In der aktuellen Ausgabe von YOGA! – das Magazin wird Udo Grube zum Thema “Spiritualität im Alltag” von Sandra Matteotti interviewt.
Hier der komplette Artikel:
Udo Grube bezeichnet sich selber als Menschen, der nach Wissen und Weisheit strebt und versucht, das Erworbene zu teilen. Geteilt hat er nun auch seine Geschichte, die davon handelt, wie er nach einer beruflich schwierigen Zeit lernte, auf sich und seinen Körper zu hören und der eigenen Intuition zu vertrauen. Entstanden ist sein Buch «Mein Weg zum bewussten Leben».
Was tun, wenn der Körper nicht mehr kann, der Geist am Anschlag ist? Wie weiter, wenn man berufl ich zwar erfolgreich, gesundheitlich aber aus-gelaugt ist? Nach mehreren Auszeiten, Rückkehren in den Beruf und erneuten Erschöpfungen merkte Udo Grube, dass er diesen Kreislauf durchbrechen und neue Wege gehen muss. Zu dieser Zeit erfuhr er vom Film «What the bleep do we (k)now?» und beschloss, diesen nach Deutschland zu holen. Von vielen verlacht, von wenigen verstanden, setzte er alles auf dieses Projekt und merkte, wie wohltuend es ist, eigene Wege zu gehen und in sie zu vertrauen. Er kam dadurch zum Schluss, dass sich Spiritualität und Erfolg nicht ausschliessen müssen, und dass man auch in der westlichen, alltäglichen Welt bewusst leben kann.
Was hat Sie bewogen, in einem Buch Ihr Leben zu erzählen?
Das Buch ist als Hilfestellung für andere Menschen gedacht. Sie können es lesen und sehen: Ups, da ging es ja einem genauso wie mir. Was hat der gemacht, dass sein Leben wieder aufwärts geht?
Sie gingen zuerst einen Leidensweg. Sie verausgabten sich beruflich so, dass Sie gesundheitlich am Limit (und drüber) liefen. Muss man leiden, um sich auf einen bewussten Weg zu machen?
Eigentlich blöd, nicht wahr? Auch das ist – wie vieles andere – nur ein in uns angelegtes Konzept, das veränderbar ist. Doch vieles läuft unbewusst ab. Deshalb spielt Leid auf dem Weg vom unbewussten zum bewussten Sein eine grosse Rolle. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass man Krankheit als Spiegel der Seele sieht. Sie ist eigentlich nur ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Wieso drehen wir den Spieß also nicht um und sagen, dass Leid kein Leid ist, sondern ein Signal: Verändere etwas, du gehst in die falsche Richtung.
Sie bezeichnen Krankheit als Möglichkeit, etwas zu lernen. Das mag bei einem Schnupfen oder einem Burn-out einleuchten. Doch wie steht es mit unheilbaren Krankheiten?
Unheilbar? Wer sagt das? Vielleicht ist es einfach eine Möglichkeit, Aufmerksamkeitsdefizite oder anderes auszugleichen, wenn man krank ist. Ich möchte aber nicht spekulieren, denn es ist ein heikles Feld. Ab und an sind Krankheiten schlicht unergründlich und wirken sinnlos und grausam auf uns. Zudem muss es nicht mein Einzelkarma sein, das die Krankheit bewirkt hat. Sie könnte durch ein grösseres Karma entstanden sein, in dem ich mich befinde. Aber das sind bloss Konzepte.
Sie sagen, dass man Krankheiten heilen kann, wenn man es sich genügend wünscht und daran glaubt. Ist das nicht ein Schlag ins Gesicht all derer, die Angehörige zum Beispiel durch Krebs verloren haben?
Es geht nicht nur ums Wünschen oder Glauben, es geht auch darum zu erkennen, was dahinter steckt. Daneben braucht es ein immenses Vertrauen und den Aufbau eines Feldes, in dem man Heilung erfahren kann. Oft bedarf es dazu einer extremen Situation, die einen erst für die Möglichkeiten öffnet und zugänglich macht.
Sie sind am Anfang des Buches sehr skeptisch gegen die Schulmedizin, schimpfen auf die Pharmazie und loben alternative Heilmethoden. Gegen Ende zeigen Sie sich versöhnlicher und wünschen sich ein Miteinander. Was denn nun?
Wenn man sieht, hört und liest, wie die Pharmaindustrie mit immensem Lobbyaufwand gegen alternative Medizin arbeitet und zum Beispiel Gesetze ändern lässt, um kleine, alternative Heilmittel herstellende Firmen nahezu in den Ruin zu treiben, ist das nur ein Beispiel für einen enormen Missstand. Hier regiert das Geld, es geht nur darum, möglichst viel zu verdienen. Da man nichts mehr verdienen kann, wenn die Menschen sich irgendwann mal selber heilen, unterbindet man die Forschung, die in diese Richtung geht. Dabei wären wir als Menschen gemeinsam stark, ein Miteinander würde viel Kraft freisetzen und umfassend helfen, Lösungen zu finden.
“Leid ist eigentlich kein Leid, sondern ein Signal.”
Sie betonen mehrmals, dass real wird, was man für real hält. Kann ich wirklich meine Realität immer selber bestimmen?
Schaut man sich zum Beispiel Formate wie «Deutschland sucht den Superstar» an, gibt es da durchaus hoch motivierte Sänger, die trotz bescheidenen Sangeskünsten Karriere gemacht haben. Es scheint da etwas zu klappen, nur nicht immer so, wie man manchmal denkt. Man muss erkennen, dass das Ganze ein Prozess ist. Man kann nicht einfach nur wünschen und damit renkt sich alles ein. Es ist wichtig zu ergründen, was ich wirklich sein will. Ich habe Tipps im Buch, mit denen man anhand von Selbstref exion erspüren kann, wohin die eigene Reise hin zu wirklicher Authentizität geht.
Sie stehen auf dem Standpunkt, dass jeder werden kann, was er wirklich ist. Was, wenn andere Ziele und Träume für mich selbst haben?
Zuerst einmal muss man ja herausfinden, wer man wirklich ist, ob man wirklich authentisch durchs Leben geht oder sich in auferlegten Rollen und Mustern bewegt. Wenn einem diese Realität nicht schmeckt, denkt man sich eben eine neue Realität aus. Damit sind wir wieder beim Punkt, dass man sich eigene Realitäten erschaffen kann, insofern sie einem wirklich entsprechen.
Ihr Buch hat den Grundtenor von «alles ist möglich und zu jeder Zeit». Beim unabhängigen Menschen mag das so sein, wie steht es aber, wenn man Verantwortung trägt oder Pflichten hat, andere von einem abhängig sind?
Wenn jemand von einem abhängig ist, sollte man diese Abhängigkeit ablegen, wenn sie einen stört. Dann ist wieder alles möglich. Die gegebene Realität hat ja etwas mit mir zu tun, ich habe sie geschaffen. Vielleicht gilt es, darin etwas zu erkennen und aufzulösen.
Wünsche können auch gefährlich sein. Das ist ebenfalls Thema Ihres Buches. Was sollte man beachten beim Wünschen? Kann man in die Irre geleitete Wünsche korrigieren?
Bevor man einen Wunsch ausspricht, sollte man sich in Ruhe zurückziehen und sich selber bewusst und genau betrachten: Was will ich genau und wieso will ich es? Dabei kann auch jemand helfen, der das Aufgeschriebene gegenliest, der einem bei Unklarheiten Unterstützung gibt, jemand, der fragt: «Wie meinst du das?» Damit formt man eine genaue Vorstellung dessen, was man will. Man muss immer beachten, dass jeder Wunsch, sei er noch so irre, realisiert werden will. Korrektur im eigentlichen Sinn ist schwer möglich.
Sie gehen auch auf Partnerschaften ein und darauf, dass man vielleicht irgendwann nach Jahren erkennt, dass man ein falsches Modell lebt. Oft beruhen Beziehungen auf Kompromissen. Sind Kompromisse im Leben kein gangbarer Weg?
Kompromisse sind definitiv ein gangbarer Weg, wenn man sich nicht zu sehr verbiegen muss und dann später merkt, hoppla, mir gehts nicht gut damit. Das wäre ein fauler Kompromiss. Wenn es mein Herzenswunsch ist, mit einer Person zusammen zu sein, und ich gehe Kompromisse ein, weil es nur so möglich ist, muss ich prüfen, wie weit ich gehen kann, ohne mich und meine eigene Authentizität zu verleugnen. Das zu tun wäre fatal – für einen selbst, den Partner und die Beziehung.
Sie sagen, Partner kann man loslassen, die Familie nicht. Laut den alten Schriften kann man sogar die Familie loslassen und sich ganz dem Göttlichen zuwenden. Wieso geht das laut Ihnen nicht?
Es ist klar, dass man in der Familie (speziell in der Blutverwandtschaft) eine innere Verbundenheit durch Gene, Blut und andere Felder hat. Sich hier zu trennen, ist schwierig. Gehen wir davon aus, dass alles nur Konzepte sind, ist auch hier eine Trennung möglich. Allerdings traue ich den alten Schriften nicht, denn was ist das Göttliche, für das man sich trennen soll?
“Ist man erleuchtet, hackt man Holz bewusst.”
Erleuchtung ist kein anderes Leben, sondern dasselbe in einem anderen Zustand. Das drückt das von Ihnen zitierte buddhistische Wort aus, dass man vor der Erleuchtung Holz hacke und nachher ebenso. Was gewinne ich durch die Erleuchtung?
Ich gewinne Bewusstheit. Vorher hacke ich unbewusst Holz, hinterher bewusst. Gehackt werden muss es.
Ich lese aus Ihrem Buch eine tiefe Verehrung des Dalai Lama. Würden Sie sich als Buddhisten bezeichnen?
Ich würde mich als Ex-Buddhisten bezeichnen. Heute bin ich ein bis zwei Schritte weiter.
Der Buddhismus lehrt, dass man nicht unterscheiden soll, nichts per se gut oder schlecht ist, sondern aus der Unterscheidung Leid resultiert. Widerspricht das nicht dem Wünschen?
Ich vertraue meiner Intuition: Wenn ich beim Wünschen davon ausgehe, dass es besser ist, einen Wunsch zu äussern, weil das Leben dann besser werden wird, widerspricht das dem buddhistischen Denken. Wenn ich aber nur eine Veränderung anstrebe, ist das kein Widerspruch zum Buddhismus.
Es gibt verschiedene Wahrheiten; jeder hat eine eigene, die er finden muss. Wie finde ich meine eigene Wahrheit?
Ich frage mich: Ist das wahr? Ich spüre in mich hinein, und wenn es sich gut anfühlt, könnte es wahr sein. Allerdings steckt die Antwort schon in der Frage: Es gibt keine Wahrheit an sich, es gibt nur ein gutes Gefühl für etwas oder ein merkwürdiges. An den Erfahrungen mit den Dingen wird man seine Wahrheit erkennen.
Quelle:
Yoga! Das Magazin, Ausgabe 6/13.
Udo Grube, geb. 1964, ist weit gereist, um seine Spiritualität in Gesprächen mit Persönlichkeiten zu formen. Auf der Suche nach Selbsterkenntnis und erfüllt vom Wunsch, Grenzen zu überschreiten, hat er hochrangige, spirituelle Meister wie den Dalai Lama interviewt und anerkannte Wissenschaftler wie die Quantenphysiker Prof Hans-Peter Dürr und Amit Goswami.
Foto: (c) Christian Hass
Er hat viele besondere Menschen getroffen wie Fred Alan Wolf, einer der Köpfe im Film ‚The Secret’, und Bestsellerfilme wie „What the bleep do we (k)now?“, mit über 280.000 Zuschauer in Deutschland bereits jetzt einer der 20 meistgesehenen Dokumentarfilmen aller Zeiten, und „For the next 7 Generations – das Bündnis des Rats der 13 weisen indigenen Großmütter“ nach Deutschland gebracht.
Er ist Gründer des Horizon Medienverlages und lebt auf Mallorca. Dort hilft Udo Grube als „Authentic Life Coach“ Menschen im persönlichen Coaching ihren ureigenen Weg zu finden. Mehr darüber hier.
Spiritualität oder Karriere, Göttliches oder Weltliches, Geld oder Askese, östliche oder westliche Philosophie?
Hier gibt es die Antworten!
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Mein Weg zum bewussten Leben
ISBN 9783942880046
Grube, Udo
Verlag HORIZON