Wir hatten uns in dem Artikel „Fluch oder Segen? Die Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Umwelt“ bereits die Frage darüber gestellt, ob das Internet nun schädlich für die Umwelt ist oder nicht. Das Fazit war, dass die Nutzung des World Wide Web definitiv einen enormen Energieverbrauch hat, worunter im Gegenzug natürlich auch unsere Umwelt leidet. Dennoch kann es ebenso genutzt werden, um unsere Umwelt zu schützen, wenn es richtig angewendet wird. Im heutigen Artikel wollen wir aber mal gezielt darauf eingehen, welche Auswirkungen das Internet im Moment tatsächlich auf unsere Umwelt hat.
Ist Klimaneutralität möglich, solange wir online sind?
Allein das Lesen dieses Artikels und Deine eventuell drölfundachzig geöffneten Tabs beanspruchen bereits eine Menge Energie. Denn die Server, über welche das gesamte System läuft, benötigen Strom – viiiel Strom. Die dänische EU-Kommissarin Margrethe Vestager hat daher bereits 2019 davor gewarnt, dass das Internet zu viel Strom verbraucht, was wiederum zu einem echten Problem wird, wenn wir das Ziel, den Planeten bis 2050 wirklich klimaneutral zu bekommen, erreichen wollen. Und sie hat recht, denn alles, wirklich alles, was wir im Internet machen – sei es Streaming, Shopping, das Spielen von Videospielen oder das Beantworten von E-Mails benötigt den Energieverbrauch etlicher Server weltweit. Diese laufen 24 Stunden am Tag 365 Tage im Jahr – der Gerät ist niemals müde… Dabei durchläuft jede Datei mehrere Server, während Suchanfragen verarbeitet und Dateien gespeichert werden.
Wir sprechen hier aber nicht von einer Handvoll Servern, die irgendwo in einem Kellerverschlag vor sich hin brummen. Nein, wir sprechen hier von Farmen… Farmen, die sich wie die größte in China, über eine Fläche von 100 Hektar erstrecken können. Weltweit stehen etwa 5.009.147 Rechenzentren auf einer Fläche von insgesamt ca. 26,5 km². Dies entspricht fast 5.955 Fußballfeldern. Damit diese gigantischen Serverfarmen optimal laufen, werden die Serverräume klimatisiert, um eine konstante Temperatur von 22 – 24 C° halten zu können – täglich, 365 Tage im Jahr…immer!
Wie war das mit dem Flugverkehr?
Die dänische EU-Kommissarin Margrethe Vestager griff damals auf einen Vergleich mit dem Flugverkehr zurück, welcher immer wieder gerne verwendet wird, um zu veranschaulichen, wie hoch der Energieverbrauch des Internets ist. Und zwar sei der Schadstoff-Abdruck des Internets mittlerweile genauso groß wie der des Flugverkehrs auf internationaler Ebene. Wenn man aber mal genauer darüber nachdenkt, ist das gar nicht so viel, wenn man bedenkt, wie viel Leistung das Internet benötigt, um am Leben zu bleiben… Und das täglich, genutzt von knapp 63 Millionen Menschen hier auf dem Planeten. Flugzeuge hingegen fliegen am Tag nur etwa 200.000. Wenn wir den Vergleich also umdrehen, ist es viel schockierender, dass der Flugverkehr weltweit genauso viel Energie verbraucht, wie das gesamte Internet, welches täglich 24 Stunden von knapp 63 Millionen Menschen genutzt wird.
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Das Problem liegt also nicht am Stromverbrauch an sich, sondern vielmehr daran, wie schnell dieser steigt. So waren die digitalen Dienste 2013 noch für etwa 2,5 Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich, während es 2018 bereits 3,7 Prozent waren – im Corona-Jahr kam natürlich noch einiges mehr dazu… Dennoch, der Energieverbrauch ist wahrscheinlich immer noch geringer, wenn ich mir abends einen Film auf maona.tv ansehe, anstatt in das Auto zu steigen, um in die Videothek zu fahren, damit ich mir dort einen Film ausleihen kann, den ich später auch wieder mit dem Auto zurückbringe… oder?
Der „Rebound-Effekt“
So… nun fahren wir also nicht mehr mit dem Auto in die Videothek, zum Shoppen oder schreiben Briefe, weil wir mittlerweile alles von zuhause aus machen können – hochlebe die Digitalisierung! Es sterben also weniger Bäume und wir fahren weniger Auto… Nun, so einfach ist es leider nicht. Zwar ist das Internet bis zu einem gewissen Maß effizient, wodurch auch die Kosten für Produkte und Dienstleistungen fallen. Konsumieren wir deshalb aber wirklich weniger? Sparen wir tatsächlich Energie, oder führt die ständige Konsumverfügbarkeit am Ende nicht sogar dazu, dass sich unser Konsumverhalten verändert?
Ich kann es Euch sagen… Ja, wir verändern unser Konsumverhalten, wir wollen immer mehr und wir wollen es immer schneller. Selbst wenn es vom anderen Ende der Welt kommt. Wer will auf seine japanischen Mochis schon 4–6 Wochen warten…? Die ursprüngliche Einsparung an Ressourcen wird also mit jedem Jahr, in welchem das Internet noch schneller wird, teilweise aufgehoben, und dann sprechen wir vom sogenannten „Rebound-Effekt“.
Ursprünglich war es also der Plan, durch die Effizienz der Digitalisierung Ressourcen einzusparen. Ganze Sektoren wie Transport, Industrie, Landwirtschaft hätten optimiert werden können, und zwar so, dass eine Klimaneutralität hätte erreicht werden können, weil wir weniger Ressourcen nutzen. Hätte hätte Fahrradkette… Denn so wie es im Moment läuft, wird genau das Gegenteil eintreffen. Wir werden dem Planeten zunehmend schaden und unser ökologischer Fußabdruck wächst weiter, obwohl die Digitalisierung in den letzten Jahren bereits in vielen Bereichen Einzug fand. Auch in unserem Wohnzimmer… Das Prinzip ist ganz einfach und hat sich in den letzten Jahren beobachten lassen – bequemer konsumieren heißt oft auch mehr konsumieren.
Es spielt also keine Rolle, ob wir nun weniger Briefe schreiben und somit weniger Papier verbrauchen oder daheim bleiben und maona.tv sehen, anstatt in die Videothek zu fahren. Der „Rebound-Effekt“ wird immer zurückschlagen, solange wir nur darauf achten unsere Technologien immer noch effizienter zu machen, ohne Rücksicht auf Verluste. Stattdessen sollte vermehrt Wert darauf gelegt werden, dass künftige Technologien zu größerer „Suffizienz“ führen. Das heißt: Die Digitalisierung sollte es uns erleichtern, ohne wesentliche Komfortnachteile mit absoluten Zahlen weniger Konsum, Ressourcen- und Energienachfrage auszukommen. Denn nur so kann die Digitalisierung dazu beitragen, unseren exorbitanten Naturverbrauch auf ein sozial und ökologisch verträgliches Maß zu senken.