Ich glaube, ich kenne keine einzige Person, die Olivenöl nicht mag. Es ist gesund, aromatisch und ideal zum Kochen. Wie bei den meisten Dingen im Leben gibt es aber auch hier eine dunkle Seite. Denn die Olivenernte ist für unglaubliches Tierleid verantwortlich. In Anbetracht der Todeszahlen können wir hier schon fast von einem Genozid an Vögeln reden, welcher bei der Ernte von Oliven jährlich stattfindet…
Olivenhaine – wahre Oasen der biologischen Vielfalt
In Spanien haben sich Forscher der Frage angenommen, ob Olivenhaine trotz Monokultur über eine biologische Vielfalt verfügen können. Das Ergebnis dieser Studie hatte die Wissenschaftler wohl selbst überrascht. So fanden sie heraus, dass in den Olivenhainen der mediterran geprägten Regionen Andalusiens etwa 165 Vogelarten beheimatet sind.
Das entspricht einem Viertel der auf der Iberischen Halbinsel nachgewiesenen Spezies. Darüber hinaus werden die Olivenhaine von jeder fünften Ameisenart Spaniens, 119 bestäubenden Insektenarten und etwa 550 verschiedenen Kräutern bewohnt. Die Forscher entdeckten bei ihren Untersuchungen sogar eine bisher unbekannte Pflanzenart – die Linaria qartobensis, ein einheimisches und lediglich lokal vorkommendes violettes Leinkraut.
Das Fazit der Studie: Olivenhaine haben in den letzten Jahrzehnten zwar einen großen Teil ihrer biologischen Vielfalt verloren, dennoch aber eine solide Grundlage für Flora und Fauna dargestellt, wodurch die Plantagen zu einem idealen Ort für die Erholung wurden. Diese Art der Biodiversität sorgt für einen absoluten Mehrwert der Oliven- und Olivenölproduktion.
Im Schlaf eingesaugt und getötet
Die Artenvielfalt, welche auf Olivenhainen bestaunt werden kann, ist allerdings enorm bedroht, und zwar von der Olivenernte. Diese findet zwischen Oktober und Januar statt und fordert Millionen Vogelleben. So finden sich neben den einheimischen Vögeln, um diese Zeit auch Zugvögel aus Nordeuropa in den Hainen ein, um dort zu überwintern und die Nacht zu überdauern. Leider findet in der Nacht aber auch die Ernte statt. Mit speziellen Erntemaschinen, welche die Bäume schütteln und die herunterfallenden Oliven einsaugen, wird hier die nächtliche Ruhe der Vögel gestört. Schockiert und gelähmt von dem Lärm und dem grellen Licht sind die armen Federtiere allerdings nicht einmal mehr in der Lage zu fliehen und sind so dem Tod geweiht.
„Allein in Spanien werden jedes Jahr 2,6 Millionen Tiere von automatischen Erntemaschinen eingesaugt und getötet, etwa 100.000 weitere in Portugal.“
warnen Luis P. da Silva und Vanessa A. Mata vom Forschungszentrum für Biodiversität und Genetische Ressourcen in Portugal. Das Ausmaß, in welchem die nächtliche Ernte geschützte Vogelarten tötet, findet in einem katastrophalen Ausmaß statt und muss unbedingt gestoppt werden. So gab die Regierung Andalusiens 2019 zwar eine Empfehlung ab, welche beinhaltete, dass die Erntemethode besser eingestellt werden sollte, gezielte Maßnahmen gegen den Massenmord wurden jedoch nicht unternommen. Die Folgen dieser radikalen Erntevorgänge können wir bereits jetzt beobachten.
Martin Harper von RSPB, der größten Naturschutzorganisation Englands etwa gibt an, dass bei den europäischen Feldvögeln bereits jetzt ein Rückgang von mehr als 55 % über die letzten drei Jahrzehnte zu verzeichnen ist. Zu diesen Vögeln gehören vor allem Rotkehlchen, Grünfinken, Grasmücken und Stelzen.
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Wollen die Bauern das Vogelsterben überhaupt stoppen?
Mittlerweile gibt es zahlreiche Institutionen, die sich gegen diese Art von Ernte aussprechen und die Verantwortlichen dazu anhalten, etwas dagegen zu tun. Das ist gut…nur leider bringt das überhaupt nichts, solange die Bauern selbst das Vogelsterben gar nicht stoppen wollen, weil sie auch daran nicht zu wenig Geld verdienen.
Ja, ihr habt richtig gelesen und dieses Geld verdienen die Landwirte schwarz. Denn ein großer Teil dieser Vögel wird an die ländliche Gastronomie verkauft, welche die Freiflieger als “pajarito frito” in lokalen Restaurants anbieten. Und das, obwohl diese Praxis illegal ist.
“Sowohl nach Angaben der Guardia Civil als auch des Umweltministeriums wird ein großer Teil dieser Vögel von den Betreibern der Erntemaschinen oder der Genossenschaften an die ländliche Hotellerie zum Verzehr verkauft.”
Heißt es in einer Stellungnahme der Verwaltung von Andalusien, der “Junta de Andalucia“. Wohingegen die Untersuchungen der Naturschutzbehörde in Portugal ergeben haben, dass allein in Andalusien jedes Jahr rund 2,6 Millionen Vögel während der Olivenernte getötet werden. In Portugal sollen es ca. 96.000 Vögel sein. Für Frankreich und Italien liegen derzeit noch keine Daten vor.
Was können wir gegen den Vogelmord tun?
Wenn man das so liest, ist die ganze Geschichte natürlich enorm schockieren, vor allem hinter dem Aspekt, dass wahrscheinlich keiner von uns das wirklich auf dem Schirm hatte. Es gibt aber eine Möglichkeit, wie wir gemeinsam gegen das Vogelmorden vorgehen können. Denn wie bei den meisten Dingen in einer kapitalistischen Welt beherrscht auch hier die Nachfrage den Markt. So gibt es alternativ zu herkömmlichen Olivenölen an welchen sprichwörtlich das Blut anderer Lebewesen klebt, auch veganes Olivenöl, das darauf abzielt, die Umwelt und seine Bewohner trotz Ernte zu schützen.
Es könnte so einfach sein… So wird hier nicht nachts, sondern tagsüber geerntet. Die Vögel können also früh genug erkennen, was um sie herum geschieht und somit fliehen. Darüber hinaus empfiehlt es sich beim Kauf von Olivenprodukten auf den Vermerk „FAO GIAHS“ zu achten. Das bedeutet, dass die Ernte von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) kontrolliert wird und somit den Schutz wichtiger Agrarlandschaften und den dort angewendeten traditionellen Erntepraktiken als Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung sowie den Erhalt der Artenvielfalt garantiert. Auch Öl, das nach Demeter-Grundlagen produziert wurde, könnte hier eine ethischere Alternative sein.
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Quellen:
https://www.spektrum.de/news/massenhaftes-vogelsterben-fuer-olivenoel-in-spanien/1700152
https://ethikguide.org/blog/der-beigeschmack-des-todes-vogelsterben-fuer-die-olivenernte/