Mit seinem Projekt des Technik-Wunders der Ozeanreinigung „The Ocean Cleanup“ erregte der heute 27-jährige Boyan Slat bereits 2014 weltweit die Aufmerksamkeit von Medien und Wissenschaftlern. Seiner Vision, die Ozeane von Plastikmüll zu befreien, ist er seitdem viele Schritte näher gekommen.
Erster Prototyp in der Nordsee aktiv
30.Juni 2016 – für viele ein ganz normaler Donnerstag, doch für Boyan Slat und sein Team ist es ein historischer Tag und ein wesentlicher Schritt zur Erfüllung eines gigantischen Vorhabens. An diesem Tag wurde ein ca. 100 Meter langes Testmodell des Ocean Cleanup zur Reinigung der Ozeane von Plastikmüll bei Den Haag in der Nordsee zu Wasser gelassen. Die Filterbarriere wurde ein Jahr lang vor der niederländischen Küste getestet. Hält die Filterbarriere den Stürmen der Nordsee stand ist es ziemlich wahrscheinlich, dass sie auch den seltener auftretenden Stürmen des Pazifiks standhält. Über das gesamte Jahr der Testphase wird das Cleanup (Filterbarriere) von Sensoren überwacht.
Dadurch, dass die einjährige Testphase in der Nordsee erfolgreich verlief, wurde 2017 das erste voll funktionsfähige Modell vor der Küste der japanischen Insel Tsushima getestet. Das Modell wird sich dort über mehrere Kilometer erstrecken. Diese Testphase ist auf 2 Jahre geplant und dient nicht nur der Entwicklung, sondern bewirkt auch zeitgleich bereits etwas. Vor der Küste der Insel Tsushima sammelt sich sehr viel Plastik. Der Einsatz des zweiten Prototyps kann hier bereits seine volle Wirksamkeit entfalten und die Küste zu einem großen Teil von Plastikmüll befreien.
2020 – Damals Zukunft, heute Gegenwart
Beide Testreihen wurden erfolgreich abgeschlossen, so ist für 2020 die erste „Full-scale-Version“ im Pazifik geplant. Mit einer Breite von 100 km könnte der „Cleanup“ die Hälfte des Plastikmüllvorkommens im Pazifik innerhalb von nur 10 Jahren beseitigen. Berücksichtigen wir, das Plastikverpackungen in der Umwelt Jahrhunderte überdauern, da sie nicht verrotten, sondern nur vom Wind und Wetter zu immer feineren Teilchen zermahlen werden, ist das Projekt Ocean Cleanup ein technisches Wunder mit signifikanter positiver Auswirkung auf unsere Ozeane und deren Lebewesen.
Nach neuesten Erkenntnissen gelangen derzeit acht Millionen Tonnen Plastik jährlich ins Meer und die Tendenz ist steigend. „Das entspricht genau einen Müllwagen pro Minute, so belegt eine Studie des World Economic Forums und der Ellen MacArthur Foundation die auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos präsentiert wurde. Die Menge des Plastiks, die bereits im Meer schwimmt, wird von Wissenschaftlern auf 150 Millionen Tonnen geschätzt – auf drei Kilo Fisch kommt damit bereits ein Kilo Kunststoff. Läuft die Entsorgung von Plastik weiterhin so schlecht wie bislang, so könnte bis 2050 das Plastik im Ozean mehr wiegen als alle Fischschwärme zusammen, warnen die Autoren. Außerdem wäre man dann bei vier Müllwagen pro Minute angelangt.
Projekt “Ocean Cleanup”

The Ocean Cleanup ist eine von Boyan Slat entwickelte Technologie, welche Müll aus dem Meer fischen soll, ohne es zusätzlich zu belasten oder die Umwelt zu gefährden.
Hier ein kurzes YouTube-Video zu dem Projekt aus dem vergangenen Jahr.
In einer 528 Seiten langen Machbarkeitsstudie stellte Boyan Slat seine gigantische Filteranlage für die Ozeane dar.
Die Konstruktion besteht aus zwei schlauchähnlichen Armen mit einer Spannweite von über 2000 Metern Länge. Diese liegen auf der Meeresoberfläche auf und sind in bis zu 4 Kilometern Tiefe am Meeresboden verankert. An diesen Fangarmen sind flexible Vorhänge befestigt, die den Müll auffangen. Dabei wird die natürliche Strömung des Meeres genutzt. Die Methode ist für Meeresbewohner ungefährlich. Förderbänder und Schlammpumpen fischen den Müll aus dem Wasser, in einem Stahlbehälter werden sie vollautomatisch verdichtet und gespeichert – bis das Transportschiff kommt und den Müll abholt, Dies wird, nach Boytan Slats Berechnungen, alle 45 Tage einmal notwendig sein. In diesem Zeitraum hat sich der 3000 Kubikmeter große Speicher der Plattform bereits wieder mit Plastikmüll gefüllt Das Plastik soll dann entweder recyclet oder in Öl umgewandelt werden. Die notwendige Energie für die Konstruktion wird aus Solarenergie gewonnen.
Boyan Slat – „Veränderung ist wichtiger als Geld“
Boyan Slat ist Gründer und Präsident von The Ocean Cleanup, einer Stiftung, die sich der Entwicklung fortschrittlicher Technologien verschrieben hat, die die Ozeane von Plastikmüll befreien sollen. Die letzten drei Jahre hat er am Projekt „Ocean Cleanup“ gearbeitet.
Auslöser für das Projekt war ein Urlaub im Jahr 2011 in Griechenland, in dem Boyan Slat im Alter von 16 Jahren beim Tauchen mehr Müll als Fische erblickte. Diese Erinnerung ließ ihn nicht mehr los und er entwarf sein Projekt, „The Ocean Cleanup“ welches er 2012 bei einer Veranstaltung an der Uni vorstellte. Er studierte zu der Zeit Luft- und Raumfahrttechnik. Das Video erreichte in Kürze über 1,6 Millionen Menschen bei YouTube und so wurden die Medien auf ihn aufmerksam.
Anfang 2013 brach er sein Studium ab, um sich voll und ganz der Ozeanrettung zu widmen. Mittlerweile wurde das Video „The Ocean Cleanup – The Beginning“ von mehr als drei Millionen Menschen angeklickt.
Seit seinem Auftritt beim TEDx talk, “How the Oceans can Clean Themselves” verbreitete sich die Information rasant weiter und brachte tausende von Freiwilligen und zwei Millionen US-Dollar über Crowdfounding zum Aufbau einer Pilotanlage ein. Im November 2014 gewann er den Preis Champions of the Earth des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Boytan Salts Auftritt beim TEDx Talk kannst du in unserem Beitrag: Student macht Weltmeere plastikmülfrei anschauen.
Vielleicht ist der 30.Juni 2016 bald nicht nur mehr für Boyan Salt und sein Team ein historischer Tag, sondern für die Ozeane, ihre Lebewesen und somit auch für die gesamte Menschheit.
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Quellen
http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/plastikmuell-in-ozeanen-student-boyan-slat-hat-einen-rettungsplan-a-998938.html
http://www.sueddeutsche.de/wissen/kunststoff-im-ozean-mehr-plastik-als-fische-im-meer-1.2826984
https://www.ellenmacarthurfoundation.org/publications/the-new-plastics-economy-rethinking-the-future-of-plastics
http://www.awi.de/nc/ueber-uns/service/presse/pressemeldung/mikroplastikpartikel-in-speisefischen-und-pflanzenfressern.html
http://www.oceanconservancy.org/our-work/marine-debris/stop-plastic-trash-2015.html
http://www.laborwelt.de/aktuelles/nachrichten/2016-01/plastikdiaet-kostet-fische-den-verstand.html#content
http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/419/dokumente/wie_lange_braucht_der_muell_um_abgebaut_zu_werden.pdf
http://www.freshsurf.de/2016/07/05/the-ocean-cleanup-erster-prototyp-in-der-nordsee-gestartet/
http://www.theoceancleanup.com/milestones/north-sea-prototype/