Maskenpflicht, Angst, Polarisierung, Corona. Das ist es, was unsere Gesellschaft im Moment bewegt. Regelungen, die sich einem nicht erschließen und ein ganzes Jahr einfach mal so in die Tonne getreten. Klar ist, Corona existiert und sollte nicht unterschätzt werden. Aber ist es wirklich der richtige Weg alles lahm zu legen, Existenzen zu gefährden, die Wirtschaft zu ruinieren und vor allem aufgrund dessen vor den wahren Problemen abzulenken?
Völkermord im Zeichen der einen Zivilisation
Längst ist das Virus auch bei den indigenen Völkern im Amazonas angekommen und hinterlässt ein riesen Chaos. Das Hauptproblem jedoch ist, dass dieses Chaos von Bolsonaros Männern skrupellos ausgenutzt wird. Bei einer Eröffnungsrede der Wiener Festwochen, welche aufgrund von Corona nur online stattgefunden hat, hat eine indigene Aktivistin und Schauspielerin ihr Herz geöffnet. Kay Sara befindet sich unmittelbar vor Ort (im Amazonas), trägt eine traditionelle Gesichtsbemalung und appelliert in einer bewegenden Rede an den Verstand der Menschheit. Kay Sara bedeutet „die, die sich um andere Sorgt. Und das tut sie auch… sie sorgt sich um ihr Volk aber auch um uns, um uns alle, unsere Natur, die Umwelt und die, die darin leben.
Sie erzählt davon, dass mit den Europäern viele Krankheiten in ihre Welt kamen, was dazu führte, dass tausende Stämme ausstarben. Weitere Millionen unschuldiger starben durch die Hände der Soldaten und der Geistlichen, die mit den Soldaten kamen. Das Ganze sei jedoch in Vergessenheit geraten und der Völkermord ist in keinem der Geschichtsbücher verzeichnet.
„Sie mordeten im Namen des einen Gottes und der einen Zivilisation, im Namen des Fortschritts und des Gewinns“
Heute sind nur noch wenige der indigenen Völker übrig und Kay Sara ist eine der letzten des 3. Clans der Tariano. Das Coronavirus stellt ein weiteres großes Problem für die Völker dar. Insbesondere Manaus, die Hauptstadt des Amazonas, hat es laut Kay Saras Aussage schwer getroffen. Und das liegt nicht zuletzt daran, dass das Virus durch die enormen Rodungen bzw. die Holzfäller und andere Arbeiter in die entlegenen Gebiete des Amazonas getragen wurde.
„Die Weißen nutzen das Chaos, um noch tiefer in die Wälder einzudringen“
„Die Feuer werden nicht mehr gelöscht. Von wem auch? Wer den Holzfällern in die Hände fällt, wird ermordet. Und was hat Bolsonaro getan? Das, was er immer getan hat: Er schüttelt die Hände seiner Unterstützer und verspottet die Toten. Er hat seine Mitarbeiter beauftragt, die indigenen ihrem Schicksal zu überlassen. Das ist ein Aufruf zum Mord an uns. Bolsonaro will den Genozid an den Indigenen, der seit 500 Jahren anhält, zu Ende bringen.“
Erklärt Kay Sara in ihrer Rede. Das Ökosystem des Amazonas ist stark gefährdet und wenn wir nicht sofort handeln, wird das Herz unseres Planeten aufhören zu schlagen und Corona wird damit unser kleinstes Problem sein.
„Es gibt kein Zurück mehr aber wir dürfen nicht zulassen, dass noch mehr zerstört wird.“
Sagt die Aktivistin mit seufzender Stimme. Es geht nicht um uns, sondern um unsere Nachkommen…
Hier die ganze Rede auf YouTube:
… und die Welt schaut weg
Die Nachrichten der Feuer im Amazonas haben den Atem der Welt im vergangenen Jahr buchstäblich stocken lassen. „Die Lunge unserer Welt brennt“ haben wir überall in den Medien gelesen. Das Ausmaß der Brände und das Aussterben der zahlreichen Tiere war schockierend und wir zeigten uns solidarisch. Nun ist von der Solidarität aber nur noch wenig zu sehen. Die Menschen kümmern sich nur noch um sich, in der Hoffnung, sich nicht am neuartigen Coronavirus anzustecken. Währenddessen brennt der Amazonas aber weiter, und das schlimmer als zuvor…
Im Amazonas beginnt nun die jährliche Trockenperiode und Experten sind sich einig, dass die Brände dieses Jahr noch verehrender sein werden, als im vergangenen Jahr.
„Die Feuer in diesem Jahr könnten 50 Prozent schlimmer sein als das, was wir im vorigen Jahr hatten.“
Sagt Paulo Moutinho, Wissenschaftler vom Amazonas-Umweltforschungsinstitut (Ipam), gegenüber dem Online-Magazin «Climate Home».
Bereits in den ersten vier Monaten dieses Jahrs hat die systematische Vernichtung des Amazonas-Regenwaldes erneut ein Rekordtempo aufgenommen. Das heißt, von Januar bis April wurden 1202 Quadratkilometer Urwald vernichtet. Das ist schon jetzt ein Anstieg von etwa 55 %, wenn man die Zahlen aus dem Vorjahreszeitraum zum Vergleich zieht.
Bolsonaro schwächt Umweltbehörde Ibama
Holzfäller und Plünderer nutzen die Coronakrise aus, um ihre illegalen Rodungen fortzuführen. Umweltbehörden und -schützer hingegen werden eingeschränkt und von Präsident Bolsonaro systematisch geschwächt. So gibt es beispielsweise zu wenig Personal für die doch sehr wichtigen Kontrollen. Bolsonaro hingegen sieht die Lunge unserer Erde hauptsächlich als wirtschaftliches Nutzgebiet, arbeitet eng mit der Agrarlobby zusammen und leugnet den Menschen gemachten Klimawandel.
Mit dieser Einstellung stößt der brasilianische Präsident immer wieder auf weltweite Kritik. Großbritannien beispielsweise droht in einem offenen Brief damit, importierte Produkte Brasiliens künftig zu boykottieren. Die Briten wollen diese Drohung wahr werden lassen, wenn ein Gesetzesvorhaben angenommen wird, das „zu weiterem Landraub“ im Amazonas ermutige. Das besagte Gesetzesprojekt, auch als „Landraub“-Gesetz bekannt, brachte Bolsonaro im Dezember ein. Das Gesetz würde illegale Rodungen, Landraub und andere illegale Tätigkeiten, welche vor 2018 passierten, nachträglich legalisieren. Betroffen wären davon insgesamt 570.000 Quadratkilometer, was einer Fläche größer als Spanien entspricht.
Während wir uns hier also über einen Virus sorgen machen, der zwar gefährlich ist, jedoch nicht verschwindet, weil wir uns einsperren, brennt die Lunge unserer Erde weiter und Bolsonaro wird nichts dagegen unternehmen. Es ist langsam an der Zeit, aus unserem Corona-Koma zu erwachen und uns wieder den ausschlaggebenden Dingen auf unsrem Planeten zu widmen. Nämlich Dinge, die eine weitaus größere Gefahr darstellen, wenn wir nicht schleunigst anfangen, unsere Prioritäten richtig zu setzen.
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Quellen:
https://www.climatechangenews.com/
https://taz.de/Illegale-Waldvernichtung-in-Brasilien/!5684836/