Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Unkrautvernichter Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen eingestuft. Und nun? Jahrelang wurde es auf europäischen Feldern versprüht.
Glyphosat krebserregend?
Die Berichterstattung der alternativen Medien zu diesem „wahrscheinlich“ gefährlichen Produkt, hat Früchte getragen. Große Händler wie ReWe, Bauhaus, toom-Baumärkte (gehören zur ReWe Gruppe), Otto, Hagebau, Obi und viele mehr, nehmen die Produkte des Anbieters Monsanto, die Glyphosat enthalten aus den Regalen. Hornbach zum Beispiel hat zumindest die Konzentrate verbannt, verkauft verdünnte Lösungen jedoch weiter. Der Handel reagiert, doch eine Hintertür bleibt offen: das Internet. Beim Handelsriesen Amazon ist das Produkt in verschiedenen Ausführungen nach wie vor per Mausklick erhältlich.
Schon lange stand Glyphosat unter Verdacht, Krebs auszulösen und Embryonen zu schädigen. Nun wurde dieser Verdacht erstmals offiziell bestätigt. In der im Juli 2015 veröffentlichten Monographie der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) wird das Herbizid Glyphosat in die Gruppe 2A eingestuft. Diese Kategorie umfasst Substanzen, die bei Tieren mit Sicherheit und bei Menschen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Krebs auslösen. An der Auswertung der IARC waren ausschließlich unabhängige Wissenschaftler beteiligt – im Gegensatz zu den Bewertungen von Deutschen und EU-Behörden. Das Bundesamt für Risikobewertung erkennt keine Gesundheitsgefahren durch Glyphosat und empfiehlt sogar eine Erhöhung des Grenzwerts zur täglichen Aufnahme.
Glyphosat – was ist das?
Glyphosat ist das weltweit am häufigsten verwendete Pflanzengift (Herbizid). Bekannter unter dem Markennamen Roundup. Ein Kassenschlager des Monsanto-Konzerns. In Deutschland wird Glyphosat auf ca. 40 Prozent der Felder versprüht. 6000 Tonnen Glyphosat werden so jährlich in Deutschland verkauft, eine Million Tonnen landen dabei weltweit auf Weizen- und Sojafeldern. Der Unkrautvernichter wird hauptsächlich in der Landwirtschaft verwendet, um die Felder von Wildkräutern freizuhalten und um kurz vor der Ernte die Reifung von Getreide zu beschleunigen (Sikkation).
Glyphosat –Monsantos globale Giftspritze
Glyphosat ist ein Breitbandherbizid. Es tötet nicht nur Beikräuter, sondern jede Pflanze, die nicht im Vorfeld gentechnisch darauf vorbereitet wurde, dieses Pflanzengift zu überleben. Pestizide und genmanipuliertes Saatgut aus einer Hand. Seit Einführung 1974 ein Milliardengeschäft für Konzerne wie Monsanto.
Bereits im März hatten IARC-Mitarbeiter im Fachblatt “Lancet Oncology“ über diese Einstufung berichtet. Nun hat die Behörde aber ein umfassenderes Dokument veröffentlicht, auf das sich die Entscheidung stützt.
Krebs-Experten aus 11 Ländern kamen einstimmig zu dem Ergebnis, das Glyphosat bei Tieren Krebs auslösend wirkt. Glyphosat erhöhte die Rate von Geschwülsten in der Bauchspeicheldrüse und Hautkrebs. Auch wurde mitunter eine Häufung von Karzinomen der Nierentubuli und von bösartigen Tumoren im Stütz- und Bindegewebe festgestellt. Beim Menschen konnten die Wissenschaftler begrenzte, jedoch überzeugende Beweise vorlegen, dass auch hier das Herbizid Lymphdrüsen- und Lungenkrebs auslösen kann. Zudem haben Untersuchungen gezeigt, dass Glyphosat in menschlichen und tierischen Zellen DNA- und Chromosomenschäden verursacht.
Eine europaweite Studie im Auftrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Friends of Earth wies nach, dass 70 Prozent der untersuchten Urinproben Glyphosat enthielten. Eine weitere, von den Grünen, beauftragte Studie zeigt, dass auch in der Muttermilch stillender Frauen Glyphosat Rückstände gefunden wurden.
Rückstände tauchen auch in Grundnahrungsmitteln wie Weizen (Teig- und Backwaren), Mais, Soja und Zucker auf. Stichproben ergaben Rückstände ausßerdem in Haferflocken. Die Zeitschrift Ökotest fand ebenfalls Glyphosat in Brötchen und Mehl.
Glyphosat-Rückstände lassen sich nicht von Futter- oder Nahrungsmitteln abwaschen. Auch erhitzen oder einfrieren bringt nicht den gewünschten Erfolg. Sie halten sich bis zu einem Jahr in Futter- und Nahrungsmitteln.
Glyphosat und seine Auswirkungen auf die Natur
Weniger Wildpflanzen auf und neben den Ackerflächen bedeuten auch weniger Lebensraum für Bienen und andere Insekten, welche wiederum Hauptnahrung für viele Vogelarten sind. Der Einsatz von Glyphosat und anderen Pestiziden führt damit zu einer geringeren Artenvielfalt. 30 Prozent aller Vögel der Agrarlandschaft stehen bereits auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. Besonders empfindlich reagieren Amphibien auf das Herbizid. Ihre Embryonalentwicklung wird gestört und viele Kaulquappen sterben. Bei Regen wird das Glyphosat nämlich in den nächsten See oder Weiher gespült. Für Gewässer ist Glyphosat hochgiftig. Je nach Konzentration vernichtet es alles, was in diesem Gewässer lebt und wächst.
Es bleibt spannend.
Monsanto kündigte eine eigene “unabhängige Überprüfung” an. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) muss abwägen: Übernimmt sie die positive Beurteilung aus Berlin? Oder lässt sie sich von den Warnungen umstimmen? Eine Entscheidung fällt die EU-Kommission nach Empfehlung der EFSA. Ob wirklich noch 2015, ist fraglich. Eine Verschiebung wird bereits diskutiert.
Wie können wir uns vor Glyphosat schützen?
- Rufen wir uns wieder in Erinnerung das „Wildkräuter“ oft einen höheren Nährwert haben als Kulturgemüse. Aus essbaren Wildkräutern zaubern wir Salate, Smoothies, Suppen… Unserer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
- Wir greifen am besten auf Bio-Produkte der Region zurück.
- Wir verwenden selbst keine Herbizide oder Pestizide.
- Wir nehmen Einfluss auf die, in diesem Jahr, anstehende Entscheidung der EU-Kommission, ob die Zulassung des Wirkstoffs Glyphosat in der Europäischen Union verlängert wird. Nach dem Willen der EU-Kommission soll das Mittel noch mindestens einige Monate in Europa verkauft werden dürfen. Der Arzt Dr. Jan Salzmann fordert mit einem Ärzte-Appell bei campact e. V. an Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und den Präsidenten des Bundesamtes für Risikobewertung, Andreas Hensel, ein Verbot des Ackergiftes.
Diese Beiträge könnten Dich auch interessieren:
Krebs: Ungewöhnliche Tropenfrucht soll wesentlich wirksamer sein als Chemotherapie
Impfen oder Nichtimpfen? – Studien zeigen immer deutlichere Ergebnisse
Hirnsand – Verkümmert unsere Zirbeldrüse?
- Studien und Fakten zu Glyphosat
- Broschüre: RoundUp - die unterschätzte Gefahr
- ARD-Magazin Fakt: Missbildungen durch Glyphosat?
- 3-sat-Nano: Forscher finden Glyphosat in Mensch und Tier (Video)
- Spektrum: Herbizid tötet Kaulquappen
- Studie zu Glyphosat und Muttermilch
- BUND: Glyphosat im Urin
- ARD-Magazin Fakt (Video)
- Ökotest: Glyphosat in Brötchen
- Campact e. V
- Wikipedia - Roundup
- Some Organophosphate Insecticides and Herbicides