Man könnte behaupten, die Digitalisierung lässt uns effizienter arbeiten und spart teilweise sogar Energie. Anderseits wird aber immer mehr Elektromüll produziert, der anspruchsvolles Recycling voraussetzt. Zudem ist der Verbrauch kostbarer Rohstoffe enorm. Daher stellt sich die Frage: Fluch oder Segen – wie schlecht ist die Digitalisierung für unsere Umwelt?
Digitalisierung: Megatrends der heutigen Zeit
Tatsache ist: Die Digitalisierung stellt aktuell eine große Umweltbelastung dar, obwohl sie prinzipiell in der Lage wäre, den Umweltschutz zu unterstützen. Die Kombination aus Chance und Risiko sorgt dafür, dass die Digitalisierung in puncto Umweltbilanz weder schlecht noch gut ist.
Um die Digitalisierung grüner zu machen, müssten daher sowohl wir als Bürger als auch die Wirtschaft und Politik ihren Beitrag leisten.
Die Digitalisierung, der Klimawandel und die Globalisierung sind die drei großen „Megatrends“ der heutigen Zeit. Sie sorgen für Veränderungen im Leben aller Menschen auf dem Planeten. Die Menschheit steht nun vor der Frage, zu welchem Zweck digitale Technologien überhaupt angewendet werden. Und wie sich die Menschheit den ökologischen, sozialen und ökonomischen Frieden sichert. Durch die Digitalisierung stellen sich alte Fragen daher auf neue Weise: Die Fragen der Konzentration von politischer und wirtschaftlicher Macht, Zugang und Teilhabe sowie Eigentum und Verteilung, gewinnen neue Bedeutung. Insbesondere die Digitalisierung nimmt heutzutage aber erheblichen Einfluss auf Umwelt und Natur.
Sollte dieser Einfluss unverändert fortgesetzt werden, wird die Digitalisierung zu einem Brandbeschleuniger für soziale und ökologische Krisen weltweit. Der Hauptgrund liegt darin, dass die Überschreitung planetarer Grenzen durch die Digitalisierung beschleunigt wird – mehr Konsum, mehr Rohstoff- und Energieverbrauch und mehr Verkehr schöpfen die Erdressourcen langsam, aber sicher aus und führen zu einer globalen Erdüberlastung.
Digitalisierungsrisiken und ökologische Chancen
Ein effizienter Umweltschutz durch die Digitalisierung ist prinzipiell möglich. Durch die digitalen Technologien könnte ressourcenschonend gearbeitet und die Firmenprozesse ökologisch gestaltet werden. Durch Umweltmonitoring, die Umwelteinflüsse einzelner Prozesse eingeschätzt und entsprechend optimiert werden. Darüber hinaus können erneuerbare Energien verstärkt genutzt werden, um Anlagen und Maschinen nachhaltig zu betreiben.
Leider wirkt sich die Digitalisierung auf die Ökobilanz aktuell negativ aus. Der Hauptgrund ist der derzeit große Bedarf an Sensoren und Computern – und deren Fertigung verbraucht enorm viel Ressourcen und Energie. Durch solche Technologien steigt der Energieverbrauch, was ebenso negative Folgen für die Umwelt zufolge hat.
In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach digitalen Technologien stark gestiegen. Die heutigen digitalen Geräte sind im Vergleich zu ihren Vorgängern zwar deutlich ökologischer, jedoch auch deutlich gefragter – und nach kurzer Zeit wieder abgestoßen. Die positiven Auswirkungen der Digitalisierung werden durch solche Gegeneffekte aufgehoben.
Der richtige Beitrag muss von allen kommen
Um die Digitalisierung umweltfreundlicher und grüner zu gestalten, müssen alle gesellschaftlichen Akteure zusammen anpacken. Zunächst muss die Politik aber die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, um die ökologischen Arbeitsprozesse lohnenswert zu gestalten. Dies könnte zu einer Kreislaufwirtschaft führen. Die Privatwirtschaft muss hingegen für sich selbst die Vorteile von nachhaltigem Wirtschaften erkennen. Einerseits lässt sich hierdurch ein positives Image erzielen, und anderseits Kosten einsparen, was an sich große Wettbewerbsvorteile sind.
Auch die Verbraucher selbst können ihren Energieverbrauch deutlich reduzieren. Jede E-Mail, jede Konferenz und jedes Online-Video verursacht einen hohen Energieverbrauch. Somit kann jeder Nutzer eine Menge Energie sparen und seinen Beitrag zum Umweltschutz leisten, indem er nur dort digitale Technologien einsetzt, wo sie wirklich notwendig sind.
Die Erfolgsformel – auf Bequemlichkeit verzichten
Damit alle einen Beitrag zum Umweltschutz leisten können, müssen sie auf ihre Komfortzone verzichten. Natürlich ist es einfacher die Nachhaltigkeit aus dem Blick zu nehmen und die bestehenden Firmenprozesse beizubehalten. Für Politiker ist es ebenso einfacher in der Umweltpolitik keine einschneidenden Veränderungen vorzunehmen und alles beim Alten zu belassen. Und zuletzt ist es auch für uns als Verbraucher einfacher, die Technologien anzuwenden und unser Konsumverhalten nicht zu hinterfragen. Gehen wir aber weiterhin so rücksichtslos mit diesen Themen um, verpassen wir die Chancen, die Digitalisierung auch für den Umweltschutz zu nutzen.
Die Digitalisierung an sich ist deshalb weder schlecht noch gut – und dies betont auch das Bundesamt für Umweltschutz. Vielmehr kommt es darauf an, wie die zur Verfügung stehenden digitalen Technologien genutzt werden. Wird die digitale Technologie richtig eingesetzt, kann sie einen großen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Wird sie aber falsch eingesetzt, werden die Folgen für die Umwelt langfristig sehr negativ ausfallen.
Trendwende der Digitalisierung als Ausgangslösung
Die Menschheit und insbesondere unser Planet brauchen eine Trendwende der Digitalisierung. Damit können Umweltschutz, Gerechtigkeit und Wohlstand zusammengebracht werden. Nachhaltig ausgerichtete Digitalisierung kann zum wahren Chancentreiber werden, denn sie:
- unterstützt das bessere Verständnis der Nachhaltigkeit von Finanzinvestitionen,
- macht eine echte Kreislaufwirtschaft möglich,
- schafft zusätzliche Transparenz für Verbraucher und in Lieferketten,
- hilft Arten zu schützen und Äcker präzise zu düngen,
- verbindet Bahnen, Autos, Busse und Fahrräder auf dem Land und in der Stadt,
- unterstützt die Energiewende und erneuerbare Energiequellen.
Deshalb braucht die Gesellschaft weltweit neue Regeln, Anreize und gute Beispiele, um die Digitalisierungs-Chancen für die Umwelt nutzen zu können.
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