Kannst Du vergessen? Ich vermute, dass Deine Antwort darauf ‘Ja’ ist. Und dies nur deswegen, weil Du hin und wieder etwas vergisst, was völlig normal ist. Aber heißt das automatisch, dass Du es kannst, nur weil es Dir hin und wieder geschieht?
Die Antwort darauf ist Nein. Nur weil uns etwas geschieht, heißt es noch lange nicht, dass wir es beherrschen! Interessanter Weise weiß keiner wirklich wie Vergessen geht. Dasselbe gilt für das Lieben. Nur weil wir ein paar Menschen oder auch Dinge lieben, heißt das eben nicht, dass wir das Lieben beherrschen. Gewisse Dinge kann man also auch dann, wenn man sie nicht beherrscht. Und was heißt das? Es heißt, dass sie uns beherrschen, ganz einfach.
Meister über das Bewusstsein
Ansonsten wären wir in der Lage dazu, jeden und alles lieben zu können und auch zu vergessen, was immer wir vergessen wollen. Mit anderen Worten: Wir sind also keineswegs so große Meister über unser Bewusstsein, wie wir es uns gerne vormachen.
Kann man zum Beispiel seine Feinde lieben? Viele glauben, vor allem spirituell orientierte Menschen, dass sie das können. Woran erkennt man aber, ob das stimmt oder nicht? Daran, ob man eine Geschichte dazu braucht oder nicht. Auch wenn die Geschichte ein spirituelles oder religiöses Konzept ist, jeder Erklärung, jede Begründung ist eine Geschichte.
Du brauchst ja auch keine Geschichte, wenn Du jemanden liebst. Du liebst einfach. Aber die meisten brauchen eine Geschichte um zu erklären, weshalb sie jemanden nicht lieben. Und nein, seine Feinde kann man nicht lieben, denn wen man liebt, der ist ein Freund. In der Regel liebt man jene, die man versteht. Sogenannte Feinde sind also Menschen, oder auch Erfahrungen, die man nicht versteht. Wenn wir also wirklich alle und alles lieben lernen wollen, dann müssen wir sie verstehen lernen. Aber um jemanden oder etwas Unangenehmes überhaupt verstehen zu können, müssen wir dazu in der Lage sein, unsere Filter, unsere persönliche Betroffenheit und unsere Bewertungen beiseite zu lassen.
Aber es muss echt sein
Einfach nur so zu tun als würde man jemanden lieben oder alles verstehen, reicht also bei weitem nicht. Es muss echt sein. Das Universum spiegelt immer unser echtes Bewusstsein und nicht das, welches wir gerne hätten. Tja, das Universum lässt sich eben nicht belügen. Anderen oder vor allem auch uns selbst etwas vorzumachen ist dahingegen ein Leichtes. Und das ist es auch, was die meisten Menschen tun. Leider.
Natürlich nicht Du, aber Du kennst bestimmt einige Menschen auf die das zutrifft, stimmt’s? 😉
Nun, soviel zu dem, was ich weiß. Was ich aber nicht weiß ist; wie Vergessen geht. Warum ich es hier trotzdem erwähne? Weil es spannend ist! Wie Ihr vielleicht wisst, bin ich Bewusstseinsforscher mit Leib und Seele. Das bedeutet, dass ich nicht alle Antworten, sondern auch ganz viele spannende Fragen habe. Und letztlich sind es nicht die Antworten, sondern die Fragen, die uns weiterbringen. Daher möchte ich Euch alle dazu ermuntern, selber zu forschen und das Thema ‘Vergessen’ ist dazu mehr als geeignet. Warum? Weil es, wenn überhaupt, nur sehr, sehr schwer zu beantworten ist.
Ein Koan
Früher, in spirituellen Ausbildungen der alten Schule, war es gang und gäbe, dass der Meister seinen Schülern einen Koan mit auf den Weg gab. Was ist ein Koan? Ein Koan ist eine Frage, die sich nicht beantworten lässt. Sich einen Koan zu stellen ist also nicht dazu gedacht, die eine Antwort zu finden, sondern dazu, Dich auf eine bestimmte Reise zu bringen welche viele Fragen beantwortet, die Du Dir noch gar nicht gestellt hast oder Dir bisher nicht beantworten konntest und womöglich schon längst wieder vergessen hast. Ich finde das eine geniale Idee und ich habe es schon oft durchgeführt. Letztlich macht es auch deutlich, dass es eben nicht um das Ziel, sondern um den Weg geht.
Natürlich kennen wir alle die Weisheit: «Der Weg ist das Ziel.» Aber nur die Wenigsten verfügen über die entsprechende Erfahrung. Tja, und nachgeplapperte oder zitierte Weisheiten sind zwar nett, aber sie haben keine Wirkkraft. Warum? Weil Wissen und Weisheit zwei ganz verschiedene paar Schuhe sind!
Wer bloß über Wissen verfügt, der muss das, was er sagt und lehrt, mit viel ‘Tamtam’ aufwerten. So tragen sie wallende Roben, Krönchen auf ihrem Haupt, tonnenweise Räucherstäbchen, anmutend wirkenden Singsang und allerlei Rituale. Die Weisheit braucht das alles nicht. Weisheit bezieht sich auch nicht aus hohen Gefilden gechannelten Botschaften von Wesenheiten, die beeindruckende Namen tragen. Weisheit ist immer einfach und unspektakulär. Warum? Weil jene, die für Weisheit empfänglich sind, sich auf das rein Innere konzentrieren. Das nannte man früher Esoterik, die Lehre des Innern. Heutzutage ist dies zum Kommerz zerfallen und das, was heute allgemein als esoterisch bezeichnet wird, ist Exoterik, nach außen gerichtet. Daher sehen wir unter spirituell orientierten Menschen so viele Scheinglückliche, Scheinheilige, Scheinerwachte und Scheinerleuchtete. Es ist also ein schmaler Grat zwischen Erleuchtung und Verblendung.
Ich weiß, dass Du aufgrund des Titels meines Artikels vermutlich etwas ganz anderes erwartet hast. Aber genau das ist gewollt. Dies bewirkt, dass die ‘richtigen’ Menschen meine Worte lesen. Mit ‘richtigen’ meine ich ‘forschende’ Menschen. Jene, welche nicht bloß auf der Jagd nach Antworten oder auf der Flucht vor der Wahrheit sind. Verstehst Du?
Also:
Wie machst Du das, ‘vergessen’? Du kannst es, aber wie machst Du es?
In diesem Sinne alles Liebe und viel Spaß beim Forschen.
Bruno Würtenberger
aber, ich möchte nicht vergessen. Warum, für was sollte das Vergessen gut sein? Um keinen Groll mehr zu haben? Um daß es mir besser geht? Daß ich friedlicher bin mit diesen Menschen? Nein, ich möchte nicht vergessen. Liebe Grüße Beatrix Petra Höllrigl