Der Begriff Mikroplastik dürfte mittlerweile für die meisten nicht mehr neu sein. Zwar ist es in den letzten Jahren ruhiger um die bunten Partikel geworden, was aber längst nicht bedeutet, dass es sie nicht mehr gibt. Im Gegenteil, während wir von Pandemie, Krieg, Inflation, Energiekrise und FIFA/Katar Skandal abgelenkt sind, treibt das Mikroplastik nach wie vor sein Unwesen. Und seien wir mal ehrlich, in den letzten Jahren lief das mit dem Plastiksparen ja eher semi erfolgreich, wenn ich an all die Masken, Test-Kits etc. denke… Doch kommen wir auf den Punkt. Mikroplastik wurde vor einigen Jahren bereits im menschlichen Kot nachgewiesen, was den Verdacht unterstrich, dass die Kunststoffe längst den Weg in unsere Nahrungskette fanden. Jetzt aber haben Wissenschaftler erstmals auch in menschlichen Lungen Mikroplastikpartikel gefunden, was darauf schließen lässt, dass sich diese eventuell sogar in unserer Atemluft befinden…
In den Untiefen der menschlichen Lunge…
Wissenschaftlern der britischen University of Hull und der Hull York Medical School haben Proben aus dem Lungengewebe von 13 OP-Patienten entnommen. Was sie dort gefunden haben, hat die Mediziner schockiert. In sage und schreibe 11 von 13 dieser Proben fanden sie mikroskopische Plastikpartikel, bestehend aus Polypropylen und PET. Diese beiden Kunststoffe kennen wir vorwiegend von Joghurtbechern, Flaschenverschlüssen, Strohhalmen, Sportmoden oder auch Armaturen im Auto. PET ist hauptsächlich in Trinkflaschen vorhanden (PET-Flasche).
„Wir hatten nicht erwartet, die höchste Anzahl von Partikeln in den unteren Regionen der Lunge oder Partikel in der Größe zu finden, die wir gefunden haben“,
sagte Laura Sadofsky, eine leitende Autorin der Studie gegenüber dem Guardian.
„Es ist überraschend, da die Atemwege in den unteren Teilen der Lunge kleiner sind und wir erwartet hätten, dass Partikel dieser Größe herausgefiltert oder eingefangen werden, bevor sie so tief vordringen.“
Insgesamt wiesen die Forscher zwölf Arten von Plastik nach – am häufigsten PET und Polypropylen. Bei männlichen Patienten sei der Plastikanteil außerdem deutlich höher gewesen als bei weiblichen.
Mikroplastik auch in menschlichem Blut nachgewiesen
Wie bereits erwähnt, wurden die kleinen Kunststoffpartikel zuvor im menschlichen Kot nachgewiesen. Forscher der Vrije Universität Amsterdam haben im Rahmen einer Studie aber zudem Mikroplastik in menschlichem Blut nachgewiesen. So wiesen von 22 Probanden 17 Personen Plastikteilchen im Blut auf. Die Wissenschaftler fanden PET, Polystyrol und Polyethylen im Blut der Probanden.
Die Wissenschaftler sind sich einig: Diese Funde sind besorgniserregend!
„Detailliertere Forschung darüber, wie Mikro- und Nanokunststoffe die Strukturen und Prozesse des menschlichen Körpers beeinflussen, ist dringend erforderlich, insbesondere angesichts der exponentiellen Zunahme der Kunststoffproduktion. Das Problem wird mit jedem Tag dringlicher“,
So Dick Vethaak von der Universität in Amsterdam. Denn bei einigen Laborexperimenten sei bereits beobachtet worden, dass die mikroskopisch kleinen Partikel bereits Schäden an menschlichen Zellen verursacht hatten.
Breaking! Mikroplastik auch in Muttermilch nachgewiesen
Neusten Meldungen zufolge haben italienische Forscher vor kurzen erstmals sogar Mikroplastik in Muttermilch nachgewiesen. Für ihre Studie untersuchte das italienische Forscherteam der Universität in Ancona 34 Muttermilchproben gesunder Mütter eine Woche nach der Geburt ihrer Kinder.
Das Ergebnis: In 76 Prozent der Proben fanden die Wissenschaftler außer den erwarteten gesunden Inhaltsstoffen, Mikroplastik. Das gleiche Forscherteam hatte bereits 2020 Plastikteilchen in der mütterlichen Plazenta gefunden. Die Sorge darum ist groß, da die Wissenschaftler nicht abschätzen können, welche Folgen der Fund auf die Entwicklung der Neugeborenen hat.
Die Wissenschaft weiß leider insgesamt noch zu wenig über die Auswirkungen von Mikroplastik auf den menschlichen Körper. Einzelne Studien weisen jedoch darauf hin, dass die kleinen Partikel größtenteils wieder ausgeschieden werden. Wenn das stimmt, werfen die Funde in Lunge, Blut, Muttermilch und Plazenta jedoch Fragen auf…
Das dachten sich auch Wissenschaftler aus den Niederlanden, die bei Untersuchungen herausgefunden haben, dass die kleinen Partikel sogar bis in die Immunzellen hervordringen und am Eiweiß und den Fetten im Körper andocken können.
Um noch mal auf das Thema mit der Muttermilch zurückzukommen, empfehlen die Wissenschaftler weiterhin das Füttern mit Muttermilch, da diese Art der Ernährung immer noch die beste Form der Säuglingsernährung sei. Vor allem vor dem Hintergrund betrachtet, dass wissenschaftliche Untersuchungen (ebenfalls aus dem Jahr 2020) belegten, dass mit Polypropylen-Fläschchen ernährte Säuglinge täglich Millionen Teilchen an Mikroplastik schlucken.
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