Zu viel Stress, Hyperaktivität und Hektik sind Gift für Körper, Geist und Seele. Insbesondere permanente Überanstrengung raubt die Lebensfreude, macht krank und kann zu Depressionen führen. Wir… zeigen Ihnen, wie Sie durch ein achtsames Leben mehr Harmonie und Lebensfreude erreichen können.
Jeder Mensch hat nur eine begrenzte Lebensenergie zur Verfügung, deshalb ist es wichtig und ein Gebot der Selbstfürsorge, mit den vorhandenen Ressourcen gut umzugehen und sie nicht sinnlos zu verschleudern. Es ist dringend notwendig, das sich ständig drehende Hamsterrad des eigenen Lebens regelmäßig anzuhalten, auszusteigen und den Alltag durch Zeiten des Innehaltens zu entschleunigen. Beispielsweise durch die Frage „Was ist wirklich wichtig in meinem Leben?“ Wer sich bis zur Erschöpfung verausgabt und nicht auf seine inneren Bedürfnisse hört, dient weder sich selbst noch den anderen, sondern verstößt gegen die Gesetze des Lebens.
Das Gebot der Stunde in einer zunehmend hektischen Welt lautet also, sich seiner eigentlichen Bedürfnisse wieder bewusst zu werden und sich im Hier und Jetzt Raum dafür zu schaffen. Es geht dabei vor allem um ein sinnvolles Zeitmanagement, das einen harmonischen Wechsel von Ruhe und Aktivität mit einbezieht. Niemand kann immer nur etwas hervorbringen und leisten, man braucht auch Phasen der Ruhe, um die Batterien wieder aufzuladen und von der Fremdbestimmung in die Selbstbestimmung zu kommen. Die Natur ist dabei eine hervorragende Lehrmeisterin, denn sie lebt uns diese Weisheit in dem Wechsel von Tag und Nacht, und in dem Rhythmus der vier Jahreszeiten vor. Es gibt eine Zeit des Säens und des Erntens. Diese natürlichen Zyklen können wir auch in unser tägliches Leben integrieren.
Systematische Entschleunigung
Entschleunigung hat eine klare Strategie, die damit beginnt, Prioritäten zu setzen. Fragen Sie sich gleich morgens beim Aufstehen, was an diesem Tag wirklich wichtig ist. Machen Sie sich eine Liste, in Gedanken oder auf Papier, was ansteht. Streichen Sie konsequent alles Überflüssige und verschaffen Sie sich damit Freiräume für Strategie Nummer zwei: das bewusste Nichtstun. Mindestens dreißig Minuten am Tag, am besten aber länger, sollten Sie sich für das „dolce vita“, das süße Leben, freihalten. Diese Phasen des Loslassens schonen die Nerven, fördern die Kreativität und schärfen ganz nebenbei auch die Sinne. Ob Sie dabei in die Luft starren, eine entspannte Zeit im Café verbringen oder sich an irgendetwas anderem erfreuen, ist im Grund unerheblich. Wichtig ist das Loslassen.
Strategie Nummer drei besteht in Alltagsritualen. Sie geben Halt und man kann sich darauf freuen. Treffen Sie sich regelmäßig mit Freunden, mit denen Sie Spaß haben oder gute Gespräche führen können. Genießen Sie die Natur bei Spaziergängen oder Radtouren, allein oder mit Gleichgesinnten. Achten Sie auf das Zwitschern der Vögel, das Rascheln des Laubs, das Blau des Himmels, das Fließen des Wassers. Fließendes Wasser ist ein natürliches Antistressmittel, denn es entspannt den Solarplexus, der eng mit dem Nervensystem verbunden ist. Auch ein Zimmerbrunnen zu Hause sorgt für Entspannung. Oder besuchen Sie ein Yoga- oder Fitnessstudio, das Ihnen außer sportlicher Betätigung auch soziale Kontakte bietet.
Strategie Nummer vier lautet: Weniger ist mehr. Vermindern Sie die Reizüberflutung von außen, indem Sie weniger fernsehen, weniger Radio hören, nicht unbedingt jeden Tag die Zeitung von vorn bis hinten durchlesen. Sie werden auch dann mitbekommen, was in der Welt vor sich geht und Ihren Geist für andere Dinge, die mit Ihnen selbst zu tun haben, freihalten können. Werden Sie aktiv und tauschen Sie das Konsumentenleben gegen ein Leben des aktiven Hervorbringens aus. Schreiben Sie selbst etwas, statt nur zu lesen. Machen Sie selbst Musik, statt nur zuzuhören, malen Sie selbst ein Bild, statt ins Museum zu gehen, laden Sie selbst Freunde ein, statt auf eine Einladung zu warten.
Strategie Nummer fünf lautet: Ich stehe nicht mehr zur Verfügung. Hören Sie damit auf, der psychische Mülleimer für ewig jammernde Menschen zu sein, die Ihnen Zeit und Energie rauben, die Sie für etwas Besseres verwenden können. Das mag anfangs schwer fallen und unter Umständen werden Sie plötzlich weniger Freunde haben. Dafür aber mehr Zeit für sich selbst und ihre wahren Bedürfnisse. Achten Sie darauf, wer und was Ihnen wirklich gut tut, dann geben Sie Ihrem Leben eine positive Richtung.
Strategie Nummer sechs lautet: Ich kenne mein Stressprofil. Finden Sie durch Selbstbeobachtung heraus, was Sie am meisten stresst. Sind es Beziehungsprobleme, Zeitmangel, Leistungsdruck, finanzielle Sorgen oder Probleme mit der Gesundheit? Oder erleben Sie Stress durch schlechte Essgewohnheiten, Perfektionismus, die Unfähigkeit, Nein zu sagen oder weil Sie sich zu viel Sorgen machen? Schreiben Sie auf, was Sie am meisten belastet. Bewerten Sie das Ergebnis aber nicht, sondern machen Sie sich einfach bewusst, was Ihre drei Hauptstressoren sind. Allein durch diese neutrale Wahrnehmung wird sich der Stress verringern und Sie können ein sinnvolles Konzept erstellen, wie Sie Ihre persönlichen Stressauslöser am besten reduzieren können. Damit beginnen Sie bereits in diesem Moment mit einem bewussteren und achtsameren Leben.
Praktische Hilfe:
Eine Liste erstellen zum Thema “Was ist mir wirklich wichtig?”
Wenn Sie nicht genau wissen, was Ihnen wirklich wichtig ist und Sie immer das Gefühl haben, mit Ihrer Zeit nicht zurande zu kommen, können Sie sich eine persönliche Check-Liste erstellen. Sie wird Ihnen zu mehr Klarheit verhelfen.
Schreiben Sie – ohne innere Zensur – alle Aktivitäten auf, die Ihnen im Moment wichtig erscheinen.
Machen Sie ein „rating“, das heißt vergeben Sie Punkte für die Dringlichkeit der verschiedenen Punkte.
Überlegen Sie, worauf Sie verzichten können bzw. was nicht wirklich notwendig ist, und streichen Sie diese Punkte von der Liste.
Prüfen Sie, was übrig bleibt und fühlen Sie die Erleichterung, die Sie verspüren, wenn die Liste kürzer wird.
Setzen Sie nun nochmals Prioritäten, mit denen Sie innerlich auch wirklich einverstanden sind.
Verändern Sie die Check-Liste bei Bedarf, sie sollte nicht statisch werden!
Autorin: Marianne Scherer
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