Wir wissen längst: Gute Laune kommt aus dem Darm! Doch im Darm werden auch Substanzen gebildet, die die Gefäße verhärten und Herzinfarkte zur Folge haben! Das feine Nervengeflecht in unserem Bauch sendet Botenstoffe ins Gehirn, die unsere Gefühle beeinflussen. Umgekehrt können sie natürlich auch für schlechte Stimmung sorgen – wenn zum Beispiel zu wenig vom “Gute-Laune-Hormon” Serotonin gebildet wird. Viele Billionen Kleinstlebewesen, die als Mikroorganismen ihre tägliche Arbeit verrichten haben somit ganz unterschiedliche Aufgaben und Funktionen.
Die Wissenschaft ist extrem neugierig und forscht akribisch an diesen Zusammenhängen. Denn nun hat man auch herausgefunden, warum und auf welche Weise die Darmbakterien für den gesundheitlichen Zustand verantwortlich sind. Und die dabei besonders gute Nachricht: Wir können auch hier über unsere Nahrung darauf Einfluss nehmen!
Bestimmte Inhaltsstoffe der Lebensmittel haben großen Einfluss auf die Bakterien – sie bilden entsprechende Substanzen, die gut oder aber gefährlich für uns sind. Bei letzterem sind Gefäßverhärtungen und damit später Gefäßerkrankungen und Herzinfarkte die Folge – egal ob Mann oder Frau. Es gibt zum Glück aber diejenigen Mikroben, die ausschließlich gut und förderlich für uns sind und Gefäßverhärtungen vermeiden. Und diese sind meistens in der Überzahl. Und das ist auch gut so. Eine sinnvolle Einrichtung der Natur! 😉
Willkommen in der Bauch-WG!
Die in uns lebenden Miktoorganismen haben fast “menschliche” Züge: Sie reagieren negativ auf Stress, bilden Kooperationen und Gemeinschaften, konkurrieren ums “Essen” und sind sehr empfindlich, wenn das Gleichgewicht gestört wird. Medikamente (Stichwort: Antibiotikamissbrauch) und Fast-Food sind solche Störenfriede!
Sie sind also für viel mehr zuständig, als “nur” eine gesunde Darmflora und eine gute Verdauung zu ermöglichen. Früher war alles anders: Wir haben öfters mal gehungert, nicht immer alles greifbar zum Essen vorgefunden. Heute leben wir im Kalorienparadies – und das wird uns aus Sicht der Baktieren zum Verhängnis!
Unsere westliche Esskultur mit zu viel an tierischen Fetten und zu wenig an pflanzlichen Ballaststoffen dezimiert die Vielfalt der Bakterien! Dafür vermehren sich schädliche Bakterien, die unter anderem Substanzen wie Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) produzieren. Und diese erhöhen das Infraktrisiko! Und was dazukommt: Dieser Stoff gelingt auch über die sensible Darmwand ins Blut.
Und das sagt ein ausgeeiesener Spezialist zu diesem Thema: “Es gibt genug Hinweise auf eine Verbindung zwischen chronischen Krankheiten und unseren Darmmikroben”, sagt der irische Mikrobiologe Kieran Tuhoy im aktuellen Bericht in der ZEIT.
Was soll ich dann essen?
Der Darm kann seine Bakterienzusammensetzung innerhalb eines Tages ändern – wobei sie grundsätzlich von Mensch zu Mensch verschieden ist! Neueste Erkenntnisse belegen, dass es so genannte “Darm-Enterotypen” gibt. Je nach Typ gibt es bestimmte Veranlagungen. Grundsätzlich aber ist es für eine “gute” Bakterienkultur sinnvoll, besonders faserhaltige Pflanzennahrung, fermentierte Nahrungsmittel wie Sauerkraut und Jogurt zu essen. Und dafür keinen oder weniger Zucker oder Weißmehlprodukte.
Die Erforschung der biochemischen Mechanismen im Darmstecken steckt noch in den Kinderschuhen. Aber sie ist spannend und aufschlussreich. Und all das zusammen macht Hoffnung, die Gesundheit doch in einem größeren Maße selbst mit beeinflussen zu können.
Aktuelle Ernährungstipps gibt es hier!
Fernsehtipp der Redaktion:
Die Dokumentation “Neues aus dem Reich der Mitte” auf 3sat (Mediathekbeitrag, der bis Anfang 2015 einsehbar ist).
Buchtipp der Redaktion:
Immer mehr Forschungsergebnisse aus Medizin und Biologie zeigen: Der Einfluss von Bakterien auf unsere Gesundheit, unsere Stimmung und unser Denken ist immens. Es fragt sich, wer in unserem Körper eigentlich das Sagen hat.
Der Bund fürs Leben
ISBN 9783446438798
Charisius, Hanno und Friebe, Richard
Verlag Hanser 2014
Quelle:
www.zeit.de/2014/12/mikrobiom-bakterien-darm
www.3sat.de