Mit Andrea und Veit Lindau, Eva-Maria und Wolfram Zurhorst, Arjuna und Chameli Ardagh sowie Krishnananda und Amana Trobe.
Interview mit Nicole Swidler
Liebe Frau Swidler, was genau hat Sie auf die Idee gebracht einen Wegweiser in die tiefere Liebe zu drehen? Gab es dazu einen konkreten Anlass?
Ich habe beobachtet, wie viele Beziehungen an einem bestimmten Punkt nicht weiterkommen, auf einem akzeptablen Niveau stagnieren. Obwohl tief drinnen oft die Sehnsucht nach „Mehr“ schwelt. Wenn dann die Unzufriedenheit, ja der Frust zu groß wird, drohen selbst die Beziehungen zu scheitern, deren Substanz und Liebe im Kern so lange so gut war. Das hat mich berührt, ich fand es schade und sah hier Infobedarf. Auch mein Mann und ich, wir sind 22 Jahre ein Paar, haben uns an einem bestimmten Punkt gefragt: War es das jetzt schon, können und wollen wir nicht noch näher, tiefer? Aber wie geht das, ganz besonders, wenn man sich schon so lange kennt?! Spätestens das war für mich der Startpunkt für „Mehr als Liebe“.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich am innigsten Wünschen, dass die Menschen aus Mehr als Liebe für sich und ihre Beziehungen mitnehmen?
Traut Euch, habt Mut! Ihr habt die Chance Eures Lebens, wenn ihr einen Mensch an Eurer Seite habt, der aufrichtig mit Euch Liebe wagt – geht zusammen weiter, gerade da, wo es droht, ans Eingemachte zu gehen, es lohnt sich so sehr.
Haben die Dreharbeiten zum Film in Ihrer Partnerschaft Wirkung gezeigt? Was war das Wesentlichste, dass Sie für sich und Ihre Beziehung aus den Dreharbeiten zum Film mitgenommen haben?
Wirklich: Es bereichert uns ständig, manche Erkenntnisse und Sätze sind wie tägliche Weckrufe für uns geworden. Zum Beispiel, wenn der Frustpegel steigt, meldet garantiert einer von uns an: „Wie wär’s heute mal wieder mit ‘ner Runde zurückgehaltener Botschaften?!“ Oder jeder für sich merkt: Oh je, hier war ich wieder abgrenzend und wertend, sage ich doch lieber „Just like me“. Das Allerwesentlichste für mich persönlich war: Wenn ich wirklich mehr Nähe will, muss ich meine Verletzbarkeit zulassen. Das ist immer wieder aufs Neue für mich ein mutiges Wagnis.
Mit Andrea und Veit Lindau, Eva-Maria und Wolfram Zurhorst, Arjuna und Chameli Ardagh sowie Krishnananda und Amana Trobe.
Die vier Paare im Film sind Coaches, Therapeuten, Psychiater und wirken auch beruflich als Paar. Erleichtert das Zusammenarbeiten aus Ihrer Sicht und Erfahrung den Weg in eine tiefere Liebe oder gestaltet sich der Weg dadurch schwerer? Oder spielt das gar keine Rolle?
Ich glaube, allgemein ist das schwer zu beantworten, da sehr individuell. Nur insofern vielleicht: Wer tiefer in seine Beziehung will, braucht gemeinsame Übungsfelder. Je mehr, desto besser. Von daher kann die gemeinsame Arbeit eine weitere Grundlage dafür sein. Speziell auf die vier gewählten Interviewpaare bezogen: Sie alle haben sich Beziehung und persönliche Entwicklung zum Lebensthema gemacht. Bei ihnen ist es bestimmt so, dass auch die Arbeit zusammen viel zur Vertiefung ihrer Liebe beiträgt.
Wieso haben Sie sich für diese vier Paare entschieden? Es gibt doch auch viele andere Paare, die bereits lange Zeit zusammen sind? Auch Paare, die nicht als Coaches oder Berater tätig sind.
[horizon_newsletter_box] Ich hatte in der Tat anfangs sogar geplant, auch „ganz normale“ Paare zu interviewen. Doch dann habe ich entschieden: Spannender und fokussierter wird der Film, wenn ich „Fachleute“, die ebenfalls Langzeitpaar sind, interviewe. Die ganz praktisch in ihrer eigenen Beziehung all das wagen, was sie anderen vermitteln wollen und die bereit sind, aus dem Nähkästchen ihrer persönlichen Erfahrungen zu plaudern.
Warum diese vier Paare: Zurhorsts sind die bekanntesten deutschen Beziehungsexperten und ich schätze zutiefst ihren Ansatz der Selbstverantwortung. Lindaus stehen für das Stichwort Radikalität in allem – Liebe, Commitment, Potentialentfaltung, Ehrlichkeit. Ardaghs für das höhere Potential, die spirituelle Ebene der tiefen Liebe. Und die Trobes für die Verletzbarkeit, wenn man als Paar wirklich tiefer will.
Es fällt auf, dass in diesem Film „nur“ Langzeitpaare zu Wort kommen? Ist aus Ihrer Sicht solch eine tiefere Liebe nur möglich, wenn ein Paar eine bestimme Zeitspanne zusammen verbracht hat? Oder dient „Mehr als Liebe“ als Plädoyer, nicht voreilig die Flinte ins Korn zu werfen, wenn es mal nicht wie gewünscht läuft?
„Mehr als Liebe“ richtet sich allgemein an alle, die Lust haben, ihre Liebesfähigkeit ins Zentrum zu stellen – egal ob Single, Kurz- oder Langzeitpaar. Von daher: Ich glaube, ein Paar kann sich auch von Anfang an zu einer tiefen Liebe bekennen. Aber wie das geht, das weiß nicht jeder, hier kann der Film Hinweise geben. Und ja, für Langzeitpaare soll er Ermutigung sein, dass es da wo es am meisten knarzt, erst so richtig spannend wird. Aber vor allem soll der Film „Lustmacher“ sein: Eine Beziehung ist Bereicherung pur, macht irre Spaß und wird zu einer unendlichen, immer wieder neuen Reise zusammen – wenn man entschieden ist, sie als Transformationschance anzunehmen.
Was machen all die Menschen, die es aus zeitlichen Gründen (Alter) nicht mehr schaffen eine Langzeitbeziehung zu erleben und in vorherigen Beziehungen diese Tiefe noch nicht erlebt haben? Müssen diese sich damit abfinden, dass die tiefere Liebe in einer Beziehung für sie in diesem Leben nicht mehr auf dem Plan steht?
Tiefe Liebe ist allen voran etwas, was man für sich selbst erobert. Und erst in zweiter Linie zusammen. Für die Liebe das Herz zu öffnen, dafür ist es meiner Meinung nach nie zu spät, nicht mal auf dem Sterbebett, denn es ist unsere eigentliche Mission. Und sie lässt sich mit allen und allem leben und erleben – sie ist eine Haltung dem Leben an sich gegenüber. Jederzeit und überall (noch) entfaltbar: Egal ob mit dem Partner/in, Kind, Freunden, Nachbarn – oder eben auch der Krankenpflegerin, die einem in den letzten Minuten des Lebens vielleicht zufällig begleitet.
Mit Andrea und Veit Lindau, Eva-Maria und Wolfram Zurhorst, Arjuna und Chameli Ardagh sowie Krishnananda und Amana Trobe.
Was bedeutet Liebe konkret für Sie?
Essenz. Das, woraus wir sind und wohin wir im tiefsten Kern alle streben.
Für manche Paare gestaltet sich die Beziehung einfach quälend, weil keine Veränderung eintritt, obwohl Aussprachen stattfinden. Was empfehlen Sie diesen Paaren? Was sollen Paare tun, bei denen es, trotz intensiver Gefühle füreinander, überhaupt nicht passen will?
Komplex: „Trotz intensiver Gefühle“ oder „quälend“, da gäbe es jetzt viel zu sagen und das ist sicher sehr individuell. Spannend wäre zu fragen, was sind es genau für intensive oder quälende Gefühle? Gesunde oder gar co-abhängige, die fühlen sich nämlich oft sehr intensiv an, sind aber nicht konstruktiv, beziehungsförderlich – will ich das, wenn nein, kann ich es ändern? Grundsätzlich lohnt bei jedem scheinbar unlösbaren Beziehungsproblem ehrlich zu betrachten: Was gibt es hier jeder für sich und zusammen noch zu erobern, lernen, zu befreien, bevor man beantworten kann, ob man wirklich kein Potential mehr zusammen hat. Schlussendlich bin ich rein persönlich klar der Meinung, Trennung kann ein wundervoll liebevoller Schritt sein, wenn die Potentiale gemeinsam tatsächlich ausgeschöpft sind – ob das wirklich so ist, muss jedes Paar für sich oder unter fachlicher Mithilfe beurteilen.
Wie drückt sich die tiefere Liebe in Ihrer Partnerschaft aus? Und gibt es etwas, was Sie unseren Lesern dringend ans Herz legen, um eine immer tiefere Liebe in ihrer Beziehung zu erfahren?
In unserer eigenen Partnerschaft, im Fokus: Dass wir Negatives wie Positives als gleichwertige Chance sehen, uns tiefer zu erkennen und begegnen. Jeder für sich und miteinander.
Und den Lesern wünsche ich unendlich viel Zuversicht und Mut, die Herzen immer offen zu halten für all die Wunder, die sie zusammen erleben können.
Mehr als Liebe – Der Trailer zum Film von Nicole Swidler
Ein flammendes Bekenntnis zu tieferer Liebe für Paare, Singles und Suchende, die Antworten suchen.
Lösungsorientiert und optimistisch ist dieser Film eine Ermutigung zu einem großen, langwährenden Abenteuer zu zweit: einer Liebe der offenen Herzen!
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“Liebe Dich selbst” – Porträt Eva-Maria Zurhorst
“Denn es ist der Kopf, der die Liebe zerstört” – Gastautor Dieter Broers
“Von der Liebe…” – Udo Grube
Mit Andrea und Veit Lindau, Eva-Maria und Wolfram Zurhorst, Arjuna und Chameli Ardagh sowie Krishnananda und Amana Trobe.