Immer wieder lesen wir von Landwirten, die in unseren Städten demonstrieren. Getrieben von Existenzängsten versammeln sich zahlreiche Bauern, um für mehr Wertschätzung zu demonstrieren. Dazu kommt natürlich auch die aktuelle wirtschaftliche Lage in Verbindung mit Corona. Es gibt jedoch eine Alternative, bei welcher verschiedene Gruppen von Verbrauchern auf lokaler Ebene mit einem oder mehreren Partner-Landwirten kooperieren.
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Ein Blick hinter die Kulissen der Milchindustrie
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CSA (Community-supported agriculture) – „wir teilen unsere Ernte“
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Das CSA-Projekt gibt es nicht erst seit gestern. Bereits in den 60er Jahren entstand das Konzept in Japan, wobei sich seit 2015 fast jeder vierte Haushalt an der Idee beteiligte. In Deutschland gibt es den Verein „solidarische Landwirtschaft, welcher um den biologisch-dynamischen Betrieb „Buschberghof“ in Fuhlenhagen 1988 entstand. 2018 hatte die CDU/CSU-SPD-Bundesregierung dann einen Vertragsentwurf entworfen, welcher die Absicht, „Wir wollen im Rahmen der Modell- und Demonstrationsprojekte (Best-Practice) Vorhaben zur regionalen Wertschöpfung und Vermarktung fördern, z. B. das Netzwerk solidarische Landwirtschaft (Solawi).“
Ziel dieses Konzept ist es, angesichts des globalen Super-Marktes eine bäuerliche, vielfältige Landwirtschaft zu erhalten. Die Lebensmittel, also die Ernte soll nicht mehr über den (Super-) Markt vertrieben werden, sondern in einen eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf fließen, der von uns als Verbraucher mit organisiert und finanziert wird. Durch diese solidarische Landwirtschaft soll die bäuerliche und vielfältige Landwirtschaft erhalten und gefördert werden. Es stehen regionale Lebensmittel zur Verfügung, was außerdem unserer Umwelt zugutekommt.
Landwirtschaft: Bauern kämpfen mit Existenzängsten
Insbesondere in Bezug auf unsere Umwelt geraten Landwirte immer wieder in den Fokus zahlreicher Kritiker. Dem kann man sich natürlich anschließen, muss man aber nicht. Denn man sollte nie den Fakt vergessen, dass es ohne Landwirtschaft keine Lebensmittel geben würde. Wir brauchen unsere Bauern also…und Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten haben meist nur die Wahl zwischen der Ausbeutung unserer Natur oder der eigenen Person. Die Existenz hängt von Subventionen und Markt- bzw. Weltmarktpreisen ab, wobei die Landwirte auf keinen dieser beiden Faktoren Einfluss haben. Diese Faktoren sind es aber im Endeffekt, die dafür verantwortlich sind, dass unsere Bauern über die persönliche als auch die Belastungsgrenze von Tieren und Umwelt (Böden etc.) hinausgehen. Die Folge: Massentierhaltung, kranke/überlastete Menschen, Artensterben usw.
Mit der solidarischen Landwirtschaft wurde eine innovative Strategie geschaffen, die für eine lebendige, verantwortungsvolle Landwirtschaft sorgt, die gleichzeitig die Existenz der Landwirte, die dort arbeiten, sicherstellt und einen essenziellen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leistet.
Einer für alle und alle für einen
Für eine erfolgreich, solidarische Landwirtschaft wird von Erzeuger und Verbraucher eine Wirtschaftsgemeinschaft erzeugt, die genau auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmt ist. Die Mitglieder dieser Wirtschaftsgemeinschaft berechnen gemeinsam die ungefähren Jahreskosten der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und bezahlen diese meist über einen monatlichen Beitrag an den jeweiligen Solawi-Betrieb. Der Erzeuger hat somit die Möglichkeit, sich unabhängig von Marktzwängen seiner Arbeit zu widmen und auf die Bedürfnisse seiner Kunden einzugehen.
Die Ernte und weiterverarbeitete Erzeugnisse wie Brot, Käse etc. werden am Ende unter den Mitgliedern aufgeteilt. Welche Lebensmittel genau zur Verfügung stehen, hängt natürlich immer vom jeweiligen Solawi-Betrieb ab. Was die Menschen an dieser Möglichkeit sehr schätzen, ist unter anderem der persönliche Bezug, welcher die gegenseitige Verantwortung für Lebensmittel und Landwirtschaft deutlich macht. Jeder fühlt sich zugehörig und die Verbraucher bekommen hautnah mit, wie die eigene Ernährungsentscheidung die Kulturlandschaft gestaltet. Das soziale Miteinander, der Naturschutz und die Artenvielfalt werden dadurch gestärkt, was sich wiederum positiv auf eine zukunftsfähige Landwirtschaft auswirkt.
Jeder profitiert – die Vorteile im Überblick
Das Schöne an dieser Art der Landwirtschaft ist, dass keiner der Beteiligten ausgebeutet wird. Jeder kommt auf seine Kosten und profitiert von dem Projekt. Hier die Vorteile im Überblick:
Deine Vorteile als Verbraucher*in
- Qualitativ hochwertige, frische, vielfältige, saisonale, und regionale Nahrungsmittel.
- Die nötige Transparenz sorgt dafür, dass Du immer weißt, wo und wie die Nahrungsmittel
angebaut werden, wer sie anbaut und zu welchen Kosten dies passiert. - Durch den Aufbau ökonomischer Strukturen wird die Nachhaltigkeit gefördert.
- Als Mitglied bekommst Du Zugang zu Erfahrungsräumen, die eine Möglichkeit bieten, Dir Wissen über den Anbau und die Herstellung der Lebensmittel und Pflege der Erde anzueignen.
Deine Vorteile als Erzeuger*in
- Planungssicherheit und die Möglichkeit der Unterstützung durch eine Gemeinschaft.
- Verluste musst Du nicht alleine tragen. Das Risiko (z.B. schlechte Ernte aufgrund von Witterungsbedingungen) wird in der Gemeinschaft geteilt und jeder trägt einen Teil der Verantwortung.
- Gesichertes Einkommen, wodurch eine Landwirtschaft möglich ist, die nicht an den Nerven und der Psyche kratzt.
- Durch die Gemeinschaft entsteht ein größerer Gestaltungsspielraum z.B. die Anwendung einer guten landwirtschaftlichen Praxis, welche unter marktwirtschaftlichen Sachzwängen meistens nicht möglich ist. Insbesondere aber auch tiergerechte Haltung.
- Persönliche Entlastung durch mehr Spaß und Freude an der Arbeit, denn Du weißt wofür bzw. für wen Du Deine Lebensmittel anbaust.
Deine Vorteile als Solawi-Betrieb
- Ein Schutz vor marktbedingten Veränderungen.
- Es können Lebensmittel verkauft und verarbeitet werden, die „normalerweise“ aufgrund von Marktnormen im Müll landen würden.
- Es kann eine größere Vielfalt (z. B. seltene Gemüsesorten, bedrohte Haustierrassen) angeboten werden.
Die Vorteile für die Region
- Die Region profitiert in Bezug auf Lebensqualität von der Vielfalt der Landwirtschaft.
- Durch das geschaffene Bewusstsein bei den Verbrauchern können weitere nachhaltige Projekte, wie zum Beispiel Tauschringe, Nachbarschaftscafés, Repair-Cafés, Einmachtreffen usw. entstehen.
- Die Region erhält einen ökonomischen Impuls, da die Wertschöpfung in der Region bleibt.
Solawi- (Solidarischen Landwirtschaft) Betriebe in Deutschland
In Deutschland gibt es aktuell (Stand April 2020) 281 Solawi-Betriebe. In fast jedem Bundesland haben sich mittlerweile Gemeinschaften zusammengetan, die durch Nachhaltigkeit und regionalem Verbrauch zum Schutz unserer Umwelt und der Landwirtschaft beitragen. Auf der Webseite für solidarische Landwirtschaft wird diese Zahl regelmäßig aktualisiert, wobei Interessierte genau einsehen können, wo genau ein solcher Betrieb zu finden ist und wie man Mitglied werden kann.
Passend zum Thema haben wir eine Reportage über den Schoßberghof auf YouTube gefunden, welcher sich getraut hat, das Solawi-Projekt auszuprobieren.
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Quellen:
https://www.solidarische-landwirtschaft.org/solawis-finden/auflistung/solawis/
https://de.wikipedia.org/wiki/Solidarische_Landwirtschaft
https://www.solidarische-landwirtschaft.org/das-konzept/