Der Wald hat die Menschheit schon seit jeher begeistert und fasziniert. Die Farben, die Geräusche, die einzelnen Sonnenstrahlen, die sich zwischen den dichten Baumwipfel durchdrängen. Alles Einflüsse, die zum Träumen einladen. Aber nicht das Träumen allein ist im Wald möglich. In Japan etwa gibt es eine Therapieform namens Shinrin Yoku, was zu Deutsch nichts anderes als Waldbaden bedeutet, die nachweislich verschiedene positive Effekte auf die Gesundheit hat.
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Shinrin Yoku – das steckt hinter dem Trend aus Japan
Das Waldbaden an sich ist im Grunde genauso einfach, wie es klingt. Es geht darum, auf „Tuchfühlung“ mit dem Wald und all seinen Eindrücken zu gehen. Achtsamkeit hat hier einen enormen Stellenwert. Die Geräusche um uns herum wahrzunehmen, die Tiere, den Boden unter unseren Füßen, die frische, reine Luft, der Wind, wie er durch die Baumkronen gleitet und die Farbeindrücke, die unserer Seele schmeicheln. Der Wald steckt voller Eindrücke, die wir nur wahr- und annehmen müssen, um die positiven Effekte auf unseren Körper erfahren zu dürfen.
Die Japaner haben diese Methode für eine bessere Gesundheit schon längst entdeckt und betreiben das „Shinrin Yoku“ bereits seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich.Warum gerade in Japan die Therapieform des Waldbadens so weite Kreise zieht, liegt dabei wohl nicht zuletzt daran, dass das Land zu etwa 67 % aus Wald besteht. Zwar sind auch wir in Deutschland mit knapp der Hälfte von etwa 32 % nicht ganz schlecht aufgestellt, durch die Größe der Waldfläche in Japan haben die Wälder dort aber freilich einiges mehr zu bieten. Dennoch bieten auch unsere Wälder einiges, wenn es darum geht, dem Alltag einfach mal zu entkommen und sich selbst zu entschleunigen.
Die Idee: Man taucht in den Wald als eine Art andere Welt ein – wie in Wasser. Das Ganze soll aber ganz ohne Leistungsdruck zugehen. Es geht nicht darum, Sport zu treiben, im Gegenteil, der Körper und Geist soll sich entspannen. So kannst Du mitunter vor Dich dahinschlendern, trödeln und rasten, lauschen, riechen, tasten und schauen, Hauptsache Du nimmst alles um Dich herum wahr. Auch Meditation, Yoga und Atemübungen können einen Teil des Waldbadens darstellen.
In Japan ist Shinrin Yoku bereits seit 30 Jahren eine anerkannte Therapieform
Erfunden wurde das Waldbaden in Japan bereits in den 80er-Jahren und ist dort ein fester Bestandteil des Gesundheitssystems und somit eine anerkannte Therapieform. 1982 prägte aber vor allem das japanische Ministerium für Landwirtschaft, Forsten und Fischerei den Begriff Shinrin Yoku. 2012 wurde dann an japanischen Universitäten ein eigener Forschungszweig für die „Waldmedizin“ aufgenommen. Und heute halten Japans Ärzte ihre Sprechstunden teilweise sogar im Wald ab und verschreiben ihren Patienten das Waldbaden sozusagen auf Rezept.
Und das Anbot wird dankend angenommen. So verwenden in Japan bereits mehr als 5 Millionen Japaner die angelegten Wege im nationalen Erholungswald von Akasawa, einem Naturschutzgebiet in Kiso. Und das auch aus gutem Grund, wenn man bedenkt, wie viele Menschen beispielsweise an Überarbeitung erkranken. In Japan gibt es sogar einen eigenen Begriff für den Tod durch Überarbeitung – „Karoshi“ wird das Phänomen genannt, welches allerdings längst nicht nur in Japan auftritt.
So hat eine UN-Studie belegt, dass es den Tod durch Überarbeitung (wer hätte es gedacht) weltweit vorkommt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) etwa gehen davon aus, dass im Jahr 2016 weltweit rund 398.000 Menschen an Schlaganfällen und etwa 347.000 Menschen an koronaren Herzerkrankungen starben, weil sie zu viel gearbeitet hatten. Es muss also unbedingt etwas unternommen werden, um den Menschen zu helfen ihren Arbeitsstress zu reduzieren und einen Ausgleich zu schaffen. Zum einen ist es natürlich die Reduzierung der Arbeitszeit. Da dies im Normalfall aber nicht immer ganz einfach ist, muss es einen anderen Weg aus der Misere geben, und genau hier kommt für die Japaner unter anderem das Waldbaden ins Spiel.
Prof. Dr. Qing Li – ein Großmeister des Waldbadens
Benannt wurde das Shinrin Yoku durch Prof. Dr. Qing Li von der Nipon Medical School in Tokio, welcher zu den wichtigsten Experten zählt, wenn es um das Waldbaden geht. Über 30 Jahre lang hat Dr. Qing Li die heilsame Kraft des Waldes erforscht und somit die Shinrin Yoku-Methode entwickelt. Bei der speziellen Methode geht es darum, unsere 5 Sinne anzuregen und Körper und Geist in Einklang miteinander zu bringen. Zwar ist die Wirksamkeit der Methode umstritten, es gibt mittlerweile jedoch zahlreiche Studien, die die Wirksamkeit der Therapieform bestätigen.
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Eine Studie etwa stammt bereits aus dem Jahr 1984. Hierfür hat ein schwedischer Forscher in einem Krankenhaus 46 Patientenakten ausgewertet. Die eine Hälfte hatte während der Zeit ihrer Genesung den Blick auf eine Mauer, während die andere Hälfte die Aussicht ins Grüne genießen durfte. Das Ergebnis: Die Patienten, welche den Ausblick ins Grüne hatten, konnten im Schnitt einen Tag früher entlassen werden.
Klar, diese Studie ist einfach dargestellt, aber basierend auf dieser Methode werden auch heute noch neue Studien zum Thema erfasst, indem Probanden entweder in die Stadt oder in die Natur geschickt werden, um zu heilen oder durch das Betrachten einfacher Landschaftsbilder bewertet werden.
Die Kunst des „Seins“ – das kann Shinrin Yoku für Dich tun
Warum jeder von uns das Waldbaden für sich in Betracht ziehen sollte, hat mehrere Gründe. Zum einen natürlich die Gesundheitlichen (dazu gleich mehr), zum anderen aber auch die Veränderung an sich. Wer mit dem Waldbaden anfängt und sich voll und ganz darauf einlässt, wird am Anfang vielleicht noch damit zu kämpfen haben, ein Verständnis für das Ganze aufzubauen, denn seien wir mal ehrlich, die Leute, die mit Bäumen sprechen oder diese sogar umarmen, galten bisher immer als… nun sagen wir mal „nicht ganz dicht“.
Wenn wir uns aber darauf einlassen und verstehen wollen, um was es da wirklich geht, werden wir auch diese Leute mit anderen (verständnisvolleren) Augen sehen. Denn es ist tatsächlich so, dass allein das Einatmen der Waldluft einen besonders positiven Effekt auf unsere Gesundheit hat, da in der Luft Terpene und andere Botenstoffe enthalten sind, die durch die Pflanzen ausgeströmt werden. Also auch während des Umarmens eines Baumes atmest Du diese Botenstoffe ein und das aber eben aus nächster Nähe.
Die gesundheitlichen Effekte des Waldbadens sind zahlreich. So zeigen japanische Studien etwa eine deutliche Minderung von Stress bei Großstädtern, die sich im Wald aufhalten, sei es auch nur für einen Spaziergang. Es muss ja nicht jeder gleich auf Tuchfühlung mit den Bäumen gehen.
Ebenso hat das bewusste Waldbaden scheinbar auch positive Effekte auf den Blutdruck, das Kortisol-Level im Blut und den Puls. All diese Werte sinken teilweise bereits nach nur einer Stunde Aufenthalt in einem Waldgebiet. Aber auch unser Immunsystem soll unter dem Einfluss des Waldes gestärkt werden. So werden hinsichtlich dessen derzeit entsprechende Studien auch in europäischen und deutschen Wäldern durchgeführt, die sich insbesondere durch ihre vorherrschenden Baumarten von den Wäldern Japans und Südkoreas unterscheiden.
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