Das tun Menschen für Menschen – doch wieso wird so wenig darüber berichtet??
Die in diesem Beitrag vorgestellten Menschen und Projekte stehen stellvertretend für die vielen Menschen in Europa, die sich Menschlichkeit und Mitgefühl bewahrt haben und dies in ihrer eigenen Art und Weise zum Ausdruck bringen. Sie sind die wahrhaftigen Helden des Flüchtlingsdramas. Jeder Einzelne von ihnen verdient Hochachtung und Respekt – für seinen Mut, seinen Einsatz, seine Spenden, seine Gebete, seine Worte und Gesten.
Einer dieser Helden ist der Christopher Catrambone,1981 geboren, in Louisiana, USA, Er fährt mit der Phoenix über das Mittelmeer, weil er findet: Niemand verdient, dort zu sterben. Im Herbst letzten Jahres waren er und seine Frau zwei Monate lang unterwegs, um Flüchtlinge zu retten, seit Mai sind sie wieder unterwegs, auf ihrer zweiten Mission.
Wieso er das tut? Eigentlich eine überflüssige Frage. Die Zahlen der UNHCR sprechen für sich: Seit 2000 sind mehr als 25.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Allein im vergangenen Jahr waren es 3.500 Menschen. In diesem Jahr ertranken bereits 2.300 Menschen im Mittelmeer. Dies sind die „offiziellen“ Zahlen. Wie viele Menschen es tatsächlich waren bleibt eine Vermutung. Das Mittelmeer, Magnet für Menschen auf der Suche nach Auszeit und Erholung und Endstation flüchtender Menschen. Ein Friedhof der Hoffnung.
Doch für Cristopher Catrambone ist es aus zwei Gründen auch eine sehr persönliche Mission.
Er selber hat nach dem verheerenden Hurrikan Katrina im Jahr 2005 sein Land verlassen und sich eine neue Existenz aufgebaut. Er weiß, wie es ist, sich fremd zu fühlen und wieder ganz von vorne anzufangen.
Als er dann während einer Kreuzfahrt eine blaue Jacke im Mittelmeer treiben sah und nachfragte, was hier geschehen sei bekam er die Antwort: „Da hat es einer nicht geschafft.“ Dieses Erlebnis berührte ihn so intensiv, dass er sich ab diesem Zeitpunkt der Rettung von Menschen auf dem Mittelmeer verschrieben hat.
Mit seinem Geld hätte er auch ein Waisenhaus bauen oder Kindern in Afrika helfen können. Er hätte auf jeden Fall mehr Verständnis und Anerkennung bekommen. Flüchtenden Menschen zu helfen rangiert in der Wertschätzung in den untersten Rängen. Das bekommen Christopher Catrambone und seine Frau nicht selten zu hören und zu spüren.
Doch Christopher Catrambone lebt seine Mission weiter: Er spricht von anderen Schiffen: “Wir brauchen noch größere Schiffe, schnellere Schiffe, mehr Schiffe. Wir lieben einfach Schiffe.“
Sie sammeln Spenden. Ein deutscher Unternehmer, der 1961 selbst aus der DDR flüchtete, hat 180.000 Euro zugesagt. Christopher Catrambone hofft, dass weitere Unternehmer seinem Beispiel folgen werden.
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Mahmoud Dahi und seine Töchter Sherin und Yasmin gelang es mit Unterstützung von Spenden ihren Verein Spendahilfe e. V. zu gründen.
Seit Oktober 2012 unterstützen sie mit zahlreichen Hilfsaktionen Menschen in Syrien, die Opfer des seit vier Jahren herrschenden Krieges sind. Mahmoud Dahi selbst ist vor vielen Jahren aus Syrien geflüchtet.
Während Mahmoud Dahi vollbepackt mit zahlreichen Sachspenden in die Krisengebiete fährt, organisieren seine Töchter die Reisen in Deutschland. Innerhalb von knapp drei Jahren gelang es ihnen mehrere Projekte in der angrenzenden Türkei ins Leben zu rufen. Ein Waisenhaus, einen Kindergarten, Wohnungen für Familien und eine Frauenwerkstatt.
In dieser Frauenwerkstatt erlernen syrische Mütter handwerkliche Fertigkeiten und stellen kleine, glückliche Puppen her, während ihre Töchter und Söhne im Kindergarten betreut und gefördert werden.
Den Puppen gaben die Frauen den Namen „Freedolls“. Hinter jeder Puppe steckt eine Geschichte, denn viele Frauen verarbeiten während ihrer Handarbeit ihre traumatischen Erlebnisse im Krieg und auf der Flucht. Jede Puppe steht für die Hoffnung auf ein besseres Leben für die eigenen Kinder.
Die „Freedolls“ werden als Fund-Raising genutzt. Spender können eine Puppe auf Spendenbasis beziehen, der Erlös fließt direkt in die Arbeit vor Ort. Jede Puppe geht mit einer kleinen Besonderheit auf die Reise: Alle Freedolls haben eine kleine Umhängetasche, in der ein kleiner Zettel mit dem Namen der Frau steckt, die ihre persönliche Geschichte in eine Puppe verwandelt hat.
Mahmoud Dahi ist es wichtig gespendete Hilfsgüter stets persönlich in die syrischen Krisengebiete und Lager zu bringen.
Auf einer seiner Reisen begleitete ihn Hubertus Koch.
Hubertus Koch war 24 Jahre jung und dachte er fährt „mal eben“ für ein paar Tage mit nach Syrien. Innerhalb von nur fünf Stunden in diesem Land wurde sein bisheriges Weltbild auf den Kopf gestellt. Entstanden ist ein Film, eine Dokumentation, die aufrüttelt, irritiert, berührt. „Süchtig nach Jihad“ trifft uns mitten ins Herz. Am 11.08.2015 wurde ein Zusammenschnitt seiner Dokumentation im WDR gezeigt. Die Uncutversion ist auf seiner Website „Süchtig nach Jihad“ und auf youtube zu finden.
Und da gibt es noch die vielen, vielen Menschen, die tagtäglich ehrenamtlich ihre Unterstützung anbieten. In manchen Dörfern schließen sich Bürger zusammen und organisieren Hilfe. Familien, die sich auf eigene Faust um die geflüchteten Menschen kümmern. Menschen, die sich als Babysitter zur Verfügung stellen oder bei den Behördengängen als Dolmetscher fungieren. Menschen, die Kleider und Nahrung spenden, Kinder, die ihr Spielzeug verschenken. Busfahrer, die Neuankömmlinge über Mikrofon willkommen heißen, Nachbarn, die Fahrräder zur Verfügung stellen, Kennlerntreffen organisieren und Menschen, die ihren Wohnraum mit Ankommenden teilen.
Wer diese Menschen sind haben Forscher der Humboldt Universität Berlin und der Universität in Oxford für das”Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung” in Berlin untersucht und die Studie im April 2015 veröffentlicht.
“Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit leben vor, wovon Politiker seit einigen Jahren gerne reden, nämlich den Wandel hin zu einer Willkommensgesellschaft in Deutschland”, so Studien-Mitautor Herhat Karakayali.
2012 wurde die EU für ihren Einsatz für Frieden, Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte in Europa mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Die größte Errungenschaft der EU sei „ihr erfolgreicher Kampf für Frieden, Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte.“
Doch es scheint, als schütze die EU vorwiegend ihre Grenzen anstatt Menschen.
Und während sich die EU in Diskussionen, „wie sie das Flüchtlingsproblem lösen kann“, verliert, beweisen diese Menschen, dass Engagement und Mitgefühl tragfähige Unterstützung bewirken kann.
Diese Menschen senden Hoffnungsfunken in die Welt und zeigen, dass ein Miteinander in Frieden möglich ist.
Quelle:
Christopher Catrambone: http://www.christophercatrambone.com
http://www.zeit.de/2015/18/fluechtlinge-seenot-rettung-millionaer-christopher-catrambone/seite-2
Spendahilfe e. V. – http://spendahilfe.de
Facebook: https://www.facebook.com/spendahilfe?fref=ts
Hubertus Koch – http://www.hubertus-koch-medien.de/suechtig-nach-jihad/
Offizielle Website zum Film: http://www.suechtig-nach-jihad.de
WDR 1 – Mediathek: http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/hier_und_heute/videosyrieneinschwarzesloch104.html
Fakten:
Zur Flüchtlingskrise – kurz, einfach, verständlich – Spiegel.de
UNHCR
http://europa.eu/about-eu/basic-information/eu-nobel/index_de.htm
http://www.unhcr.org/558193896.html
http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-04/fluechtlinge-opfer-mittelmeer
http://www.zeit.de/schlagworte/themen/fluechtlingslager/index
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fluechtlinge-deutschlands-stille-helfer-a-1028929.html
http://www.bim.hu-berlin.de/media/2015-05-16_EFA-Forschungsbericht_Endfassung.pdf