„Die Normalität ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen – doch es wachsen keine Blumen auf ihr.“ –Vincent van Gogh
Biophysiker und HORIZONWORLD-Gastautor Dieter Broers über das, was wir “normal” nennen. Die Normalität des Wahnsinns – der Wahnsinn der Normalität.
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Liebe Freunde,
dieser Artikel liegt außerhalb der Norm, es ist ein Artikel den ich normalerweise nicht schreiben sollte (warum eigentlich nicht?), einen Artikel über die sogenannte Normalität.
„Das ist doch nicht normal!“
Mit der größten Überzeugung erklären wir im Alltag Dinge für normal oder unnormal. Doch wer nachfragt, was genau normal bedeutet, bekommt höchstens eine tautologische Antwort: „Na, normal eben!“ Sobald sich aber die Dinge grundlegend ändern, wird „Normalität“ zum Streitfall.
Den Ursprung des “Normalen” verstehen
Dabei galt das Wort Norm im Ursprung als Maßeinheit die es einzuhalten gilt (Norm als Maßeinheit, von lateinisch norma ursprünglich ‚Winkelmaß‘[1]). So galt es irgendwann als angemessen, dass auch wir an diese Norm angepasst wurden. Ein der Norm entsprechender Mensch wurde als ein „guter Bürger“ klassifiziert. So sind beispielsweise soziale Normen konkrete Handlungsanweisungen, die das soziale Verhalten betreffen.
Ich möchte euch darauf auch darauf hinweisen, dass das Eigenschaftswort sozial fälschlicherweise (normalerweise) als Synonym zu „gesellschaftlich“ (also am Gemeinsinn oder Gerechtigkeit in der Gesellschaft orientiert) verwendet wird. Stattdessen beschreibt der Begriff des Sozialen eine Handlungsvoraussetzung.[2]
So gesehen ist der normale – also normierte – Mensch in künstlichen Strukturen eingebunden, die ihn in seinem göttlichen Wirken extrem begrenzen. Osho[3] schreibt dazu: „Was wir den „normalen“ Menschen nennen, ist nichts als normale Pathologie oder normaler Wahnsinn, normale Geisteskrankheit. Auch der normale Mensch ist geisteskrank, aber geisteskrank innerhalb von Grenzen, den akzeptierten Grenzen der Gesellschaft, der Kultur.“
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Wir brauchen mehr “Verrückte”!
In unserem normalen Alltag werden die von der Norm abweichenden Menschen als Außenseiter gesehen. Ein solcher Außenseiter ist somit eine Person, die sich nicht an die Gemeinschaft anschließt/anpasst oder von den anderen ausgeschlossen wird. In diesem Normsystem werden Bezeichnungen wie ”verrückt“ oder ”wahnsinnig“ stets für einzelne Personen oder kleine Gruppen verwendet. Fälschlicherweise liegt ihnen dann ein Vergleich mit dem als üblich oder ”normal“ wahrgenommenen Verhalten der Mehrheit zugrunde. Ein derartiges Normensystem ist offenbar darauf ausgelegt, alle Andersdenkenden, Nichtgleichdenkenden bzw. Alternativdenkenden, als Ausgeflippte oder Ausgeschlossene zu bannen. In einem solchen System werden wahrhaft humanistische Ideen und heilsbringende Erfindungen nahezu vollständig vereitelt. Ich frage mich, wie es dazu kam, dass etwas Übliches im Sinne einer Mehrheit zu einer verordneten Norm wurde?
Mehrheit bezeichnet die überwiegende Anzahl aus einer Anzahl von Menschen oder Dingen. Vorwiegend wird das Wort benutzt, um Regeln für Wahlen und Abstimmungen zu formulieren, wobei insbesondere beschrieben wird, welche Art von Mehrheit notwendig ist, damit eine Entscheidung Gültigkeit erlangt.
Eine Regel ist eine aus bestimmten Regelmäßigkeiten abgeleitete, aus Erfahrungen und Erkenntnissen gewonnene, in Übereinkunft festgelegte, für einen bestimmten Bereich als verbindlich geltende Richtlinie[4].
Im Allgemeinen (eben normalen) Sprachgebrauch wird Normalität als Angepasstheit und der Norm entsprechend gedeutet. Jemand der sich außerhalb der „Normalität“ verhält, ist eine absonderliche Person, die gern von der Gesellschaft ausgegrenzt wird. Normalität ist gewollt. Zumindest in einer normalen Gesellschaft. Normalität wird nicht etwa durch eine bestimmte Qualität definiert, normal ist das, was die Mehrzahl macht.
Es ist unverkennbar, dass aus dieser Sicht die Mehrheit niemals „verrückt“ sein kann. Sie legt selber fest, was „normal“ und damit eben das Gegenteil von verrückt ist. Bedauerlicherweise legt die Mehrheit ihren Fokus auf das sichtbare und oberflächliche Verhalten. Schon deswegen, weil sich in alltäglichen (normalen) Situationen kaum noch die Gelegenheit ergibt, mehr als nur oberflächliches Denken, Fühlen, und Erleben anderer Menschen zu erfahren. Die „normale“ Routine des Alltags hat uns in ihre seelenlosen Programme eingebunden.
Der Kabarettist Dieter Hildebrandt fasst diesen Irrsinn zusammen mit den Worten: „Leute, fresst Scheiße, Millionen Fliegen können nicht irren!“
Normalerweise wollen wir doch alle nur Glücklich-Sein. Oder?
Das an sich subjektive Kriterium des Wohlbefindens und des „Glücklich-Seins“ ist im normalen Leben eine erstrebenswerte Maxime. Mit Freiheit hat das nichts zu tun. Innerhalb der von uns akzeptierten „Normalität“ haben diese Lebensziele in Wirklichkeit zu einer seelenentfremdeten Gesellschaft geführt.
Liebe Freunde,
solange es keinem Anderen schadet, sollten wir unsere ganz persönlichen Normen aus unserem Herzen definieren. Wäre es nicht wunderbar, wenn Frieden, Gemeinsinn, Freude und Harmonie zur Normalität zählen würde?
„Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben“.
George Bernard Shaw
Me Agape
Weitere Beiträge von Dieter Broers findest du bei uns in der HORIZONWORLD.
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