Seit Jahren sind die bundesweiten Ärztekammern in Bezug auf homöopathische Behandlungen gespalten. Es herrscht ein erbitterter Kampf darum, ob die Homöopathie als Zusatzbezeichnung und -weiterbildung beibehalten werden soll oder nicht. Drei Länderkammern wollten künftig Fachärzte zum Homöopathen weiterbilden, während sich fünf der Länderkammern gegen die Zusatzweiterbildung ausgesprochen hatten. Das war vor gut 2 Jahren, wie sieht es heute aus?
Homöopathie: Wunder oder Wissenschaft?
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Zu wenige wissenschaftliche Studien lassen zweifeln
Der MDR Thüringen führte 2018 eine Umfrage unter allen deutschen Ärztekammern durch, welche zeigte, dass lediglich drei Länderkammern, darunter Baden-Württemberg, Bayern und Westfalen-Lippe, künftig wollen, dass Fachärzte zu Homöopathen ausgebildet werden. Die Ärzteschaft Bremen, Sachsen-Anhalt, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein hingegen, sprachen sich gegen die Zusatzweiterbildung im Bereich Homöopathie aus. Übrige Länder hatten noch nicht entschieden, auf welche Seite sie sich stellen wollten.
Im November 2018 stellte die Bundesärztekammer dann eine neue Musterweiterbildungsordnung vor, welche auf harsche Kritik traf. Die Tatsache, dass der homöopathische Weg erneut als Weiterbildungsfach bestätigt wurde, gefiel nicht allen Beteiligten. Aus diesem Grund entschieden sich die Ärztekammern der Länder dazu, separat darüber zu entscheiden, wie sie in Zukunft mit den aktuellen Vorgaben umgehen. Ziel ist es jedoch, ein möglichst einheitliches Vorgehen anzustreben. Der Hauptgrund für die Zweifel liegt wohl den mangelnden wissenschaftlichen Studien zugrunde. So gibt es bisher noch keine Ergebnisse, welche eine begründete Wirksamkeit homöopathischer Anwendungen nachweisen. Patienten würde durch die Aufschrift “Homöopathie” auf einem Praxisschild der falsche Eindruck vermittelt, es handele sich um eine wissenschaftlich fundierte Therapieform. Laut Tobias Brehme, Sprecher der Landesärztekammer Sachsen-Anhalts würde der Begriff “Weiterbildung” eine fachliche Grundlage implizieren, die es für die Homöopathie nicht gebe, da es an Nachweisen mangelt, die über einen Placebo-Effekt hinausgehen.
Homöopathische Ärzte wettern dagegen
Ein Vertreter des Deutschen Zentralverbands homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) äußerste sich dem MDR THÜRINGEN gegenüber enttäuscht darüber, dass einige Landesärztekammern den Beschluss der Bundesärztekammer nicht übernehmen wollen. Das spreche “eher für Machtkämpfe in der Gesundheitspolitik als für ein Interesse an einer optimalen medizinischen Versorgung der Patienten”
„Homöopathie wirkt, für Kritiker besteht lediglich das Problem, dass der Wirkmechanismus bislang nicht erklärt werden kann.“
So der Vertreter. Es gibt zahlreiche Menschen in Deutschland, welche sich die Freiheit wünschen, selbst entscheiden zu dürfen, auf welche Art der Therapie sie zurückgreifen. Wie brisant und hitzig das Thema Homöopathie ist, zeigt der aktuelle Streit der Grünen, worin es darum geht, ob Homöopathie in Zukunft kassenfinanziert werden soll oder nicht. Doch weil es im Vorfeld der Debatte zu Indiskretionen und wechselseitigen Attacken kam, wurde die Kommission, welche bereits Anfang des Jahres stattfinden sollte, vom Kommissionsvorsitzenden Robert Habeck vorerst abgesagt.
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Immer mehr Ärztekammern streichen Homöopathie aus Weiterbildungsordnung
Der Streit um die Zusatzbezeichnung des Homöopathen ist nach wie vor angefochten und wird wohl so schnell kein Ende finden. Immer mehr Ärztekammern streichen die Homöopathie in ihrer Weiterbildungsordnung. Darunter Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen. Die Bremer Ärztekammer beschloss bereits im September 2019, in Zukunft keine Weiterbildungen zum Thema Homöopathie mehr anzubieten und daher auch keine Prüfungen dahingehend durchzuführen. Konkret heißt das, die Beschreibung „Arzt für Allgemeinmedizin und Homöopathie“ wird man in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen künftig nicht mehr lesen.
In Bremen haben sich nun allerdings mehrere Mediziner zusammengetan und eine kleine Opposition gebildet, um den Beschluss zur Homöopathie noch mal umzulenken. Es wurde eine neue Liste namens „Integrative Medizin“ gegründet, um damit zur Neuwahl der Ärztekammer im Dezember anzutreten.
„Es darf nicht nur um Gerätemedizin und Tabletten gehen. Es braucht so viel Schulmedizin, wie nötig, aber sie sollte gerne mit anderen, harmloseren Verfahren kombiniert werden.“
Sagt Jürgen Fuchs, der für die integrativen Mediziner antrat und gewählt wurde. Dabei geht es den Mitgliedern der integrativen Medizin nicht nur um die Homöopathie an sich, sondern auch um Behandlungsmethoden wie, Akupunktur, Naturheilkunde und Osteopathie. Laut Fuchs sind es rund 80 % der Bevölkerung, welche mit derartigen Verfahren behandelt werden wollen. Leider konnte die Liste der „Integrative Medizin“ bisher aber nur einen Sitz erringen, wodurch die Chance, den Beschluss zur Homöopathie rückgängig zu machen, erst einmal in den Keller fiel.
Was bedeutet das Ganze für uns als Patienten?
Auch für die Kassen und somit auch für uns als Patienten tun sich durch das Hin und Her Abgründe auf. Denn dadurch, dass die ganze Sache rund um das Homöopathie-Thema nicht einheitlich geregelt ist, stehen die Kassen im ständigen Wettbewerb darum, ob die Behandlungsmethode nun übernommen werden sollen oder nicht. Ein Sprecher der DAK sagte gegenüber dem MDR, er würde sich eine Entscheidung des Gesetzgebers wünschen. Verlangt wird eine für alle Kassen verbindlichen Regelung. Denn aktuell ist es so, dass einige Kassen gewisse Leistungen übernehmen, während andere die Zahlungen verweigern. Die DAK und die IKK beispielsweise übernehmen anteilig Kosten der „alternativen“ Behandlung, während die einzelnen Kassen der AOK die Kostenübernahme nach eigenen Angaben unterschiedlich regeln.
Durch die Neuregelungen der Ärzteschaft werden nun Folgen für die Bezahlung homöopathischer Leistungen befürchtet. So ist die Übernahme bestimmter Leistungen im Normalfall bereits jetzt an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Dazu gehört unter anderem, dass die Behandlungen nur von Vertragsärzten mit Zusatzbezeichnung Homöopathie durchgeführt wurden. Und da wären wir wieder am Anfang unseres Problems…
Passend zum Thema hat der ARD eine Dokumentation veröffentlicht, welche jedoch nur im Internet einzusehen ist:
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