Sehen wir uns auf unserem Planeten um, wird schnell klar, wir verbrauchen mehr Ressourcen, als der Planet uns zur Verfügung stellen kann. Das ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Umso mehr sollten wir darüber nachdenken, ob nachhaltiges Bauen nicht vielleicht eine Alternative wäre, die unseren Planeten verschont. Forscher haben sich dieser Aufgabe angenommen und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir unsere Häuser auch aus Pilzen bauen können. Und wie das funktionieren soll, erfährst Du in folgendem Artikel.
Die Ressourcen auf unserem Planeten sind endlich
Egal, was wir konsumieren, kaufen oder verwenden. Jedes Smartphone, jede Hose und jedes Paar Schuhe verbraucht bei seiner Herstellung enorme Mengen an Energie und Ressourcen dieses Planeten.
Dieser Verbrauch an Ressourcen liegt schon heute weit über dem, was unser Planet dauerhaft bereitstellen kann. Messen lässt sich dieser Verbrauch etwa mithilfe der sogenannten vier Fußabdrücke – der Land-Fußabdruck, der Co2-Fußabdruck, der Wasser-Fußabdruck und der Material-Fußabdruck.
Vor allem die reichen Länder unserer Erde (Europa, Nordamerika, Australien und Japan), welche ungefähr 20 % der Weltbevölkerung ausmachen, verbrauchen rund 80 % der weltweiten Ressourcen. Neben dem Verbrauch der natürlichen Ressourcen verbrauchen wir auch die nicht erneuerbaren Rohstoffe wie Metalle, seltene Erden, Öl und übernutzen unumkehrbar Böden, Wasser und Atmosphäre. Aus diesem Grund sind Forscher auf der Suche nach einer nachwachsenden Alternative, zumindest was den Hausbau angeht.
Nachhaltiges Bauen durch wiederverwertbare Baumaterialien?
Pilze sollen es sein, die Materialien wie Beton oder Stahl ersetzen sollen. Die Forscher des KIT forschen hierfür gemeinsam mit der ETH Zürich, um nachhaltige Häuser zu entwickeln, die am Ende sogar kompostierbar sind.
„Unsere Vision ist, Häuser künftig sozusagen wachsen zu lassen und nach Ende ihrer Nutzung die Baustoffe wiederzuverwerten.“
Erklärt der Leiter des Fachgebiets, Professor Dirk Hebel. Verwendet werden soll hierfür der Pilz Ganoderma lucidum (Glänzender Lackporling), genauer gesagt sein Wurzelwerk das sogenannte Myzelium. Dies ist ein schnell wachsendes feines Geflecht bestehend aus fadenförmigen Zellen. Zu diesem Pilzgewebe mischen die Forscher im Anschluss Holzspäne oder andere pflanzliche Abfälle, welche auf einer Farm in Indonesien in nur wenigen Tagen eine dichte, schwammähnliche Substanz aus miteinander verflochtenen Zellfäden bilden. Diese Masse lässt sich anschließend in fast jede Form füllen, wo sie sich selbst weiter ausbildet und über einige weitere Tage weiter verdichtet. Um das Wachstum zu stoppen und den Pilz zu töten, wird das Bauteil später getrocknet. Das Ergebnis: Ein leichter „Baustein“, welcher sich ideal zum Isolieren eignet.
Druck- und Zugbelastbarkeit durch die gezielte Gestaltung geometrischer Formen
Neben der Erforschung von Pilzen als reines Baumaterial arbeitet das Team um Professor Dirk E. Hebel außerdem daran, neuartige Verbundwerkstoffe aus Bambus zu entwickeln. Die Vorteile von Bambus gegenüber Holz liegen vor allem in der Geschwindigkeit, in welchem das Gras wächst, aber auch die langen stabilen Fasern des Bambus eignen sich ideal, um diesen Rohstoff im Bauwesen anzuwenden. Allerdings ist die Druck- und Zugbelastbarkeit gewachsener oder wiederverwerteter Baustoffe gewöhnlich vergleichsweise eher gering. Durch eine gezielte Gestaltung geometrischer Formen und des inneren Kräfteflusses jedoch lassen sich diese Eigenschaften um ein Vielfaches verbessern. Die Forscher am KIT und der ETH Zürich verwenden hierfür modernste Methoden grafischer Statik, bei welcher statische Aufgaben zeichnerisch gelöst werden können. Somit wird die bisher verwendetet zweidimensionale grafische Statik auf eine dritte Dimension erweitert.
„Nachwachsende Baustoffe erhalten so das Potenzial, konventionelle Materialien in vielen architektonischen Strukturen zu ersetzen.“
So Hebel.
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