Wir alle bekommen immer mal wieder den Ratschlag: “Du musst nur loslassen”.
Ich finde, das ist wahrlich ein guter Hinweis, der sich aber im Alltag als ziemlich schwierig herausstellen kann. Warum ist das so? Das Loslassen bedingt ein Sein in der Zeitlosigkeit, ein Sein in einem Zustand von illusorischem “Stillstand”. Da sich der Mensch meist mit seinem Tun und seinen Gedanken identifiziert, bildet das Gedachte mit den dazugehörigen Emotionen die bewusste Realität. Beobachten wir unseren inneren Dialog, dann fällt uns auf, dass unser Denken immer an die Zeit gekoppelt ist. Wir vergleichen Vergangenes mit Zukünftigem oder umgekehrt. Sogar das Jetzt, der augenblickliche Moment, wird fortwährend Vergangenem oder Zukünftigem gegenübergestellt. Diese gedachten, zeitgebundenen, in der Vorstellung entstehenden Szenarien schaffen unsere Tatsachen und vermitteln uns das scheinbar “lebenswichtige” Gefühl von Lebendigkeit.
Zeitlose Gedankenstille
“Cogito ergo sum”, oder auf Deutsch “Ich denke, also bin ich”, ist wohl der berühmteste Satz des Philosophen René Descartes. Dieses Zitat kann das oben Beschriebene sehr deutlich wiedergeben. Aber ist das wirklich so? Und wenn ich nicht denke, dann bin ich nicht? Was geschieht, wenn wir einmal versuchen, gedanklich die Vergangenheit und die Zukunft ruhen zu lassen? Gibt es dann noch Gedanken, denen wir unsere Aufmerksamkeit schenken können? Ist es dann nicht so, dass es schlagartig still wird und der innere Dialog verstummt? Habe ich dann tatsächlich aufgehört zu existieren? “Ich denke nicht mehr, also bin ich nicht mehr?” Oder verdeutlicht mir dieser Zustand erstmals, was ich eigentlich wirklich bin? Nämlich die Kraft, die hinter meinen Gedanken steht – das “Etwas”, das das Denken überhaupt möglich macht? Benötigen wir unser Denken, um zu verstehen, wer wir wirklich sind? Oder schafft der Zustand des “Nichtdenkens” die wahrhaftige Entschlüsselung unserer echten Wesensart? Sodass Zeit und Raum ineinanderfließen und somit das Loslassen automatisch passieren darf?
“Lasse den ‘Faktor Zeit’ gedanklich hinter Dir.
Denke nicht mehr über Vergangenes oder Zukünftiges nach, sondern stelle das ‘Jetzt’ in den ‘Augenblick’.
So gelangst Du aus dem ‘Gelebtwerden’ in das ‘Bewusst-Leben’.
Es entsteht Unendlichkeit.”
Die eintretende Stille, der Denkstopp, ist ein Erleben auf eine neue Art und Weise. Die permanenten, plappernden Stimmen in unserem Kopf schweigen. Das Denken verstummt. Wir fühlen uns alleine gelassen, fast schon einsam, niemand spricht mit uns. Wir sind einfach nur. Zeitlos. Das Sein tritt in den Vordergrund, in unsere Wahrnehmung. Die Stille kann anfangs beängstigend sein. An diesen wohltuenden Zustand muss man sich zuerst gewöhnen.
Durch das Ruhigstellen des Geistes bieten wir der Seele die Chance, auch mal zu Wort zu kommen. Die Seele spricht sehr leise, sie flüstert, sagt nur dann etwas, wenn sie etwas Wichtiges zu sagen hat. Sehr, sehr oft, wenn nicht sogar andauernd, wird sie von dem Gezanke und Geplapper des Egos und Verstandes übertönt. Wir sind so beschäftigt, die Vergangenheit und die Zukunft in unserem Kopf zu analysieren und zu besprechen, kauen Probleme immer wieder durch und notieren zwischendurch noch ein paar Dinge auf unserer geistigen To-do-Liste, damit auch ja nichts vergessen geht. “Denken sollte man permanent, sonst könnte man ja versehentlich vergesslich werden”. Aber wenn es uns gelingt, die Stille Stille sein zu lassen und wir das Analysieren unterbinden, werden wir erkennen, dass es viel mehr ist. Dass es in diesem scheinbaren Nichts etwas gibt, etwas sehr Großes, Einzigartiges. Einen Raum, eine Dimension, die Wichtiges von Unwichtigem zu trennen vermag. Dieser Ort, dieses “Etwas”, dieses Sein, ist die Kommandozentrale, aus der alles entsteht, gesteuert und koordiniert wird. Die Brücke, das Hauptquartier, die Operationszentrale, eine speziell eingerichtete “Örtlichkeit”, aus der Vorgänge zentral gesteuert und koordiniert werden.
Buchtipp: Bewusst Sein – Nutze Dein Potenzial
von Caroline Raimondi
Wenn Du genau hinfühlst, wirst Du erkennen, dass sich Dein Körper in Deiner Seele befindet und nicht ‘wie gedacht’ umgekehrt.
Sobald wir uns mit dem “Nichtdenken” anfreunden, längere Sequenzen in der Zeitlosigkeit zu durchleben vermögen, wird sich (bildlich gesprochen) eine geistige Öffnung auftun. Wie eine nicht ganz zugezogene Tür, durch die unsere Intuition zu uns hereindringen darf. Die Intuition ist die Sprache der Seele. Die Tür ist gleichzusetzen mit unserem Denken. Je mehr wir in einem zeitlich orientierten Denkmechanismus gefangen sind, also je nachdem, wie viel Aufmerksamkeit wir unserer Vergangenheit oder Zukunft schenken, desto schmäler ist die Öffnung zwischen der Tür und dem Türrahmen.
Wir können uns diesen Durchgang auch als Kanal oder Leitung vorstellen oder als drahtloses, lokales Netzwerk. Ist also unser W-LAN überlastet mit Denksport und unzählige Gedanken schießen durch das virtuelle Netzwerk hindurch, dann kann uns die Intuition nicht erreichen. Sie findet keinen Weg zu uns, die «Bahnen» sind besetzt, es herrscht reger Verkehr und Stau in unserem Denk-Straßen-Netz. Der Zugang ist komplett überlastet. Wir befinden uns in der Rushhour. Vielleicht bilden wir zwischendurch eine Rettungsgasse, dann kommt einmal ein kurzer Hinweis bei uns an. Dieser flackert auf, wird anfangs freudig wahrgenommen, bis sich dann der Verstand wieder dazu gesellt und mit der Fragerei beginnt. Und schon ist die Straße wieder verstopft. Denn der Verstand fragt unheimlich gerne, am liebsten spricht er in Fragen. Eine nach der anderen. Kaum geben wir ihm eine Antwort, kommt schon die nächste. Und diese wird erneut von einer weiteren abgelöst. Wenn wir also 30, 40 oder 60 Jahre an dieses Frage-Antwort-Dasein gewohnt sind, ist es mehr als verständlich, dass uns das Gegenteilige falsch oder unwirklich vorkommt. Ich kann aber an dieser Stelle sagen, es ist einfach nur ungewohnt, wir sind damit noch nicht vertraut. Nichts zu denken ist eine neue Erfahrung für uns. Denken empfinden wir als sehr wichtig. Wir identifizieren uns mit unserem Denken. Denn unsere Gedanken sind es, die unser Dasein formen und ausmachen. Wir sind aber nicht unser Denken, wir sind das, was das Denken vollzieht. Das, was sich hinter unseren Gedanken befindet. Die noch unbewusste Kommandozentrale, die sagt, welche Gedanken ihren Lauf nehmen dürfen und welche nichts im Netz zu suchen haben.
Solange wir uns gedanklich in den unterschiedlichen Räumen der Zeit bewegen, gelingt es uns nicht, die wahre Beschaffenheit von Leben in Raum und Zeit zu begreifen. Die Zeit ist eine Illusion. Denn wenn wir einmal darüber nachdenken, welche Zeit wirklich existiert, dann ist es nur dieser eine kurze Augenblick. Das Jetzt. Und im nächsten Moment das erneute Jetzt. Wir können nur das “Jetzt” erleben, alles andere geschieht in unserem Kopf.
Vergangenheit und Zukunft sind Produkte des Denkens.
Die Vergangenheit beinhaltet unsere Erfahrungen, Erlebnisse und die dazugehörigen, verinnerlichten Emotionen. Dieses Gefüge hat sich in unserem Körper, in den Zellen festgesetzt. Anhand von diesem Erlebten definieren wir das Leben, wie Leben funktioniert, welche Ursachen welche Wirkungen haben. Wir wissen, wie sich unterschiedliche, abgespeicherte Erfahrungen anfühlen, haben ein inneres fixes Bild, eine Vorstellung, die wir als Realität und Tatsache akzeptieren. Wir haben es über all die Jahre in unser Inneres oder in unseren Kopf programmiert, nun ist es unsere Realität und wir gehen davon aus, dass es anders nicht sein kann. Es handelt sich um unsere Weltanschauung, um unsere Überzeugung, um unsere Persönlichkeit.
Viele Menschen halten diese Gewissheiten bis an ihr Lebensende fest. Sie versuchen, ihr Leben bestmöglich zu meistern, handeln immer nach denselben Mustern und geben sich dieser Illusion einfach hin. Sobald ein ungutes Gefühl aufkommt oder etwas nicht mehr so ist, wie sie sich das vorstellen, also mit den im Kopf abgespeicherten Überzeugungen nicht übereinstimmt, werden sie aktiv und versuchen das Problem im Außen zu lösen. Sie reagieren reflexartig, automatisch, stets nach dem gleichen Schema.
In der hawaiianischen Huna-Philosophie gibt es eine Methode, die als “Vergangenheit verändern” bezeichnet wird. Sie geht ebenfalls davon aus, dass unsere Vergangenheit für die momentanen negativen Emotionen verantwortlich ist. Diese Praktik soll jeden Menschen auffordern und motivieren, seine Vergangenheit in den Erinnerungen zu ändern, also den belastenden Erfahrungen andere Gefühle und Emotionen zuzuordnen. Sie mit positiven und liebevollen Erinnerungen behaften. Alte mit neuen überschreiben.
Gibt es etwas, das uns daran hindert, Vergangenes in unserem Inneren zu ersetzen? Den Ausgang einer belastenden Erinnerung zu verändern, sie gedanklich positiv ausgehen zu lassen? Natürlich ist es nicht so, dass die bisherigen Erinnerungen einfach verbannt und ausgelöscht werden sollen. Nein, sie bleiben bestehen, verändern aber ihre Beschaffenheit, sie wechseln von Erinnerung zu Weisheit, auf die wir dann unser Leben lang zugreifen können, mit Dankbarkeit, weil uns das Leben diese Erfahrungen zur Verfügung gestellt hat und wir dank ihnen zu weisen Erkenntnissen gelangen durften.
Buchtipp: Bewusst Sein – Nutze Dein Potenzial
von Caroline Raimondi
Alle unsere Emotionen und Gefühle sind das Resultat unserer Erfahrungen, sie sind Teile unserer Persönlichkeit.
Indem wir im Jetzt, also in der Gegenwart, unser wahres Ich erfassen und dabei erkennen, dass sie nicht “Ich” sind, sondern ein Konstrukt unseres Denkens, können wir unsere Lebenssituation aus einer distanzierten und neutralen Position betrachten. Wir werden zum Beobachter unser selbst. Wir nehmen uns aus der üblichen Normalität heraus, wechseln unseren Blickwinkel, und die bisherigen Gedankengänge werden deshalb unterbrochen und verändert. Es geht nicht darum, dass wir Vergangenes aufarbeiten oder analysieren, denn dann würden wir ja all die dazugehörigen Emotionen und Gefühle weiter fördern und verstärken. Wir würden ihnen ihre Berechtigung zusprechen und sie somit als richtig und durchaus erlaubt akzeptieren. Nein, es geht darum, dass wir uns als Person betrachten, uns einmal beobachten, wie wir in der Vergangenheit auf gewisse Umstände reagiert haben. Nicht wertend, nicht analysierend, einfach nur beobachtend. Ob es sich um positive oder negative Situationen handelt, spielt keine Rolle. So erkennen wir, was wir mit schönen und was wir mit unangenehmen Emotionen und Gefühlen verknüpfen. Mit diesem Vorgehen wird es uns gelingen, einzelne Elemente unserer Persönlichkeit zu beleuchten. Wir erkennen uns selbst. Wir lassen die Zeit hinter uns, gelangen auf diesem Weg in die Zeitlosigkeit und das Loslassen geschieht automatisch.
Die Zeitlosigkeit ist der Schlüssel, die bedingungslose Liebe der Treibstoff. Wir brauchen keine Hilfsmittel, denn wir haben alles in uns, was wir benötigen. Je mehr Menschen ihr wahres Ich erkennen und dieses mutig leben, desto harmonischer und glücklicher werden wir alle in eine wundervolle Zukunft gehen. Die Welt befindet sich in einem Wandel, die Energien formen sich neu und zeigen uns den Weg. Auch wenn wir es momentan im Außen noch nicht erkennen können, spüren wir vielleicht, wie magisch diese aktuelle Phase ist. Das Bewusstsein vieler Menschen wächst, sie erkennen, dass es nun an der Zeit ist, sich die Frage über den Sinn des Lebens zu beantworten.
Gelingt es uns, die Zeit hinter uns zu lassen, wird sich die Dualität auflösen, das Mangeldenken verschwindet, alles ist plötzlich mühelos und fließend. Unsere innere Stimme, unsere Intuition führt uns und wir sind voller Vertrauen, Liebe und Frieden. Die bedingungslose Liebe gelingt uns auf einmal spielend und wird ein Teil von uns. Wir nehmen nichts mehr persönlich, weil wir unsere Person, unsere Maske ablegen konnten und im wahren Sein angekommen sind. Wir haben die Zeit überwunden und leben im Jetzt. Uns gelingt es, den Fokus nur noch auf Dinge zu richten, die wir auch wirklich wollen. Nämlich Lebensinhalte, die uns ausfüllen und glücklich machen. Die Nähe zu allem und jedem rückt in den Vordergrund, das Wohl aller Beteiligten bestimmt (ohne Anstrengung) unser Dasein.
Wir dürfen mutig und gleichzeitig verletzlich sein. Wir werden es nicht bereuen, es ist an der Zeit, dass wir unser Leben selber in die Hand nehmen und uns unseren Möglichkeiten öffnen. Das Leben ist so wundervoll, so paradiesisch und wohlwollend – trauen wir uns, UNSEREN Weg einzuschlagen.
Setzen wir einen Fuß vor den anderen, beobachten neugierig, was dabei geschieht, und wundern uns über die Wunder, die sich uns zeigen. Es ist so viel mehr da, als wir mit unseren Augen erkennen können, wir sind umgeben von undenkbaren Möglichkeiten und Vollkommenheit. Gehen wir einen Schritt zur Seite, verändere unseren Blickwinkel, beobachten und überwinden wir die Zeit. Dann wird sich der Schleier lüften und wir gleiten sanft in die wahre Wirklichkeit.
Wenn Du Deiner Intuition folgst, bekommt ‘Loslassen’ eine ganz neue Bedeutung.

Die Autorin
Caroline Raimondi, Jahrgang 1976, lebt mit ihrem Sohn in der Nähe von Zürich.
2014 entdeckte sie ihre Liebe für das Schreiben. «Bewusst Sein – Nutze dein Potenzial» ist bereits ihr viertes Buch. Parallel zum Schreiben, führt Caroline Raimondi Menschen an das bewusste Sein heran und begleitet sie auf der Suche nach dem Plan ihrer Seele. Dabei helfen ihr in vielen Fällen auch die Pferde. Im Beisein dieser wundervollen Wesen, gelingt es dem Menschen oftmals leichter, sich an seine wahre Natur zu erinnern. Die Autorin folgt ihrem Seelenplan – die Intuition ist ihr Kompass, welcher sie spielend durch die Faszination «Leben» navigiert.
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Wenn ich nicht denke, bin ich im Sein. Im So Sein, bin ich der wahren Quelle viel näher. Wer denkt und wer ist? Schönes Thema gut aufgegriffen. Danke! Ich kann nicht loslassen, wenn ich nicht vorher wirklich annehmen kann.
Ich habe ebenfalls ein Buch zu diesem Thema geschrieben: “Unser Gehirn – das Tor zum kollektiven Bewusstsein”. Das Buch ist im Selbstverlag bei Amazon verlegt. Bei Interesse schenke ich Ihnen gerne das PDF. Hier eine kurze Beschreibung.
Schon der Philosoph René Descartes sagte bereits um 1600: „Ich denke, also bin ich“. Die Neurowissenschaften bestätigen heute, dass etwa 70.000 Gedanken täglich durch unser Gehirn geistern. Nur etwa 3.000 davon nehmen wir bewusst wahr. Hinzu kommt, dass von den 67.000 unbewussten Gedanken etwa 90 % Wiederholungen der letzten Tage sind. Ihr unterbewusstes Denken ist entweder in der Vergangenheit oder aber in der Zukunft. Das kann sich entweder in Depression, Pessimismus, Verstimmung oder in der Zukunft durch Sorgen und damit Stress äußern. Stellen Sie sich einmal vor, was das für Ihr Leben bedeutet?
Eine weitere Zahl, die uns erschrecken sollte, aber in unserem täglichen Verhalten sichtbar ist. 95 % unseres Verhaltens wird unbewusst gesteuert. Nur 5 % unseres Verhaltens ist bewusst und planvoll eingesetzt. Achten Sie einmal darauf, wie präsent Sie, also im Moment, sind. Was nehmen Sie aus ihrem Umfeld wahr, wie häufig sind Sie manchmal gedanklich abwesend? Unser Denken ist die Ursache für unser Verhalten! Aber auch unser unterbewusst angestoßenes Verhalten ist sinnvoll, da lebenserhaltend. Lebenserhaltend ja, weil es uns in unsere Einzigartigkeit und EGO bestätigt aber nicht immer förderlich für unsere Beziehungen ist. Sicher ist Ihnen schon das eine oder andere Mal passiert, dass Sie nach einer Aussage gedacht haben, das hätte ich auch anders sagen und damit einen Konflikt bzw. eine Auseinandersetzung hätten vermeiden können. Unser Unterbewusstsein meint es immer gut mit uns, es will uns schützen und ist damit lebenserhaltend. Unser vegetatives Nervensystem steuert alle unsere Körperfunktionen im Automatikmodus. Wir müssen nicht darüber nachdenken, ob unser Herz das Blut durch unseren Körper pumpt, unsere Verdauung auch richtig funktioniert oder ob wir genügend atmen. Viele unserer neu gelernten Verhaltensweisen gehen nach einiger Übung ins Unterbewusstsein über und machen damit Kapazität in unserem Gehirn für neue Wahrnehmung frei und führen letzten Endes dazu, dass wir mit unserer Energie sparsam umgehen.
Können Sie sich vorstellen, was es bedeuten würde, wenn Sie ihr Denken und damit ein wesentliches Element ihrer Persönlichkeit verstehen könnten? Sie wären dann freier in ihrer Wahrnehmung, präsent im Moment und im Ergebnis zufriedener. Wenn ich mein Denken verstehe und einen Teil meiner unbewussten Gedanken bewusst wahrnehmen kann, werde ich gelassener und damit erfolgreicher. Und wer will das nicht sein?
Mit diesem Buch zeige ich Ihnen auf, wie ihr Denken funktioniert. Was Sie tun können, um unbewusste Gedanken in ihr Bewusstsein zu holen und damit erfolgreicher in ihrem Umfeld zu agieren. Ich zeige Ihnen auf, wie Sie ihre Intuition und Ideenreichtum aus dem Feld aller Möglichkeiten aktivieren, achtsamer werden und besser wahrnehmen. Der Erfolg wird sichtbar. Beginnen Sie mit mir eine spannende Reise durch das Labyrinth ihres Denkens.
Ein paar erforderliche Worte gegen den Missbrauch (von René Descartes und seinem titelgebenden Satz).
Ganz zunächst reduziert Descartes das “cogito“ im genannten Satz keineswegs auf das, was hier als Denken übersetzt wird. Wer seine Arbeiten zu Erkenntnistheorie gelesen hat, der weiß, dass er – und das formuliert er regelmäßig – damit sämtliche kognitiven Tätigkeiten meint, die einen Rückschluss auf das Ich, Selbst, kognitiv tätige Sein ermöglichen: von fühlen bis hin zu zweifeln und denken. “cogito“ ist lediglich die Menge dieser gegenwärtigen Fähigkeiten und Erfahrungen in einen Begriff gepackt, und diesen Begriff wählt er, weil sämtliche Wahrnehmung für ihn letztlich ein Geistesakt ist.
Der Anlass, wie er zu dem Satz kommt, ist seine Suche nach gesicherter Erkenntnis, und die einzige gesicherte, sinnvoll nicht zu bezweifelnde Erkenntnis ist: “wenn ich fühle, denke, zweifel usw., nehme ich mich selbst wahr. Ich denke, also bin ich. Daran ist nichts sinnvoll auszusetzen, denn selbst wenn ich an der Aussage zweifel, bin doch ich es, der zweifelt. Also muss der Satz wahr sein.“
Damit ist weder schon gesagt, dass “ich“ zu sein aufhört, sobald nicht mehr gefühlt, gedacht, gezweifelt wird – lediglich die Selbstgewissheit und Unbezweifelbarkeit geht mangels Selbstbewusstsein verloren -, noch sei damit gesagt, was dieses “Ich“ sein soll.
“Cogito, ergo sum.“ gilt nur für das gegenwärtig kognitiv tätige “Subjekt“, weil es sich darin seiner selbst bewusst wird. Es ist kein Beweis für, noch eine wahre Aussage in Bezug zu früheren oder späteren “Denkvorgängen“, oder für derartige Vorgänge oder “Geist“ in Dritten – denn der Mensch gegenüber könnte ebenso eine bloße Maschine sein, die einen Menschen simuliert.