Weltweit muss unser Planet gegen ein enormes Korallensterben kämpfen. Besonders vor den Küsten verschiedenster Länder leiden die bunten Nesseltiere unter den negativen Auswirkungen meist unnatürlicher Einflüsse. Vor der Insel Oʻahu haben Forscher jetzt jedoch entdeckt, dass die bunten Korallenriffe sich wieder erholen.
Korallenriffe haben es nicht leicht
Korallen sind enorm empfindliche Lebewesen und benötigen viel Licht, um sich über die Fotosynthese vermehren zu können. Zu warmes, zu kaltes, zu salziges, verschmutztes Wasser oder unachtsame Menschen jedoch, haben dazu geführt, dass die farbigen Nesseltiere weltweit abgestorben sind. Zurück bleibt eine karge Sandlandschaft, ohne wirklichen Lebensraum für andere Lebewesen.
Darüber hinaus macht den besonderen Lebewesen auf Hawaii aber noch ein anderer Umstand das Überleben schwer. Und zwar Algen…Vor einigen Jahrzehnten wurde eine invasive Algenart aus Südostasien nach Hawaii importiert, weil Forscher herausfinden wollten, ob diese Algenart sich als Lieferant von Kosmetik- und Lebensmittelzusätzen eignet. Die Forscher sind nicht davon ausgegangen, dass sich die Algenart in diesem Gebiet vermehren kann. Damit lag man jedoch falsch. So Hank Lynch von der Naturschutzorganisation “the Nature Conservancy”.
“Das Zeug übernimmt das ganze Ökosystem.”
Die Algen wachsen und verbreiten sich viel zu schnell und überlagern dann die Korallen, sodass diese nicht mehr genug Licht bekommen.
Die Verschmutzung nimmt zu
Dazu kommt aber auch noch die Belastung durch Verschmutzung, beispielsweise durch Abwasser und Schmutz, welche hauptsächlich dadurch entstand, da zwischen 1930 und 1970 die Küste für den Fremdenverkehr erschlossen wurde. 95 % des Riffs wurden dadurch zerstört. 1978 jedoch kam die Rettung, indem das Abwassersystem verbessert wurde und die Korallen nach und nach zurückkamen. 20 Jahre hat es gedauert, bis sich die empfindlichen Nesseltiere wieder auf bis zu 50 – 95 % erholt hatten. Was die Forscher dabei allerdings am meisten erstaunt, ist die Tatsache, dass die Korallen sich so gut und schnell erholen, obwohl das Wasser der Bucht mittlerweile wärmer und salziger ist.
Was wird gegen den Algenbefall unternommen?
Um die Korallen in der Kane’ohe Bay wieder ins Leben zu holen, haben Hank Lynch und sein Team 2012 ein System entwickelt, welches sie zuversichtlich den „Supersucker“ nennen. Dieses System besteht aus einer Art überdachtem Floß. Das Floß wiederum beherbergt zwei benzinbetriebene Wasserpumpen, welche an einem Saugschlauch angeschlossen sind. Der Saugschlauch saugt alle Algen in seiner Umgebung auf und befördert diese direkt auf das Deck des Floßes. Dort werden die Algen dann auf einem Gittertisch gesammelt. Im Prinzip funktioniert das Ganze nicht anders, wie der Staubsauger, den wir in unserem Wohnzimmer verwenden.
Natürlich muss aber auch hier Vorsicht geboten sein, da der „Supersucker“ die empfindlichen Korallen leicht verletzen könnte. Aus diesem Grund begibt sich ein Taucher mit auf Reinigungsmission und rupft die Algen per Hand von den Korallen, um dann damit den „Supersucker“ zu füttern. Im Anschluss füllt Hank die Algen in Plastiksäcke, um diese dann an Farmer der Region weiterzugeben, die die Meerespflanzen gerne als Dünger verwenden.
Hank Lynch und sein Team haben sich aber noch weitere Hilfe mit ins Boot geholt, und zwar die einheimischen Seeigel, welche äußerst gerne Algen fressen. Der Staat Hawaii hat sogar eigens für die Säuberung etwa 200.000 Exemplare der stacheligen Meeresbewohner im Labor großziehen lassen. Diese Seeigel sollen auf den Korallenriffen ausgesetzt werden, welche Hank und sein Team bereits mit dem „Supersucker“ bearbeitet haben.
Gesunde Korallenriffe sind ein Muss!
“Die Seeigel fressen am liebsten diese invasive Algenart”, „Sie fressen alle Algen auf, die den Menschen entgangen sind.“
sagt Hank Lynch im Gespräch mit der DW-Reporterin Brigitte Osterath.
Korallenriffe vor Oʻahu gelten als widerstandsfähig und lassen Forscher staunen
Christopher Jury, Meeresbiologe an der Universität von Hawaii, und Leiter der Forschungsabteilung, sagt:
„Wir werden nicht jede Koralle und jedes Riff retten können – viele sind bereits total zerstört – aber wir können verhindern, dass wir alle verlieren werden.“
Er und sein Team haben vor kurzem herausgefunden, dass es vor der Insel Oahu eine Gruppe von „Superkorallen“ gibt, die dem wärmeren und salzigeren Wasser trotzen, und sich entgegen aller Erwartungen prächtig entwickeln. Jury und sein Team haben herausgefunden, dass sich diese Art der Korallen sogar nach einer bis zu 30 Jahre langen Verschmutzungsperiode erholen können. Die Forscher sind also zuversichtlich und gehen davon aus, dass sich der Großteile der Korallenriffe rund um Hawaii wieder erholen wird.
„Ich begann zu realisieren, dass die Temperatur und chemische Zustände in der Bucht denen sehr ähnlich sind, bei denen die Wissenschaft behauptet, dass sie Korallenriffe weltweit zerstören würden“.
So Jury. Und um das Ganze noch genauer zu untersuchen, sammelten die Forscher Äste dreier dominierenden Korallensorten aus dem Korallenriff. Diese Äste wurden anschließend im Labor in warmes, salzhaltiges Wasser gelegt. Nach 5 Wochen fanden die Forscher heraus, dass die Korallen aus der Käne´s Bay doppelt so widerstandsfähig waren wie die aus der Waumänalo Bay.
Nicht alle Korallenarten sind so widerstandsfähig
Hank Lynch ist der Meinung, dass die Korallenriffe in der Käne´s Bay, absehen von dem Befall der invasiven Algen, noch sehr gut und gesund aussehen. Im Gegensatz zu Korallenriffen, beispielsweise auf den Malediven oder thailändischen Inseln, wie Koh Phangan.
Generell betrachtet sieht die Zukunft für alle Korallen rund um den Globus düster aus. Der Befall von Algen sei da noch das kleinere Problem. Problematischer gestalte sich der Umgang mit der Korallenbleiche. Diese entsteht durch den Klimawandel, welcher das Wasser aufheizt, während es gleichzeitig saurer wird.
Laut Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen haben wir bereits ein Viertel unserer Korallenriffe verloren, wobei Forscher davon ausgehen, dass diese Angabe in den nächsten zehn Jahren um 15 % steigt, wenn nichts passiert.
Diese Beiträge könnten Dich auch interessieren:
Power to Change – die Energierebellion
Altkleider Tonne – Gerade mal 10 Prozent landen bei bedürftigen Menschen
Saubere Energie? Forscher gewinnen Wasserstoff aus Meerwasser