Max Planck Institut in Leipzig — Raum 101
Ein Lagerraum, kahle Wände. Kaltes Licht beleuchtet die Stapel von Holzkisten. Überall Spinnen. Dicke, haarige, furchterregende Spinnen krabbeln über den Boden, kleben an den Wänden. In einer Ecke des Raumes steht ein grün leuchtendes Glas. Darunter ragen wiederum Spinnenbeine hervor.
Dieser programmierte Albtraum (intern „Raum 101“ genannt) gehört zu einem einem Forschungsobjekt der Hirnforscherin Tania Singer. Tania Singer und ihr Team untersuchen, wie Meditation Menschen verändert.
Harvard-Forscherin Dr. Britta Hölzel hat in dieser Box über vier Stunden Achtsamkeitsübungen zusammengestellt.

Die Aufgabe der Probanden lautet, die grünen Gläser einzusammeln, die hier und da auf den Kisten stehen. Ihnen wird die künstliche Umwelt über einen Helm auf die Netzhaut projiziert, um herauszufinden, ob das mentale Training Menschen hilft, ihre Emotionen besser zu regulieren.
Unsere Reaktionen wie Ärger, Wut, Angst oder Stress erfolgen oft automatisch. Es braucht Zeit um solche automatischen Reaktionen zu verändern.
Wer eine Achtsamkeitstechnik lernt, übt sich darin, die eigenen Gefühle und Gedanken zu beobachten. Er lernt in einer Stresssituation mit Gelassenheit zu reagieren. Das hinterlässt auch Spuren im Gehirn. Bereits nach einem zweimonatigen Meditationskurs ändern sich die Hirnregionen, die für Stressreaktionen zuständig sind. Die Konzentration wird gesteigert, das Schmerzempfinden lässt nach.
Sara Lazar vom Massachusetts General Hospital in Boston berichtete, dass sich das Training sogar in der Morphologie des Gehirns niederschlägt. Der Hirnscanner zeigte, dass es den Mandelkern schrumpfen lässt, eine Struktur im Gehirn, die unter anderem an der Steuerung von Angst beteiligt ist. Zugleich hatte die graue Substanz in Bereichen des Gehirns zugenommen, die zum Beispiel mit Mitgefühl assoziiert sind. Damit die Veränderung von Dauer ist, braucht es allerdings Übung.
Trotz dieser Studien und Nachweise gibt es immer noch Menschen, die der Überzeugung sind, dass Meditation „esoterischer Humbug“ oder „nur“ religiöse Praxis östlicher Religionen sei. Tatsächlich ist es jedoch eine Technik mit der jeder Mensch seine Geist und seine Gesundheit beeinflussen kann.
“Das Gehirn ist in der Lage, sich zu verändern, und so wie wir
eine neue Sportart lernen, können wir auch Fähigkeiten wie
Aufmerksamkeit oder Mitgefühl trainieren”, sagt Richard Davidson.
“Das ist kein Voodoo.“
Harvard-Forscherin Dr. Britta Hölzel hat in dieser Box über vier Stunden Achtsamkeitsübungen zusammengestellt.
Durch Meditation wird die Funktionsweise des Gehirns optimiert
Richard Davidson, Neurowissenschaftler an der Universität Wisconsin-Madison, brachte es zu Weltruhm, als er auf Ersuchen des Dalai Lama in seinen Laboratorien an tibetisch-buddhistischen Mönchen Untersuchungen über die Wirkung von Meditation auf die Hirnaktivität durchführte.
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Davidsons Studie machte die Weltöffentlichkeit darauf aufmerksam, dass Meditation helfen kann, den Funktionsstil des Gehirns günstig zu beeinflussen, es zu trainieren, ganzheitlicher, ausgewogener zu funktionieren sowie mehr positive Gefühle freizusetzen als negative. So zeichnete er unter anderem Veränderungen in der elektrischen Aktivität der so wichtigen Bereiche des Gehirns auf, die mit Aufmerksamkeit und Motivation zusammenhängen, sowie in der Kommandozentrale des Gehirns, nämlich in der vorderen Hirnrinde. Diese Bereiche sind für alle Lernvorgänge und überhaupt für alle geistigen Tätigkeiten von fundamentaler Bedeutung. Um so spannender sind erste Erkenntnisse, dass sich diese so wichtigen Bereiche mit Hilfe von Meditationsverfahren günstig beeinflussen lassen. Für diesen hoch interessanten neuen Forschungsbereich wurde der Ausdruck der Neuroplastizität geprägt.
Meditation ist das Reinigen des Geistes und Herzens vom Egoismus;
durch diese Reinigung entsteht das richtige Denken, das allein den
Menschen vom Leid befreien kann.
(Jiddu Krishnamurti)
Harvard-Forscherin Dr. Britta Hölzel hat in dieser Box über vier Stunden Achtsamkeitsübungen zusammengestellt.
Welche Meditation hat welchen Effekt?
Die Frage der Wissenschaftler, ob Meditation einen Effekt hat wurde bereits mit Ja beantwortet. „Jetzt geht es darum herauszufinden, welche Meditation welchen Effekt hat, wie groß dieser ist und wie lange es dauert, bis er sich einstellt“, so Tania Singer.
Denn Meditation ist nicht gleich Meditation. Verschiedene Meditationsmethoden wirken ganz verschieden – so haben es neue wissenschaftliche Studien ergeben.
Aufmerksamkeitsmeditation
Die Aufmerksamkeitsmeditation ist eine Meditation, in der man ruhig dasitzt und alle körperlichen und geistigen Empfindungen losgelöst beobachtet. Dies führt zu einer deutlich stärkeren Aktivierung der linken, mit analytischem Denken und Auswertungsprozessen verbundenen, Hirnhälfte.
Tibetische Meditation
Die Mönche, deren Hirnmuster sich eindrucksvoll verändert haben, haben die Techniken jahrzehntelang sehr konzentriert ausgeübt.
In der Tibetischen Meditation wird sehr stark mit konzentrativen Techniken gearbeitet. So richtet man zum Beispiel den gesamten Geist auf die Empfindung des Mitgefühls aus, dass alle geistigen Prozesse und die gesamte Aufmerksamkeit darauf fokussiert sind einen Ozean des Mitgefühls in sich zu erzeugen ohne dass andere geistige Regungen störend dazwischenkommen. Hier zeigten sich typische Hirnwellenmuster im Gamma-Frequenzbereich um etwa 40 Hz, die üblicherweise auftreten, wenn der Geist sich sehr stark konzentriert und somit sehr aktiv ist. Weitere moderne Bildgebungsverfahren der Hirnzellenaktivität zeigten ebenfalls auf, dass das Gehirn während tibetischer Meditation hoch aktiv ist.
Transzendentale Meditation (TM)
Die EEG-Muster während der Technik der Transzendentalen Meditation zeigen eine über alle Hirnbereiche reichende, kohärente Alpha-Aktivität. Hoch kohärente treten in der Regel bei Erfahrungen tief entspannter, ruhevoller Wachheit auf. Einer Erfahrung, die in der Literatur als Zustand “reinen Bewusstseins” bezeichnet wird und die grundlegendste und einfachste Form bewusster Erfahrung darstellt. Transzendenz kann nur auf ganz natürliche und mühelose Weise erfahren werden und bedarf ein andauerndesTraining.
Dann empfehlen wir dir das Buch „Meditation für Skeptiker“. Ulrich Ott, Neurobiologe und einer der bekanntesten Meditationsforscher im deutschsprachigen Raum, erschließt auf undogmatische Weise den Weg in die spirituelle Praxis. Er vereint in sich den rationalen Wissenschaftler mit dem langjährig Praktizierenden. Ulrich Ott vermittelt sowohl fundiertes Hintergrundwissen als auch konkrete Übungsanweisungen. In fünf Schritten lädt er den Leser zur eigenen praktischen Erfahrung ein: Ein einzigartiges Meditationshandbuch von sachlicher Überzeugungskraft.
Achsamkeitsmeditation – für Anfänger am besten geeignet
Die wissenschaftlich am besten untersuchte Form und für Anfänger empfohlene Meditation ist die Achtsamkeitsmeditation.
Hier wird empfohlen, sich zum Einstieg auf den Atem zu konzentrieren: Tief einatmen und ausatmen, spüren wie sich der Brustkorb hebt und senkt, die Luft am Nasenflügel vorbeiströmt. Dabei sitzen wir weder zu locker noch zu verkrampft. Die Gedanken werden nur beobachtet wie Wolken, die am Himmel vorbeiziehen.
Das hört sich einfach an, ist jedoch für viele Menschen bereits eine große Herausforderung.
Deswegen wird als alternativer Einstieg oft eine Bewegungsmeditation empfohlen. Die aufeinander abgestimmten Kombinationen von Atmung, Bewegung und Stille helfen den Alltagsstress loszulassen.
Harvard-Forscherin Dr. Britta Hölzel hat in dieser Box über vier Stunden Achtsamkeitsübungen zusammengestellt.
Quelle:
https://www.tm-darmstadt.de/startmenue/vergleich.html
http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000004220/Dissertation.pdf?hosts=local
http://www.sueddeutsche.de/wissen/meditation-spuren-im-kopf-1.2339128
http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/wie-meditation-beim-stressabbau-hilft-a-1048863.html