Pete A. Sanders schloss sein Studium der Biochemie und Neurologie (Wissenschaft des Nervensystems) am Massachusetts Institute of Technology mit Auszeichnung ab. Die Einladung, seine wissenschaftliche Tätigkeit an der Medizinischen Hochschule der Harvard Universität fortzusetzen, nahm er nicht an. Stattdessen entschloss er sich, eine fünfjährige Weltreise zu unternehmen, die ihn viel über die Natur des menschlichen Geistes in unterschiedlichen Kulturen lehrte. 1980 gründete er basierend auf diesen Erkenntnissen in Arizona das Institut „Free Soul“ für Bewusstseinserweiterung und spirituelles Wachstum.
Pete A. Sanders untersucht seit über zwanzig Jahren die Potenziale des menschlichen Geistes, wobei seine Schwerpunkte auf Möglichkeiten der Selbstheilung und Stressreduzierung sowie der Verbindung von Geist und Seele liegen. Er unterrichtet am “Massachusetts Institute of Technology” junge Wissenschaftler in der Erweiterung menschlicher Bewusstseinspotenziale. Was möglich ist, wenn wir beginnen, die Ressourcen von Gehirn und Wahrnehmung voll auszuschöpfen, erzählt er im folgenden Interview.
Fragen an Dr. Pete A. Sanders
Sie sagen immer wieder, dass jeder Mensch von Geburt aus medial veranlagt ist. Wodurch sind uns die medialen Fähigkeiten abtrainiert worden?
Ein Großteil des menschlichen medialen Potenzials ist instinktiv und bei der Geburt vorhanden. Der größte Teil dieser natürlichen Sensibilität verkümmert, während wir aufwachsen, aufgrund einer zu starken Betonung der physischen Sinne, wobei die medialen Eindrücke meist ausgeblendet werden. Das Kommunizieren mit Erwachsenen, die normalerweise nur auf körperlichen Frequenzen zuhören, drückt die medialen Sinne eines Kindes in den Hintergrund. Wenn Kinder lernen, zu lesen und zu schreiben, müssen sie sich auf physisches Sehen und Hören konzentrieren, und der größte Teil der formalen Ausbildung bildet uns nur im Gebrauch unserer physischen Sinne aus. Als Erwachsene schließlich bekommen die meisten von uns kein Training und keine Praxis, um unsere Intuition, unsere Hellsicht oder unsere mediale gefühlsmäßige Empfindungsfähigkeit zu entwickeln.
Wie kann ich erkennen, ob ein Gefühl eine mediale Warnung ist oder nur eine Folge meiner eigenen inneren Ängste?
Die beste Methode, um den Unterschied zwischen einem gültigen medialen Gefühl und einer persönlichen Angst herauszufinden, ist, genau darauf zu achten, wo du diesen Eindruck bekommst. Ein mediales Gefühl wird normalerweise hauptsächlich im Solarplexus und im Bauchbereich erlebt. Das ist, was allgemein mit Schmetterlingen oder einem unangenehmen Gefühl in der Magengrube gemeint ist. Eine Angst, die nicht auf einer medialen Warnung basiert, wird normalerweise eine durch Adrenalin ausgelöste Kampf- oder Fluchtreaktion stimulieren. Adrenalin verursacht, dass du Herzklopfen bekommst, dein Atem flacher wird und dein Blutdruck steigt. Der Gesamteffekt ist ein Gefühl der Enge und der Anspannung im oberen Brustbereich, das sich von dem „Bauch“-Gefühl unterscheidet.
Sollte ich meinen medialen Sinnen mehr vertrauen als meinen körperlichen?
Nein. Die medialen Sinne sind nicht dazu da, deine physischen Sinne zu ersetzen. Sie sind dazu da, dass du mit ihnen arbeitest. Genauso, wie es falsch ist, deine medialen Sinne zu ignorieren, ist es unklug, deinen medialen Eindrücken unter Ausschluss der physischen Information zu folgen. Das beste Erfolgsrezept ist, alle deine Sinne beim Treffen einer Entscheidung einzusetzen. Ich benutze meine medialen Sinne als Unterstützung meiner physischen Sinne. Wenn ich also einen medialen Eindruck empfange, der dem entgegensteht, was mir meine körperlichen Sinne sagen, warte ich mit der Entscheidung. Ich benutze die mediale Warnung, um weitere physische Untersuchungen anzustellen, mehr Fragen zu stellen, tiefer hinter die Situation zu schauen. Wenn ich nicht in der Lage bin, den Widerspruch aufzulösen, folge ich dem stärkeren Eindruck, sei es der physische oder der mediale. Du fällst die ganze Zeit über ähnliche Urteile, wobei du die widersprüchlichen Beweismaterialien deiner physischen Sinne vergleichst. Wenn zum Beispiel ein Gericht appetitlich aussieht, aber schlecht riecht, würdest du es wahrscheinlich nicht essen. Oder du würdest es kosten, um einen dritten Eindruck zu bekommen. Wenn es auch schlecht schmecken würde, würdest du es nicht essen, egal wie gut es aussieht. Die gleiche Art von gesundem Menschenverstand solltest du auf den Gebrauch deiner medialen Sinne anwenden. Kein verantwortungsbewusster Lehrer würde dich dazu ermutigen, ausschließlich deinen medialen Eindrücken zu folgen und deine physischen Sinne zu ignorieren.
Ist es möglich, alles mit dem Geist zu heilen?
Ja und nein. Während Nervenverbindungen tatsächlich zu jedem Teil des Körpers hinführen, ist die Frage, ob „alles“ durch Geist-Körper-Kontrolle geheilt werden kann, von anderen Faktoren abhängig. Zeit, Fähigkeit und Disziplin spielen gleich wichtige Rollen dabei. Die frühzeitige Entdeckung einer Krankheit oder einer Fehlfunktion kann für die Effektivität von Selbstheilungsfähigkeiten entscheidend sein. Die Geschicklichkeit, mit der du die autonomen Nervengeflechte anzapfst und dein Immunsystem stimulierst, ist ein weiterer bestimmender Faktor. Genauso auch deine Bereitschaft, das, was du weißt, zu praktizieren und anzuwenden. Du musst für dich selbst beurteilen, wie diese drei Faktoren auf deinen speziellen Fall Anwendung finden. Es ist jedoch in keinem Fall angemessen, Geist-Körper-Selbstheilung unter Ausschluss anderer Formen der Medizin anzuwenden. Bringe alle Behandlungsmethoden zusammen zu einer ganzheitlichen Herangehensweise an das Problem.
Ob du Geist-Körper-Kontrolle benutzt, um eine spezielle Fehlfunktion zu heilen, ist auch eine Frage der Prioritäten. Ist es die Zeit wert, die man dafür benötigen würde? Ob ich daran glaube, dass du Heuschnupfen und Kurzsichtigkeit korrigieren kannst, indem du Geist-Körper-Kontrolle benutzt? Ja, das glaube ich. Ist es in den meisten Fällen die Zeit wert? Nein, ist es nicht. Es ist viel einfacher, eine Brille zu tragen und die Zeit für wichtigere Dinge zu benutzen, wie deine Familie, deine Arbeit, deine spirituelle Suche nach Erleuchtung. Mache aus deinem Gesundheitszustand keinen Gradmesser deines Selbstwertes. Denke daran, dass du eine Seele bist, die einen Körper hat. Du bist nicht der Körper. Lege deinen Schwerpunkt auf die Gesundheit deiner Seele und auf Ganzheit statt auf körperliche Perfektion.
Quelle: Windpferd Verlag
Der Buchtipp zum Interview:
Das Handbuch übersinnlicher Wahrnehmung
ISBN 9783893854448
Sanders, Pete A.
Verlag Windpferd