Neues wird gekauft, Altes landet im Müll. So sieht es offensichtlich in den meisten Haushalten unserer Gesellschaft aus. Es wird sich nicht mehr die Zeit genommen, Dinge zu inspizieren und ggf. zu reparieren, weil das teilweise auch nicht möglich ist. Das soll sich jetzt allerdings ändern und zwar mit einem Schulfach, welches Schülern das Thema Nachhaltigkeit näherbringt.
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Repair Cafés als Drahtzieher für einen Wandel
Unsere Großeltern haben sich noch damit beschäftigt, Socken zu stopfen, Klamotten zu flicken, Möbel, Spielzeuge und technische Geräte zu reparieren oder auch Fahrzeuge wieder auf Vordermann zu bringen, wenn diese nicht mehr funktioniert haben. Heutzutage wird einfach ein neues Gerät gekauft. Und in Zeiten von Primark, Shein und co. tut es auch nicht weh, sich neue Klamotten zu kaufen, wenn die Alten ihren Zweck nicht mehr erfüllen. Dieses Verhalten soll jedoch alsbald der Vergangenheit angehören.
Am 18. Oktober 2009 eröffnete in Amsterdam das erste „Repair Café“ seine Pforten. Ins Leben gerufen wurde diese Idee von der Umweltschützerin Martine Postma. Die Aktivistin setzt sich bereits seit 2007 auf verschiedene Arten für Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf lokaler Ebene in den Niederlanden ein. Ihr Enthusiasmus und der große Erfolg ihres ersten „Repair Cafés“ trieb sie dazu, eine Stiftung Namens „Stichting Repair Café“ ins Leben zu rufen. Diese Non-Profit-Organisation sollte anderen Enthusiasten durch professionelle Unterstützung eine Möglichkeit bieten, sowohl im In- als auch im Ausland weitere „Repair Cafés“ zu eröffnen.
In Deutschland gibt es mittlerweile 750 gemeldete „Repair Cafés“, welche Hobbyschraubern die Möglichkeit bieten, ihr Können zu beweisen. Wer ein kaputtes Gerät hat, besucht einfach eines dieser „Repair Cafés“ und lässt den Gegenstand begutachten. In aller Regel lassen sich die Geräte schnell und einfach reparieren, wodurch für den Besitzer keine Kosten entstehen. In manchen Fällen sind allerdings Ersatzteile nötig, für die der Besitzer des Gegenstandes selbst aufkommen muss.
Wird es bald das Schulfach „Nachhaltigkeit“ geben?
Bisher ist noch nichts in Stein gemeißelt. Wenn man sich die Erfolge der „Repair Cafés“ aber ansieht und beobachtet, mit welcher Leidenschaft Schüler, Lehrer und auch Dozenten bei der Sache sind, scheint der Grundgedanke an ein neues Schulfach gar nicht so unrealistisch. Die Uni Oldenburg zum Beispiel, beschäftigt sich aktuell ausgiebig mit dem Punkt Nachhaltigkeit und ist dabei, Möglichkeiten zu entwickeln, wie sich das extrem wichtige Thema am besten in den schulischen Lehrplan integrieren lässt. Eine kleine aber feine Reformierung des Bildungssystem wäre auch an der Zeit.
Um Schülern und Studenten das Projekt näherzubringen, besucht das „Repair Café“ der Gesamtschule Kreyenbrück die Universität, damit die Studenten lernen, technische Geräte aufzuschrauben, mögliche Fehler zu suchen und zu finden, und diese im Anschluss zu lösen. Geleitet wird diese Art von Seminar vom Zimmerer und Techniklehrer Christian Dierking, der die Fähigkeit zu reparieren im Alltag der Schüler verankern möchte.
„Heutzutage kennen die Schüler das kaum noch oder fast gar nicht, irgendetwas zu reparieren. Es wird gekauft und weggeschmissen, das ist ganz normal. Und bei den Schülern, die jetzt bereits mehrere Jahre dabei sind, kommt Wegschmeißen gar nicht mehr infrage. Es wird aufgeschraubt und es wird geguckt, was kaputt ist. Wir wollen auf keinen Fall Müll produzieren. Besser kann man es nicht vermitteln. Das bekommt man in keiner Theoriestunde so gut hin wie wir das im Repair-Cafe machen.“
So Christian Dierking.
Am Tag des Seminars kommen verschiedene Initiativen und Dozenten, die den Schülern mittels Vorträge und anhand praktischer Beispiele zeigen, wie man bestimmte Dinge, repariert oder ausbessert.
Darüber hinaus hat sich Greenpeace zum Thema geäußert und bereits eine Petition ins Leben gerufen, die das Schulfach Nachhaltigkeit fordert. Laut Greenpeace führt der Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft nur über die zukünftigen Generationen. Es muss ein größeres Bewusstsein für ökologische Themen geschaffen werden und Schüler müssen von Grund auf lernen, was Nachhaltigkeit bedeutet.
„Es mangelt offensichtlich in vielerlei Hinsicht an einem gewissen ökologischen Grundverständnis. Diese „Lücke” begegnet uns heute als eine enorme gesellschaftliche Problemzone.“
So Greenpeace auf ihrer Webseite.
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