Population Health Benefits Of A Healthy Lifestyle: Life Expectancy Increased And Onset Of Disability Delayed, HEALTH AFFAIRS 36, NO. 8 (2017), doi: 10.1377/hlthaff.2016.1569 Max-Planck-Institut für demografische Forschung
http://content.healthaffairs.org/content/early/2017/07/17/hlthaff.2016.1569
2. http://www.vbio.de/informationen/alle_news/e17162?news_id=24274