
Denn es scheint so: Wir alle haben fast alles, nur keine Zeit!
Und wir haben fast alles, nur keine Kindheit mehr!
Wer als Elternteil das erste Mal in seinem Leben mit “G 8” (Stichwort: “Turboabitur oder “in acht Jahren zum Abitur”) zu tun hat, wird früh oder später auf diesen Beitrag im ZEIT Onlinemagazin von stoßen: “Schulzeitverkürzung”. Der fast herzzerreißend und gleichermaßen traurige Brief des Redakteurs an seine Gymnasialtochter aus dem Jahr 2011 ist ein mutiges Stück “Zeit”-Geschichte, welches – ganz unerwartet – große Wellen schlug. Kein Wunder bei den Emotionen, die in Anbetracht der Lage hoch kommen!
Zumindest hat der Beitrag die Diskussion kräftig angeheizt. Die Diskussion um die verbesserungswürdigen Leistungen unserer Schulkinder und dem Druck, noch bessere Ergebnisse im PISA-Test zu erzielen! Und auch die wichtige Diskussion, all das wieder rückgängig zu machen (In manchen Bundesländern gibt es nun wieder die klassischen neun Jahre zum Abitur).
Schuld ist nur das blöde “PISA”!
Demografische Gesichtspunkte, der internationale Wettbewerbsdruck, ein System der Bewertung und Einteilung in Schubladen, und, und, und… Und vor allem das: Unser Schulsystem hat ja immer noch den Anspruch, Menschen zum Gehorsam zu “erziehen”. Selbständiges Denken und Kreativität, Neugier und Wissensdurst haben in der Schule nicht viel zu suchen. Und Trotz und Frust sowie Eigensinn und Wut schon gar nichts. Wo kämen wir denn dahin?

Doch vielleicht ist es ja heute die Aufgabe von uns Erwachsenen, endlich mal wütend und zornig zu sein und das Ruder wieder herum zu werfen!? Das ist eine ernst gemeinte Aufforderung – auch für viele andere Lebensbereiche unserer modernen Gesellschaft, die einer grundlegenden Reform bedürfen.
Es stellt sich hier doch die Frage: Wer braucht hier Nachhilfe?
Es sind die Politiker, Pädagogen und Personalchefs, die unbedingt bei den Gehirnforschern und Psychologen die Schulbank drücken sollten! Um dort die “Basics” der kindlichen Entwicklung und des Gehirns in Erfahrung zu bringen! Glücklicherweise verfügen wir heute über so viele neue Erkenntnisse auf diesem Gebiet, dass “eine Reform der Reform der Reform” von Grund auf nicht nur “not”wendig sondern äußerst sinnvoll wäre.
Keine Angst vor Langeweile
Doch sind die Kinder oft ein Spiegel unserer Erwachsenenwelt und das Erkennen der (eigenen) ausufernden Verhaltensweisen ist nicht immer einfach.
- Wann war es denn uns das letzte Mal so richtig langweilig?
- Wann haben wir das letzte Mal NICHTS getan?
Die Terminkalender der Kids sind randvoll – dabei “spielen” das Spielen und Herumtollen, die Hobbies und die Freunde eine untergeordnete Rolle.
Und was macht eigentlich so richtig Spaß? Wissen das die Kinder überhaupt (abgesehen von Facebook, Twitter, Tumblr und TV)? Gibt es dann noch Kindheitserinnerungen, die nach Freude schmecken?
Und wissen unsere Kinder überhaupt, wer sie wirklich sind? Wohin sie wollen? Was ihr Weg ist?
Wie können Kinder sich selbst entdecken, wenn alles vereinheitlicht wird? Wir sind doch als Menschen viel mehr als die Summe unserer schulischen Leistungen und Fähigkeiten! Wir sind Persönlichkeiten mit ganz unterschiedlichen Talenten und Lebensaufgaben.
Wie gut, dass es diesen mutigen und ehrlichen Journalisten
gibt, der seinen Brief an seine Tochter inzwischen als Buch veröffentlichte. Er hat damit uns allen etwas gezeigt: Wir müssen darüber sprechen, uns in unserer Verletztheit öffnen, als Erwachsene aus dem ungesunden Wettbewerb aussteigen und einen zukunftsfähigen Weg finden!Diese Entwicklung zeigt uns nämlich auch, dass wir uns als Erwachsene auch fragen müssen, warum wir uns selbst keine schöpferische Langeweile mehr gönnen, so wenig Zeit für das Wesentliche haben und im Großen und Ganzen ausgebrannt und gestresst sind…
♥ Darum heute und an dieser Stelle auch die Tipps der Redaktion für die entsprechenden Bücher und Filme, die den HORIZONT garantiert erweitern!
Quelle:
www.zeit.de/2011/22/DOS-G8
www.de.wikipedia.org/wiki/Schule