Auch wenn es bei uns vor der eigenen Haustüre nicht so aussieht; die Welt hat ein gewaltiges Müllproblem. Bis 2050 soll es in den Ozeanen mehr Plastik als Lebewesen geben, auf dem Land sieht es nicht besser aus. Selbst in Europa gibt es immer mehr illegale Mülldeponien, was allerdings nur die Spitze des Müllbergs ist. Der Großteil der Sachen, die wir bedenkenlos wegwerfen, findet seinen Weg nach Afrika, seitdem die ehemaligen Hauptabnehmer China und Malaysia den Import von deutschem Schrott untersagt haben. Während wir in sauberen Seen baden und schöne Landschaftsbilder machen, leben Menschen woanders nicht nur von, sondern in unserem Müll.
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Die Wiege des Menschen ist heute ein Müllplatz
Die Wiege des modernen Menschen liegt laut allem Stand der Forschung im heutigen Botswana. In dieser Region trat der Homo sapiens sapiens vor rund 200.000 Jahren zum ersten Mal in Erscheinung und machte sich auf in den Norden. Der Mensch hat sich seitdem nicht mehr von seinem Siegeszug abbringen lassen. Tribut an die Wiege des Lebens zahlen wir in Massen, nur leider nicht so, wie man zunächst vermuten würde – nämlich in Form von Müll. Afrika ist auch im 21.ten Jahrhundert ein Kontinent der Krisen, Ungerechtigkeiten und Brennpunkte. Der Norden hat sich bis heute nicht vom Arabischen Frühling erholt. Seit mehr als 10 Jahren toben Bürgerkriege in mehreren Ländern. In Zentralafrika, im Osten und Westen kämpfen die Menschen gegen Armut, während der Süden im Müll versinkt.
Im Jahr 2011 verlieh die UNICEF dem Fotografen Kai Löffelbein die Auszeichnung „UNICEF-Foto des Jahres“. Der Fotograf hatte eine Reportage über Giftmüll in Afrika abgelichtet. Zu dieser Zeit exportiere allein Deutschland mehr als 100.000 Tonnen hochgiftigen Elektromüll nach Ghana. Und das jedes Jahr allein die BRD. Ghana war dabei aber längst nicht das einzige Land, das unseren Abfall abnehmen musste! Zehn Jahre sind vergangenen und die Situation hat sich drastisch verschlimmert. Während die westliche Welt im Saus und Braus lebt, exportieren wir die Überreste unseres extravaganten Lebensstils einfach ins Ausland. Ganz nach dem Motto: aus den Augen, aus dem Sinn. Obwohl die Ausfuhr von Elektroschrott in Drittstaaten EU-weit seit geraumer Zeit verboten ist.

Sodom und Gomorrha
Die Sahara ist die weltweit größte Trockenwüste und zieht sich quer durch Nordafrika. Während der Süden relativ kühl ist, haben die restlichen Länder ein tropisches Klima. Palmen, Meer, lange Sandstrände und Nationalparks zieren Länder wie Tansania, Kenia und Uganda im Osten oder Kamerun, Ghana und die Elfenbeinküste im Westen. Aber anstatt einem schönen Leben im grünen Paradies finden Einheimische hier nur die Hölle auf Erden.
„Sodom und Gomorrha“ nennen die Ghanaer die Müllhalde im Zentrum von Accra, der Hauptstadt Ghanas. Dort landet beinahe alles, was zuerst bei uns in den Geschäften steht, dann aber im Mülleimer landet. Plastik, Kunststoff und giftiger Elektroschrott, hier gibt es all das zu finden, was für uns keinen Wert mehr hat.
Um einen Hungerlohn zu verdienen, zerlegen Kinder und Jugendliche auf meterhohen Müllbergen unsere alten Smartphones, Laptops und Fernseher. Allein in einem Handy stecken etwa 30 verschiedene Metalle aber auch geringe Mengen an Palladium und Platin. Mittels gelegter Feuer werden die wertvollen Metalle geschmolzen, wobei auch schädliche Chemikalien freigesetzt werden. Im dunklen Chemiedampf stehen junge und alte Müllarbeiter, vergiften sich selbst sowie den Boden, auf dem wohl für Jahrzehnte nichts mehr wachsen wird. Ironischerweise schlachten die Menschen unseren Elektroschrott nach den Edelmetallen aus, die auf dem gleichen Kontinent ebenfalls mittels fragwürdiger Arbeitsverhältnisse aus dem Boden geschlürft werden.
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Korruption und soziale Ungerechtigkeiten ziehen Müll magisch an
Müll ist nicht gleich Abfall, unsere Reste besitzen immer noch einen Wert. Kunststoff kann recycelt und Edelmetalle können wiederverwendet werden. Das Problem ist nur, dass hierzulande die Müllverbrennung verpönt und Recycling teuer ist, durch den Export verdient man aber zusätzlich. Die Entscheidung ist schnell getroffen, die echten Kostenträger der Kalkulation sind die Menschen, die in der Ferne vom Müll leben müssen als auch die Umwelt.

Naturschutz wird woanders nicht so nachhaltig betrieben, wie es in den meisten europäischen Ländern der Fall ist. Das macht die Entsorgung um einiges günstiger, auch weil es keine Kontrollen, ob und wie der Müll verwertet wird. Edelmetalle werden zwar aus alten Geräten geholt, der unverwertbare Rest aber wird meist einfach verbrannt oder vergraben. Kurz gesagt, das gesamte Ökosystem leidet unter unserem übermäßigen Müllexport, bei dem wir übrigens Platz 3 hinter den USA und Japan belegen. Unser Müllverwertungssystem ist eine Schattenwirtschaft, welche auf Illegalität sowie Korruption basiert. Kenia ist hier ein gutes, wenn auch trauriges Beispiel, hier leben 40 Prozent der Bevölkerung von weniger als zwei Dollar am Tag, gleichzeitig gibt es aber mehr als 9.000 Millionäre gibt, darunter sind zahlreiche Politiker, die direkt oder indirekt vom Müllimport profitieren.
What goes around, comes around
Gut ist, dass es für alle Probleme dieser Welt eine Lösung gibt und wir sogar ein Teil davon sein können. Schlecht ist, dass wir auch ein Teil des Problems sind. Vielleicht nicht jeder Einzelne von uns in gleicher Weise, aber der Wohlstand der ersten Welt ist nun Mal nicht nachhaltig. Die positive Veränderung beginnt bei uns, indem wir nur die Dinge kaufen, die wir wirklich brauchen und in Zukunft darauf achten, wie und vor allem wo etwas verwertet werden soll.
Selbstverständlich ist es super, wenn man jedes Jahr ein neues Smartphone kauft, nur leider nicht für die Menschen, die dafür erst in Minen und später auf Müllbergen arbeiten. Immer im Trend zu sein und neueste, angesagte Mode zu tragen mag den einen oder anderen mit Glück erfüllen, hat aber seinen Preis für Mensch und Natur, die in weiter Ferne liegen. Wir haben es uns zu leicht gemacht und unseren Müll soweit weggeschafft, dass er uns nicht mehr in den Sinn kam. Wenn wir die Bilder von den Abfallbergen sahen, waren wir schockiert und urteilten, wie man nur so Leben kann. Langsam aber sicher erkennen aber immer mehr, dass diese Menschen eigentlich nicht im Dreck leben, sondern im Paradies, das wir aber zu einer giftigen verschmutzen Hölle gemacht haben.
Wir müssen endlich aufwachen!
Uns sollte bewusst werden, dass unsere Welt ein zusammenhängendes Ökosystem ist! Der Müll, die Verwüstung ganzer Landstriche und das Plastik in den Meeren wird früher oder später auch einen unmittelbaren Effekt auf unser Leben haben und nicht nur dann, wenn wir die Nachrichten sehen oder in den Urlaub fahren. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird es früher oder später zu globalen Verwerfungen kommen, die politisch, gesellschaftlich, militärisch, ökologisch, ökonomisch oder gesundheitlich sein werden. Letztendlich liegt es an uns, welche Welt wir unseren Kindern hinterlassen und wie gerecht diese für alle Menschen sein wird.
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