Auf der einen Seite wollen wir gut und angemessen verdienen, auf der anderen Seite billig einkaufen. Das hinter diesen „Billigprodukten“ Menschen stehen, die tagtäglich für geringen Lohn uns dieses „billig“ erst ermöglichen, verdrängen wir geflissentlich. Wir kaufen in anonymen Ketten, statt beim Händler, um die Ecke ein, wir shoppen in seelenlosen Räumen, in denen es an jeglicher Menschlichkeit, Wertschätzung für Kunden und Mitarbeiter fehlt. Wir freuen uns über billige Schnäppchen und zeitgleich beschweren wir uns, über die geringe Bereitschaft der Arbeitgeber mehr Lohn und Gehalt zu zahlen, oder sie ihre Produktionsstätten in sogenannte Billiglohnländer verlagern und zeigen uns entsetzt, wenn bekannt wird, dass Produkte durch Kinderarbeit und unter menschenverachtenden Bedingungen hergestellt werden. Da beißt sich die Katze selbst in den Schwanz.
Die, in diesem Zusammenhang, erstellte Studie „Qualtität – Made in Germany“ der DGQ (Deutsche Gesellschaft für Qualität), zeigt, dass Verbraucher und Geschäftskunden immer weniger bereit sind, für Qualität den entsprechenden Preis zu zahlen. Diese Entwicklung bringt den Qualitätsstandort Deutschland in Gefahr.
Wie wertschätzend wir miteinander umgehen, zeigt unser Umgang mit Geld. Nur noch selten ist uns bewusst, wie viele Menschen, an der Herstellung eines Produktes beteiligt waren. Wir leben im Überfluss und bemerken es kaum noch. Ramsch wird häufig nicht mehr von wertbeständigen Produkten unterschieden, so wie auch der eigene Wert nicht mehr erkannt wird.
Discounter werben mit Aktionstagen, an denen es Qualitätsprodukte zu wesentlich günstigeren Preisen, als im Fachmarkt gibt – und wir stehen bereits vor der Tür, um den Laden zu stürmen, sobald er seine Türen öffnet.
Produktvergleiche zeigen, dass die angebotenen Produkte im Discounter der gleichen Qualität entsprechen, wie denen im Fachhandel. Wieso sollten wir in einem Fachhandel den drei – bis vierfachen Preis für die gleiche Leistung bezahlen? Werde ich da nicht über den Tisch gezogen?
Nein. Wir zahlen mit unserem Geld nicht nur den reinen Produktwert, sonder auch die erbrachte menschliche Leistung, die freundliche Bedienung, die qualitativ hochwertige Beratung, die angemessene Entlohnung- oder anders ausgedrückt – BeLOHNung der Mitarbeiter. Das ist einen Mehrwert wert!
Sicher kitzelt die Jagd nach billigen Produkten auch unseren Jagd- und Sammeltrieb, da das Marketing auf unsere Bedürfnisse abzielt und uns suggeriert, dass wir für weniger scheinbar mehr bekommen.
In diesem Sinne versucht eine junge Familie ihr alltägliches Leben völlig anders zu gestalten, als es unsere westliche Gesellschaft normalerweise tut.
Doch es wirkt noch etwas viel Wesentlicheres hinter diesem Verhalten: Unsere Angst vor Mangel.
Die Angst vor Mangel beflügelt uns regelrecht, billig einzukaufen.
Mit Mangeldenken wird jedoch selten wertbewusst und integer gehandelt. Indem wir uns vorwiegend am Preis orientieren, beweisen wir uns selbst, dass der Mensch und die menschliche Arbeitsleitung immer weniger wert sind.
Unsere (oft unbewussten) Ängste, selbst weniger zu verdienen, irgendwann keinen Arbeitsplatz mehr zu haben, ersetzbar zu sein…werden größer, während unser Vertrauen und das eigene Sebstwertempfinden schrumpfen.
Die Angst vor Mangel entsteht durch Mangeldenken.
Hinter (oft unbewussten) Gedanken und daraus resultierenden Handlungen des Mangels stehen Überzeugungen, die wir uns und dem Leben gegenüber haben:
- Ich habe zu wenig…
- Ich darf mir nichts gönnen..
- Ich muss aufpassen, dass ich nicht in Not gerate.
- Das Leben ist gefährlich.
- „Man“ weiß nie, was die Zukunft bringt.
- Ich muss sparen..
- Geld bedeutet Sicherheit.
- Nie wieder möchte ich…..(finanzielle Engpässe, Schulden, Armut..) erleben.
- Geld zu besitzen bedeutet Macht, Unabhängigkeit, Anerkennung.
- Ich muss andere knapp halten, um sie zu kontrollieren…
- Ich bin es nicht wert..
- ….
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Solche Überzeugungen werden oft in der Kindheit erlernt. Je nach dem wie Eltern oder nahe Bezugspersonen mit Geld umgegangen sind. War Geld wichtiger als Liebe und Anerkennung? Wurde Leistung belohnt? Wurde versucht mit Geld oder Geschenken ein Ausgleich für mangelnde Zeit zu schaffen? Wie wurde über Menschen mit viel/wenig Geld gesprochen?…
Wenn wir im (Ein)Sparmodus denken, schränken wir uns selbst ein – unsere Gedanken und Handlungen. Wir beweisen uns damit selbst, dass nicht genug für alle vorhanden ist. Wenn wir jedoch beginnen, die Zeit, die wir bisher mit Preisvergleichen vertan haben, zu nutzen, uns Gedanken darüber zu machen, wie wir für andere Menschen einen größeren Mehrwert schaffen können, wie wir im eigenen Unternehmen oder für die eigenen Kunden noch wertvoller werden – dann wächst unser Potential, unsere Kreativität, unsere Begeisterung, unser Tatendrang.
Wir wachsen, wenn wir uns selbst Ziele setzen und diese bewusst meistern.
Auch für Menschen, die sich in einer Situation befinden, in der (scheinbar) wenig Geld zur Verfügung steht bedeutet das nicht, dass sie zur Stagnation verurteilt sind.
Es ist eine ähnliche wie die Frage nach der Henne und dem Ei. Was von beiden war zuerst da?
Unser Armutsbewusstsein, unser Mangeldenken, welche dann zum Mangel geführt haben? Oder hat der Mangel erst unsere Ängste und unser Armutsbewusstsein ausgelöst?
Wir verlieren den Mangel, in dem Maße in dem wir an Wertschätzung gewinnen!
Mit wertbewusstem Handeln gelangen wir in jeder Situation einfacher aus der Krise, als mit Einsparungen und stark schwindendem Selbstwertempfinden. Wo sollten wir denn auch noch einsparen, wenn gerade genug vorhanden ist? Auch in Zeiten finanzieller Engpässe können wir wertbewusst handeln. Anstatt billigste Produkte, die nach kürzester Zeit wieder auf dem Müll landen, zu kaufen, gibt es zum Beispiel die Möglichkeit Gebrauchtwaren einzukaufen, Tauschbörsen zu nutzen und sich stets wieder zu fragen: Brauche ich das, was ich jetzt kaufen möchte, wirklich? Oder treibt mich nur ein Gefühl des Mangels an?
Und sicher gibt es Unternehmer (Menschen), denen allein die Gewinnmaximierung wichtig ist. Und diese scheinen oft noch am (erfolg)reichsten zu sein. Doch sind sie wirklich glücklich? Viele werden von ihrem eigenen Ego nach noch mehr Macht und Einfluss getrieben. Auch sie leitet ein Mangel. Ein Mangel an Zufriedenheit, Erfüllung und Freude. Wie viele Menschen springen, sinnbildlich oder auch im wahrsten Sinne der Worte, von der Brücke, von denen wir meinen, dass sie doch alles haben, was es zum glücklich sein Bedarf. Ein Trugschluss derer, die der Überzeugung sind, dass Geld (allein) glücklich macht.
Jede Handlung, mit der wir unseren innersten Werten zuwider handeln, hinterlässt Spuren und Gefühle in uns selbst. Diese Handlungen wirken sich, je nachdem wie stark wir unsere Integrität verletzen, auf unsere Emotionen und unsere Lebensqualität aus. Den Preis für unsere Handlungen zahlen stets wir selbst, und niemand anderes sonst.
Es ist wesentlich, sich selbst, seiner Gedanken, Gefühle und Handlungen bewusst zu sein. Worauf bin ich innerlich ausgerichtet? Bin ich überwiegend im Einsparmodus, im Mangeldenken? Oder schöpfe ich aus dem Vollem, dehne ich mit meinen Gedanken mich und meinen Wirkungsradius aus?
So wie ein Samen erst wächst, wenn wir ihn einpflanzen und pflegen – gewinnen wir nur, indem wir Geld sinnvoll einsetzen. Dann beschert es uns über Jahre immer wieder neues Wachstum und neue Freude.
Im Leben scheitert nichts wirklich am Geld, nur an einem Mangel an Vertrauen oder Wertschätzung. Und wenn die Zeiten gerade etwas herausfordernder sind, dann haben wir dennoch alles in uns, um diese Herausforderungen meistern zu können.
Quelle:
LOHAS – Glück und Geld – Eine Frage der inneren Haltung
presseportal.de – Unternehmen besorgt: Geiz ist Geil Mentalität bedroht die deutsche Wirtschaft
Studie durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) – Januar 2015