Neueste Studien belegen, dass traumatische Ereignisse und schädliche Umwelteinflüsse nicht nur ihre Schatten auf die erste Generation werfen, sondern mindestens auf vier weitere! ADHS, Depression, Borderline-Verhalten sowie Diabetes und auch Krebs sind nur einige der Folgen. Viele Ärzte und Psychologen sind sich der Zusammenhänge noch nicht bewusst. Dies könnte sich jetzt ändern.
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Neueste Erkenntnisse der Epigenetik
Das Traumatisierungen in der Kindheit durch Unfälle, Krieg, Missbrauch, emotionale Vernachlässigung, körperliche und verbale Gewalt oder Demütigung sich sehr stark auf Kinder auswirken können, ist keine neue Erkenntnis. So kann das Kind möglicherweise keine stabile Persönlichkeit aufbauen, was zu psychischen Problemen führen kann. Diese Kinder werden in Folge oft nicht adäquat behandelt. Sie erhalten vielleicht die Diagnose „hyperaktiv“, und bekommen Medikamente, ohne dass auf den Ursprung ihrer Probleme zurückgegangen wird. Beim Erwachsenen ist in der Folge eine ursächliche Behandlung noch sehr viel schwieriger. Es ist erstaunlich, dass in diesem Bereich nicht viel mehr geforscht wird, denn die Folgen können Depressionen, bipolare Störungen, Borderline-Verhalten bis hin zu Suizid sein. Junge Menschen, die sexuell traumatisiert wurden, legen oft ein Risikoverhalten an den Tag, haben weniger Schmerzempfinden, verletzen und ritzen sich selbst, wenn sie zu sehr unter Stress stehen.
Das solch problematische Auswirkungen, von denen bis zu fünf Prozent der Bevölkerung betroffen sind, bis in die vierte Generation vererbt werden können war vielen Ärzten und Psychologen nicht bewusst.
Auch Umwelteinflüsse und Eigenschaften können vererbt werden
Untersuchungen belegen, dass nicht nur traumatische Ereignisse das Erbgut der Keimzellen über Generationen beeinflussen können sondern auch die Ernährung und der gesamte Lebensstil inklusive Sport, Bewegung und Entspannung als positive Faktoren. Im negativen Sinn können radioaktive und nicht-ionisierende Strahlung sowie die Umweltverschmutzung in Form von Giften und Schadstoffen oder Pestiziden wie Glyphosat ihre Spuren im Erbgut hinterlassen, desgleichen Plastik und andere Kunststoffe sowie Drogen und Medikamente.
Diese können bei den Nachkommen zu posttraumatischen Verhaltensstörungen und anderen psychischen und physischen Problemen bis hin zum metabolischen Syndrom, das heißt zu Fettleibigkeit und/oder Diabetes führen. Auch ein Großteil der Krebsfälle ist wohl epigenetischer Natur.
Trauma vererbt sich über vier Mäuse-Generationen
Traumatische Erlebnisse gibt es nicht nur bei Menschen, auch bei Mäusen. Der Forscherin Isabelle Mansuy vom Labor für Neuroepigenetik an der ETH Zürich dienen sie als Modelle für besondere Formen der Vererbung. Die Schweizer Wissenschaftler trennten zum Beispiel neugeborene Mäuse über einen Zeitraum von zwei Wochen während jeweils drei Stunden von ihrer Mutter. Falls das auf regelmäßige und vorhersehbare Weise geschah, hatte es keinen Einfluss auf den Nachwuchs, denn dann schenkten ihm die Mütter vor der Trennung umso mehr Zuneigung – sozusagen auf Vorrat. Eine unvorhersehbare Trennung jedoch wirkte sich auf den Nachwuchs sehr negativ aus, bis hin in die vierte Generation. Die betroffenen Mauskinder und ihre Nachkommen zeigten ein depressives Verhalten und eine gestörte sozi-ale Interaktion, sie reagierten in gefährlichen Situationen apathisch und gaben ihre natürliche Vorsicht auf, wenn sie neues Terrain erkundeten. Andererseits lernten sie in anspruchsvollen Situationen schneller und öfter als ihre nicht traumatisierten Artgenossen, wie sie zum Beispiel an Trinkwasser gelangen konnten. Isabelle Mansuy und ihr Team fanden sowohl im Gehirn als auch in den Keimzellen der traumatisierten Mäuse über Generationen hinweg charakteristisch veränderte Methylierungsmuster, wobei bereits kleine Veränderungen von zwei bis vier Prozent ausschlaggebend waren.
Um sicherzustellen, dass die Jungtiere nicht das Fehlverhalten der Eltern übernehmen, zeugten die Wissenschaftler ihre Mäuse durch künstliche Befruchtung. Unbelastete Leihmütter brachten die Mäuse zur Welt und zogen sie groß. Dennoch litten die Tiere an den Folgen des Traumas ihrer genetischen Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern.
Damit stand fest: Die Vererbung des Traumas erfolgte auf biologischem Weg – über die Eizellen oder die Samenzellen.
Als mögliche Ursache untersuchte Isabelle Mansuy die Ribonukleinsäure, kurz RNA. Dieses Biomolekül ist ähnlich aufgebaut wie die Erbsubstanz DNA, verändert sich allerdings durch Umwelt, Lebensstil oder eben traumatische Erlebnisse.
„Wir isolierten die RNA aus den Spermien traumatisierter Mäusemännchen und spritzen sie in befruchtete Eizellen. Dann ließen wir die Mäuse friedlich ohne Trauma heranwachsen, aufgezogen von unbelasteten Müttern. Und trotzdem zeigten sie als erwachsene Tiere die gleichen Symptome wie die Männchen, aus deren Spermien die RNA stammte.“
Die Mäuse vererbten diese Verhaltensauffälligkeiten auf ihre Nachkommen und sogar die vierte Generation war davon noch betroffen.
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Positive Einflüsse verändern Verhaltensstörungen bei Mäusen
Die Experimente mit Mäusen zeigen auch, dass die epigenetisch bedingten Verhaltensstörungen mittels Laufräder und anderen positiven Einflüssen in den Käfigen abgeschwächt oder gar rückgängig gemacht werden konnten. Darüber hinaus kann auch über die Ernährung sowohl bei Stoffwechselkrankheiten als auch bei psychischen Erkrankungen vieles wieder ausgeglichen werden.
Wir sind mehr als unsere Gene
Das epigenetische Konzept ist relativ neu und wirft vieles über den Haufen, was in der Wissenschaft und der Öffentlichkeit bislang als gültig erachtet wurde. Zuvor dachte man, die DNA sei quasi eine Festplatte, über die Informationen über Generationen hinweg weitergegeben werden. Man erkannte zwar, dass verschiedene Einflüsse auf diese Festplatte einwirken, dachte jedoch, das bleibe auf das jeweilige Individuum beschränkt und vererbe sich nicht. Inzwischen mussten die Forscherinnen und Forscher umdenken. Heute weiß man, dass wir mehr sind als die Summe unserer Gene und, dass Umwelteinflüsse (Einstellungen, Gewohnheiten, moralische Werte, Überzeugungen usw.) unser Genom respektive die Art und Weise, wie es sich ausprägt, verändern können – auch über Generationen hinweg. Selbst eineiige Zwillinge können sich unterschiedlich entwickeln und sehr verschieden aussehen.
Aufgrund der vielen schädlichen Einflussfaktoren unserer modernen Zivilisation ist es gut möglich, dass wir auf einer Art epigenetischer Zeitbombe sitzen. Deren Auswirkungen auf unsere Gesundheit und auch auf diejenige unserer Nachkommen werden sich immer stärker zeigen, falls die entsprechenden, im Genom gespeicherten Informationen durch auslösende Faktoren aktiviert werden.
Wir tun als gut daran, uns selbst der Bedeutung der Epigenetik vermehrt bewusst zu werden und uns daran zu erinnern, dass wir mehr sind als unsere Gene.
Jeder Augenblick in unserem Leben können wir unseren Körper und unseren Geist negativ oder auch positiv beeinflussen.
Oder wie Bruce Lipton – Der Pionier der Epigenetik zu sagen pflegt:
„Wir haben die Macht, die Daten zu bestimmen, die wir in unseren Biocomputer eingeben, so wie wir wählen können, welche Worte wir eintippen. Wenn wir begreifen, wie die Integralen Membranproteine die Biologie steuern, dann werden wir zu Meistern unseres Schicksals.“
Sein Bestseller „Intelligente Zellen“ wurde bereits im Jahr 2006 als bestes wissenschaftliches Buch (Best Science Book) ausgezeichnet – The Biology of Belief (USA Book News)
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Quellen:
https://www.hest.ethz.ch/das-departement/personen0/professuren/persdetail.html?persid=90954
https://nvs.swiss/Dokumente/NVS-Magazin/2018/Epigenetik_Referat-MV2018_Isabelle-Mansuy.pdf